Aber die Situation bessere sich etwas, denn die Helfer könnten inzwischen leichter in die Krisengebiete vordringen. Die Vereinten Nationen (Uno) warnten allerdings wegen anhaltenden Regens vor erneuten Überschwemmungen, denn die Flüsse Sambesi und Buzi drohten erneut über die Ufer zu treten. Dem Internationalen Roten Kreuz zufolge gab es inzwischen in der schwer betroffenen Hafenstadt Beira erste Fälle von Cholera.
Helfer haben einige verwüstete Regionen noch immer nicht erreichen können. Das Uno-Kinderhilfswerk Unicef sprach am Samstag von 1,8 Millionen Betroffenen. Allerdings gingen Unicef und andere Hilfsorganisationen davon aus, dass die Zahlen weiter steigen.
«Während die Suche und Rettung von Überlebenden weitergeht, müssen wir alles tun, um zu verhindern, dass durch Wasser übertragbare Krankheiten aus dem Desaster keine noch grössere Katastrophe machen», sagte Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore bei ihrem Besuch im verwüsteten Beira. Dort allein seien 11 000 Häuser völlig zerstört worden, ebenso 2600 Klassenzimmer und 39 Gesundheitszentren.
Die Überschwemmungen, die überfüllten Notunterkünfte, mangelnde Hygiene, stehendes Wasser und unsauberes Trinkwasser erhöhen nach Angaben von Unicef das Risiko von Cholera, Malaria und Durchfall.
Von dem Sturm wurden auch die Nachbarländer Simbabwe und Malawi getroffen. In Simbabwe wurden bislang 259 Tote und in Malawi 56 Tote gezählt. Hunderttausende wurden in der Region obdachlos. Die Uno sprachen von der möglicherweise bislang schlimmsten Unwetterkatastrophe in der südlichen Hemisphäre.
Der Wirbelsturm war in der vorigen Woche mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 170 Stundenkilometern und starken Regenfällen über die Region hinweggefegt und hatte eine Spur der Zerstörung hinterlassen.
Mosambik gehört nach Angaben der Vereinten Nationen zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. Die grosse Mehrheit der etwa 30 Millionen Einwohner muss mit weniger als zwei US-Dollar pro Tag auskommen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation gilt jeder zehnte Erwachsene als HIV-positiv.
Die frühere portugiesische Kolonie hofft auf Wachstum unter anderem dank riesiger Gasvorkommen im Norden des Landes. Bis zu einer Ausbeutung im grossen Stil werden allerdings noch Jahre vergehen. Eine schwere Finanz- und Schuldenkrise unterbrach 2016 eine jahrelange Wachstumsphase der Wirtschaft im Land.
Zwei Jahre nach der Unabhängigkeit 1974 begann ein Bürgerkrieg, der erst 1992 endete. Hunderttausende fielen der Gewalt zum Opfer.