USA - Grossbritannien
Gemeinsame Erklärung zum 75. Jahrestags der Landung der Alliierten

Dudelsackspiel und donnernde Flugzeuge - und nachdenklich stimmende Berichte von Zeitzeugen: Mit einer feierlichen Zeremonie haben die Staats- und Regierungschefs der westlichen Alliierten und Deutschlands der Landung in der Normandie im Zweiten Weltkrieg gedacht.
Publiziert: 05.06.2019 um 14:14 Uhr
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Aktualisiert: 05.06.2019 um 18:41 Uhr
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Die grösste Landungsoperation der Militärgeschichte hatte entscheidende Bedeutung für den weiteren Verlauf des Zweiten Weltkrieges.

An der Veranstaltung am Mittwoch in der südenglischen Hafenstadt Portsmouth nahmen auch die britische Königin Elizabeth II., die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump teil. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, die britische Premierministerin Theresa May und Thronfolger Prinz Charles zählten ebenfalls zu den Gästen.

In einer gemeinsamen Erklärung bekannten sich die 16 teilnehmenden Länder zu ihrer Verantwortung, dafür zu sorgen, dass sich die Schrecken des Zweiten Weltkriegs niemals wiederholen.

«In den vergangenen 75 Jahren haben sich unsere Nationen für den Frieden in Europa und der Welt eingesetzt, für Demokratie, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit», hiess es darin. «Wir werden als Verbündete und Freunde zusammenarbeiten, um diese Freiheiten zu verteidigen, wann immer sie bedroht sind.»

Als einige der etwa 300 anwesenden Veteranen die Bühne betraten, brandete Beifall auf. Selbst die 93 Jahre alte Queen erhob sich mehrmals von ihrem Platz. Sie stach mit einem pinken Mantel und Hut zwischen den Staats- und Regierungschefs auf der Ehrentribüne heraus; die Königin liebt auffallende Farben.

In einer Ansprache lobte die Queen den Mut der Soldaten, die vor 75 Jahren an der Landung teilnahmen. Ihr Vater, König George VI., habe damals einen neuen Geist und eine unbezwingbare Entschlossenheit gefordert, sagte die Queen. «Genau das haben viele mutige Männer in die Schlacht mitgebracht, da das Schicksal der Welt von ihrem Erfolg abhing», betonte sie. Viele junge Leute seien aber nie von dort zurückgekehrt.

Anders als die meisten Teilnehmer hat sie eigene Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg. Während dieser Zeit machte Elizabeth eine Ausbildung zur Lastwagenfahrerin und -Mechanikerin in der Armee.

Schon damals strotzte sie vor Pflichtbewusstsein. Einen kurzen Moment der Ausgelassenheit erlaubte sie sich, als Deutschland kapitulierte: Die Menschen tanzten auf den Strassen Londons, Elizabeth mischte sich unerkannt unter die Feiernden. «Wir wurden von einer Welle der Freude und Erleichterung getragen», erinnerte sie sich einmal.

Merkel bezeichnete ihre eigene Teilnahme an dem Gedenken als «Geschenk der Geschichte". Die Landung der Alliierten in der Normandie habe Deutschland letztendlich die Befreiung vom Nationalsozialismus gebracht und die Grundlage für die Nachkriegsordnung gelegt.

«Dass ich als deutsche Bundeskanzlerin heute dabei sein kann, und dass wir heute gemeinsam für den Frieden und die Freiheit eintreten, das ist ein Geschenk der Geschichte, das es zu schützen und zu pflegen gilt», sagte Merkel vor Journalisten.

Merkel kam auch kurz mit US-Präsident Donald Trump zusammen. Die Sprecherin des Weissen Hauses, Sarah Sanders, teilte mit, Trump und Merkel hätten die aktuelle Situation in Libyen und die sich verschlechternde Lage in West-Afrika besprochen.

Sie hätten sich darauf geeinigt, ihre Gespräche beim G20-Gipfel Ende des Monats im japanischen Osaka fortzusetzen. Bis zuletzt hatte es öffentlich Unklarheit gegeben, ob das Treffen in Portsmouth tatsächlich stattfinden würde.

Zum Abschluss der Gedenkveranstaltung donnerten mehrere historische und moderne Militärflugzeuge über das Veranstaltungsgelände am Hafen von Portsmouth. Ein Kriegsschiff feuerte Salutschüsse ab. Rund 300 Veteranen sollten nach den Feierlichkeiten auf dem Seeweg in die Normandie gebracht werden - in Erinnerung an die gefährliche Reise, die die vielen Soldaten im Juni 1944 über den Ärmelkanal antraten.

Zu dem Event gehörten auch Musik- und Tanzeinlagen auf einer überdachten Bühne nahe am Wasser. Mehrere Tagebucheinträge von Zeitzeugen wurden verlesen, unter anderem von May, Kanadas Premier Justin Trudeau und Macron. Trump verlas ein Gebet.

Für Trump war es der dritte und letzte Tag seines Staatsbesuchs in Grossbritannien. Er und First Lady Melania waren am Montag feierlich im Buckingham-Palast empfangen worden. Am Dienstag hatte sich Trump mit der scheidenden Regierungschefin May getroffen.

Der öffentlichen Teil des Geländes hatte Volksfestcharakter mit Karussells, Fish-and-Chips-Buden und kleinen Souvenirläden. Hunderte hatten es sich dort auf einer Wiese gemütlich gemacht.

Die 83 Jahre alte Joyce Stevenson aus Portsmouth freute sich, dass auch viele junge Menschen gekommen waren. «Wir Alte erinnern uns daran, aber es ist schön, dass so viele Leute da sind.»

Für die Politiker auf der Ehrentribüne interessierte sie sich kaum. «Es ist gut zu wissen, dass die Queen heute da ist», sagte sie. Respekt hat sie auch für Merkel, die sei mutig, dass sie gekommen sei.

Am 6. Juni 1944 waren alliierte Truppen im Zweiten Weltkrieg in Frankreich gelandet, das von der deutschen Wehrmacht besetzt war. Von Portsmouth aus hatte sich ein Grossteil der Streitkräfte auf den Weg über den Ärmelkanal Richtung Normandie gemacht.

Die Landung der Alliierten in der Normandie hatte massgeblich zur Niederlage Nazi-Deutschlands im Zweiten Weltkrieg beigetragen. Der sogenannte D-Day steht aber auch für ein unmenschliches Blutvergiessen, Zehntausende Tote und Verwundete.

Mehr als 130'000 Soldaten aus den USA, Kanada und Grossbritannien landeten damals an fünf Stränden in Nordfrankreich, gut 20'000 weitere Soldaten sprangen mit Fallschirmen über der Region ab. Die Gedenkfeierlichkeiten werden am Donnerstag in Frankreich fortgesetzt.

Trump reiste am späten Nachmittag nach Irland weiter, wo er sich auch kurz mit Premierminister Leo Varadkar treffen wollte. Thema ihres Gesprächs sollte unter anderem der Brexit sein. Demonstranten errichteten in der Nähe des Flughafens Shannon im Westen Irlands ein Friedenscamp; sie kritisieren unter anderem die Klimapolitik des US-Präsidenten.

(SDA)

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