Martínez, Kandidat des seit 2005 regierenden linken Bündnisses Frente Amplio, hatte im ersten Wahlgang am Sonntag zwar mit 39,2 Prozent die meisten Stimmen erhalten. Da er aber die notwendige Mehrheit für einen Sieg verfehlte, wird die Stichwahl notwendig.
Dabei trifft Martínez, der bisherige Bürgermeister der Hauptstadt Montevideo, am 24. November auf den Kandidaten der konservativen Partido Nacional, Luis Lacalle Pou.
Der kam am Sonntag zwar nur auf 28,6 Prozent, aber die Kandidaten vier kleinerer Parteien, die zusammen 25 Prozent der Stimmen erhalten hatten, sprachen sich noch am Wahlabend für eine Stimmabgabe zugunsten des 46-jährigen Pou aus.
Auch bei der parallel zur Präsidentenwahl abgehaltenen Parlamentswahl lief es nicht gut für das Bündnis Frente Amplio. Es büsste seine bisherige absolute Mehrheit im Parlament ein. Hochrechnungen zufolge wird Frente Amplio nur noch 13 der 30 Senatoren und 41 der 99 Abgeordneten stellen.
«Wir haben bereits den Weg des Dialogs eingeschlagen», sagte Martínez (62) am Sonntagabend (Ortszeit) mit Blick auf mögliche Allianzen für die Stichwahl. Es gehe ihm nicht um eine Verteilung von Ministerposten, sondern um gemeinsame Ideen. Er setzt auf Abtrünnige der konservativen Oppositionsparteien.
Pou sprach über die Zusammenarbeit mit kleineren Parteien. «Die kommende Regierung wird nicht von der Partido Nacional gestellt, sondern eine vielfarbige Koalition unter Führung der Partido Nacional sein», sagte er. Eine solche Allianz könnte ihm eine parlamentarische Mehrheit bescheren.
Martínez vertritt den gemässigten Flügel der Linkskoalition. Lacalle Pou ist Sohn des ehemaligen Präsidenten Luis Lacalle und bewirbt sich als junger Erneuerer des konservativen Lagers.
Die kriselnde Wirtschaft des kleinen Landes am Río de la Plata stand im Fokus der Wahlkampagne. Bei fallenden Preisen für uruguayische Exportgüter, darunter vor allem Agarprodukte, ist das Staatsdefizit auf 4,8 Prozent des Bruttoinlandprodukts gestiegen; die Arbeitslosigkeit stieg auf 9 Prozent.
Zudem befinden sich die beiden grossen Nachbarn und Partner im Mercosur, Brasilien und Argentinien, selbst in einer Wirtschaftskrise.
Über 90 Prozent der 2,7 Millionen Stimmberechtigten nahmen an der Wahl teil. Die neue Regierung soll am 1. März 2020 ihre bis 2025 dauernde Amtszeit antreten.
(SDA)