Demnach sagte Guzmáns langjähriger Mitarbeiter Alex Cifuentes den Behörden, dass der Drogenbaron junge Mädchen – teilweise erst 13 Jahre alt – unter Drogen setzte und vergewaltigte. Eine Frau habe Guzmán Fotos der Mädchen geschickt und für jedes von ihnen von «El Chapo» 5000 Dollar verlangt.
Cifuentes, der diesen Dienst selbst drei bis vier Mal in Anspruch genommen habe, half Guzmán demnach dabei, den Mädchen eine «pulverartige Substanz» zu verabreichen. Während seiner vier Tage dauernden Zeugenaussage in dem Prozess, der am Donnerstag nach drei Monaten zu Ende ging, hatte Cifuentes nichts derartiges ausgesagt.
El Chapo streitet ab
Guzmáns Anwalt Eduardo Balarezo erklärte per E-Mail, sein Mandant bestreite Cifuentes' «Behauptungen». Für sie gebe es «keinerlei Bestätigung». Die Aussagen seien so «unglaubwürdig» gewesen, dass sie nicht ins Verfahren eingeführt worden seien. Es sei «bedauerlich», dass sie nun so kurz vor den Beratungen der Jury publik gemacht worden seien.
Die Verteidigung hat Freispruch für El Chapo gefordert. Der Star-Anwalt Jeffrey Lichtman sagte in seinem Schlussplädoyer, griff insbesondere die Zeugen der Anklage Jorge und Alex Cifuentes an. Diese hatten nach eigener Aussage lange Kokain an Guzmán geliefert, bevor sie mit der US-Justiz zusammenarbeiteten.
Gegen 155 Tonen Kokain gedealt
Guzmán ist unter anderem wegen Drogenschmuggels, Waffenhandels und Geldwäscherei angeklagt. Laut Anklage soll das mexikanische Sinaloa-Kartell unter seiner Führung zwischen 1989 und 2014 fast 155 Tonnen Kokain und grosse Mengen andere Drogen in die USA geschmuggelt haben. Ihm droht lebenslängliche Haft.
Während des Verfahrens hatte die Anklage über 50 Zeugen befragt sowie hunderte Dokumente und Dutzende abgehörte Telefonate aufgeboten. Sie schilderten bis in die grausamsten Details die extreme Gewalt und Korruption innerhalb des mächtigen Drogenkartells.