Asseln, Springschwänze, Bakterien und Pilze zersetzen Pflanzenreste im Boden und machen die darin enthaltenen Nährstoffe wieder verfügbar. Diese Abbauprozesse veranschaulicht ein Mitmach-Experiment der Forschungsanstalt Agroscope: Zum «Tag des unterirdischen Lebens» im Juni vergruben Kinder mit ihren Familien Baumwoll-Unterhosen. Am Mittwoch wurden die Unterhosen nun wieder ausgegraben - und sind nicht wiederzuerkennen.
Vor allem der Gummizug ist noch übrig, der Rest stark zerfressen. Ein Beweis für das gesunde Gewimmel im Boden auf der Versuchsparzelle bei Agroscope. «Es gab genug Regen, um den Boden relativ feucht und aktiv zu halten», erklärt Marcel van der Heijden von Agroscope und der Universität Zürich im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Ein Experiment der ETH Zürich und von Agroscope macht deutlich, wie stark Trockenheit die Abbauprozesse im Boden bremst. Bei Wassermangel gehen viele Bodenorganismen ein, die Übrigen sind viel weniger aktiv. Dadurch verringerte eine simulierte Trockenperiode von fünf Wochen die Abbauprozesse um ein Drittel.
Das lässt vermuten, wie es den Bodenlebewesen in einer vom Klimawandel geprägten Zukunft ergehen wird: Klimaforschende gehen davon aus, dass Trockenperioden mit dem Klimawandel häufiger werden. Mit weitreichenden Folgen auf Abbauprozesse im Boden und die Verfügbarkeit von Nährstoffen.
Neben ausreichend Regen ist für die Bodengesundheit auch eine abwechslungsreiche Fruchtfolge wichtig: Die Parzelle von Agroscope wurde abwechselnd mit verschiedenen Nutzpflanzen bepflanzt, sodass sich das Bodenleben immer wieder gut erholen konnte. Mit Erfolg, wie man an den Unterhosen sehen kann.
Auch ein paar Prominente wie beispielsweise Bo Katzman nahmen an der Aktion teil, die an die internationale Kampagne #SoilYourUndies angelehnt ist, und vergruben Unterhosen im eigenen Garten. Je nach Bodenzusammensetzung und Material der Unterhose kam der Stoff nach den zwei Monaten jedoch weitaus weniger zersetzt wieder zum Vorschein. «In sehr lehmigem Boden und bei Synthetikfasern passiert nicht viel», so van der Heijden. Man solle auch besser keine Kunstfasern vergraben und damit noch Plastik ins Erdreich einbringen.
Wer trotz Wahl einer Baumwoll-Unterhose feststellen muss, dass die Bodenorganismen im eigenen Garten nicht viel ausgerichtet haben, könne insbesondere mit Kompost zur Bodengesundheit beitragen, sagte van der Heijden. Zudem sollte man Pestizide weglassen und eher auf natürlichen Dünger wie getrockneten Kuhmist als auf Mineraldünger setzen.
Über das grosse Interesse an der Aktion sei man überrascht gewesen, so der Agroscope-Forscher. «Wir sind am Überlegen, daraus ein Citizen-Science-Projekt zu machen.» Dafür brauche es aber Finanzierung, Koordination und mehr Vergleichbarkeit der Ergebnisse. «Um das Experiment richtig auswerten zu können, müssten alle den exakt gleichen Typ Baumwoll-Unterhose vergraben.» Forschende setzen für solche Experimente daher oft auf Teebeutel statt Unterhosen, da diese extrem standardisiert hergestellt werden.
(SDA)