Die chilenische Umweltministerin und Konferenzvorsitzende Carolina Schmidt verkündete am Sonntag die Beschlüsse vor den Delegierten aus fast 200 Ländern. Unter anderem wurde darin die Notwendigkeit anerkannt, dass alle Länder ihre nationalen Klimaschutzziele anheben.
Die Konferenz scheiterte mit ihrem zentralen Vorhaben, den globalen Handel mit Klimaschutz-Gutschriften zu regeln. Die Debatte wurde aufs kommende Jahr verschoben. Die Idee: Wenn ein Land seine Ziele beim Einsparen klimaschädlicher Treibhausgase übererfüllt, soll es Gutschriften verkaufen können. Es gab bis zuletzt aber heftigen Streit, wie genau angerechnet werden soll - auch, damit nicht doppelt gezählt wird. Die Position vieler Staaten war, lieber keinen Kompromiss zu machen als einen schlechten.
Die Hoffnung von Entwicklungsländern und Inselstaaten auf einen eigenen internationalen Fonds zur Bewältigung von bereits eintretenden klimabedingten Schäden und Verlusten erfüllte sich nicht. Die Idee einer Öffnung des bereits bestehenden Grünen Klimafonds, der Gelder für Klimaschutzmassnahmen und für die Anpassung an die Erderwärmung bereitstellt, blieb in dem Beschlusstext vage.
Die endgültige Ausgestaltung von Artikel 6 des Pariser Abkommens gelang ebenfalls nicht. Damit bleibt das sogenannte Regelbuch zur Umsetzung des Paris-Abkommens weiter unvollständig. Alle anderen Kapitel waren vor einem Jahr bei der Uno-Klimakonferenz in Kattowitz beschlossen worden. Die Artikel-6-Verhandlungen wurden damals aber auf die diesjährige Weltklimakonferenz vertagt und werden nun voraussichtlich auch die nächste Uno-Klimakonferenz 2020 in Glasgow beschäftigen.
Die Verhandlungen in Madrid hatten eigentlich am Freitagabend enden sollen. Stattdessen wurde weitere zwei Nächte und ein Tag lang weiter verhandelt.
Umweltverbände und Entwicklungshelfer reagierten tief enttäuscht darauf, dass es in Madrid keine nennenswerten Fortschritte im Kampf gegen die Erderhitzung gab. Einige Staaten, allen voran Brasilien, Australien, Saudi-Arabien und die USA, hätten immer wieder Entscheidungen blockiert, rügten sie.
Luisa Neubauer, führende Aktivistin der Klimabewegung Fridays For Future, erklärte, die Regierungen seien damit gescheitert, ihre Ambitionen der Krisenrealität anzupassen. «Die COP25 lässt uns nach einem Jahr mit beispiellosen Klimaprotesten ohne signifikanten Fortschritt zurück.»
Die Hilfsorganisation Brot für die Welt machte insbesondere den Industriestaaten schwere Vorwürfe. «Es ist extrem verantwortungslos, egoistisch und kurzsichtig, dass sie Finanzzusagen gegenüber den ärmsten Staaten für die Bewältigung von Klimaschäden verwehren», bilanzierte die Organisation.
Sven Harmeling von der Organisation Care fragte: «Wie laut muss noch demonstriert werden, wie viele Warnungen muss die Wissenschaft noch aussprechen, wie viele junge Leute müssen ihre ganz reale Zukunftsangst noch äussern, damit die grossen Wirtschaftsmächte sich endlich nicht mehr taub stellen?»
Die internationale Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan sagte: «Die Regierungen müssen sich komplett neu aufstellen, denn das Ergebnis der COP25 ist völlig inakzeptabel.»
Martin Kaiser von Greenpeace schrieb, die Klimaschutzkonferenz sei ein «Angriff auf das Herz des Pariser Abkommens» gewesen. Sie verrate alle Menschen, die weltweit längst unter den Folgen der Klimakrise litten und nach schnellen Fortschritten riefen.
Die Umweltschutzorganisation WWF bezeichnete die Beschlüsse als «so müde wie die Delegierten nach zwei durchverhandelten Nächten» und betonte, die Konferenz sei «ein gruseliger Fehlstart in das für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens so entscheidende Jahr 2020".
(SDA)