Foto: Haven Daley

Jury sieht Krebs-Faktor
Rückschlag für Bayer in Glyphosat-Prozess

Das glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel Roundup des US-Herstellers Monsanto hat zur Krebserkrankung eines Klägers in den USA mit beigetragen. Das befand am Dienstag die Jury eines US-Bundesgerichts in San Francisco.
Publiziert: 19.03.2019 um 23:08 Uhr
|
Aktualisiert: 20.03.2019 um 08:42 Uhr

Rückschlag für das Pharma-Unternehmen Bayer:  Eine Jury befand, dass das Unkrautvernichtungsmittel Roundup  des US-Herstellers Monsanto zur Krebserkrankung eines Lesers beitrug.

Die Jury in San Francisco gelangte am Dienstag zum Urteil, dass das glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel Roundup der Bayer-Tochter Monsanto einen «erheblichen Faktor» bei der Verursachung einer Krebserkrankung ausgemacht habe. In der zweiten Phase sollen nun die Vorwürfe des Klägers, Monsanto habe versucht, Wissenschaftler, Behörden und die öffentliche Meinung hinsichtlich der Sicherheit seiner Produkte zu beeinflussen, geklärt werden. Dabei geht es dann auch um eventuelle Schadenersatzansprüche.

Bayer zeigt sich enttäuscht

Bayer zeigte sich in einer Stellungnahme enttäuscht von der Entscheidung der Jury. Dennoch sei das Unternehmen weiterhin fest davon überzeugt, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse bestätigen, dass glyphosatbasierte Herbizide keinen Krebs verursachen. Bayer sei zuversichtlich, im zweiten Teil des Prozesses beweisen zu können, dass Monsantos Verhalten angemessen war und das Unternehmen nicht für Hardemans Krebserkrankung haftbar gemacht werden sollte.

Für das Unternehmen ist dieser Fall hochbrisant, da es sich um einen richtungsweisenden «Bellwether Case» handelt. Damit ist im US-Recht eine Art Musterfall in einem Massenverfahren gemeint. Mehrere dieser repräsentativen Fälle sind angesetzt. Sie sollen den Streitparteien helfen, das Ausmass von Schäden und die Höhe denkbarer Vergleichszahlungen besser abschätzen zu können. Insgesamt sind bei dem zuständigen US-Richter Vince Chhabria mehrere Hundert Klagen von Landwirten, Gärtnern und Verbrauchern gebündelt.

Dewayne Johnson erhält 78 Millionen Dollar

Die Klagewelle gegen Bayer war so richtig ins Rollen gekommen, nachdem eine Geschworenenjury dem Krebspatienten Dewayne Johnson in einem anderen Verfahren im August insgesamt 289 Millionen Dollar an Schmerzensgeld und Entschädigung zugesprochen hatte. Die Richterin senkte zwar die Strafe gegen den im vergangenen Jahr von Bayer übernommenen US-Saatgutkonzern Monsanto später auf gut 78 Millionen Dollar, im Grundsatz änderte sie am Urteil aber nichts.

Der Bayer-Aktienkurs war nach dem Urteil im August massiv eingebrochen. Anleger und Analysten warfen die Frage auf, ob die Leverkusener die Risiken des rund 63 Milliarden Dollar teuren Monsanto-Kaufs unterschätzt hätten. Das aktuelle Verfahren ist erst der Anfang: Bis Ende Januar wurden Monsanto in den USA glyphosatbezogene Klagen von etwa 11'200 Klägern zugestellt. In den nächsten Tagen soll bereits ein weiterer Prozess bei einem Landgericht im kalifornischen Oakland starten.

Bayer weist die Vorwürfe eines Krebsrisikos zurück und beruft sich dabei auf zahlreiche Studien. Der Dax-Konzern gibt sich denn auch betont optimistisch: Bislang sah das Unternehmen keinen Grund, für mögliche Schadenersatzzahlungen Vorsorge zu leisten. Viel Geld kosten die Glyphosat-Klagen aber dennoch schon: Die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten stiegen im vergangenen Jahr um rund 660 Millionen Euro. «Wir stellen hier im Wesentlichen für drei Jahre Verteidigungskosten zurück», erklärte Finanzchef Wolfgang Nickl während einer Bilanzpressekonferenz Ende Februar. (SDA)

Glyphosat – welche Landwirtschaft brauchen wir?

Nachdem Bundesrätin Doris Leuthard im Dezember 2017 verkündete, den Grenzwertwert von Glyphosat im Wasser um das 3600-fache erhöhen zu wollen, kochten die Gemüter. Am Unkrautvernichter scheiden sich die Geister. Doch wie sähe eine Landwirtschaft ohne Glyphosat aus?

Mehr zum Thema

Der Verkauf von Pflanzenschutzmittel ist hierzulande zwischen 2008 und 2016 nicht zurückgegangen. Immer noch werden pro Jahr 2200 Tonnen an Mitteln wie Herbizid und Insektizid versprüht. Seltener zum Einsatz kommt dagegen der umstrittene Unkrautvertilger Glyphosat. (Archivbild)
Der Verkauf von Pflanzenschutzmittel ist hierzulande zwischen 2008 und 2016 nicht zurückgegangen. Immer noch werden pro Jahr 2200 Tonnen an Mitteln wie Herbizid und Insektizid versprüht. Seltener zum Einsatz kommt dagegen der umstrittene Unkrautvertilger Glyphosat. (Archivbild)
Keystone/ARNO BALZARINI

Nachdem Bundesrätin Doris Leuthard im Dezember 2017 verkündete, den Grenzwertwert von Glyphosat im Wasser um das 3600-fache erhöhen zu wollen, kochten die Gemüter. Am Unkrautvernichter scheiden sich die Geister. Doch wie sähe eine Landwirtschaft ohne Glyphosat aus?

Mehr zum Thema

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?