Brände im Amazonas
Kundgebungen in der Schweiz gegen Waldzerstörungen in Brasilien

Vor dem Hintergrund der verheerenden Waldbrände in Brasilien haben am Freitag mehrere hundert Personen in verschiedenen Schweizer Städten an Kundgebungen gegen die Zerstörung grosser Waldgebiete teilgenommen.
Publiziert: 23.08.2019 um 17:41 Uhr
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Aktualisiert: 26.08.2019 um 10:58 Uhr
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«Bolsonaro, der Regenwald gehört nicht dir»: Demonstranten am Freitag in Zürich.
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«Bolsonaro, der Regenwald gehört nicht dir»: Demonstranten am Freitag in Zürich.

In Zürich nahmen laut Angaben der Organisatoren gegen 300 Menschen an der Kundgebung teil. Sie zogen vom Platzspitz-Park beim Hauptbahnhof vor das brasilianische Konsulat im Kreis 6. Weil der Protestmarsch so kurzfristig angesetzt wurde, reichte die Zeit nicht für ein reguläres Bewilligungsgesuch. Die Polizei erteilte aber eine Notbewilligung.

Kundgebungen in der ganzen Schweiz

In Genf demonstrierten rund 100 Personen vor dem brasilianischen Konsulat gegen die Politik von Präsident Jair Bolsonaro und forderten die Rettung des Amazonas-Urwaldes. Die Polizei war mit einem grösseren Aufgebot präsent und versperrte den Zugang zum Eingang des Konsulats.

Auch in Basel, Bern und Lausanne fanden Kundgebungen statt. In Bern beteiligten sich am Mittag rund 100 Personen an der spontanen und friedlichen Kundgebung, die vom Berner Bahnhof bis in die Nähe der brasilianischen Botschaft im Monbijouquartier führte. Der Protest richtete sich gegen die Missstände und Menschenrechtsverletzungen im Amazonasgebiet. Um 13 Uhr wurde die Kundgebung mit einer Schweigeminute beendet.

In Basel gingen etwa 50 Personen auf die Strasse. Die Kundgebung sei ruhig verlaufen, liess die Polizei verlauten. In Lausanne demonstrierten über 100 Personen gegen die Waldzerstörungen in Brasilien.

Brasiliens Regierung nicht unterstützen

Die brasilianische Regierung unterstütze aktiv die Zerstörung der grossen Waldgebiete, hiess es in einer Medienmitteilung zum Aktionstag der internationalen Klimabewegung. Die Brände zerstörten wertvolle Ökosysteme, setzten erhebliche Mengen an Treibhausgasen frei und «die ganze Welt schaut zu». Zudem würden dadurch Lebensräume indigener Völker zerstört.

Die Schweiz sei mitverantwortlich für die weitreichende Zerstörung der amazonischen Wälder, wenn sie das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten abschliesse, indem sie zum Beispiel grosse Mengen an Futtermittel aus Brasilien importiere, liess sich ein Zürcher Aktivist in der Medienmitteilung zitieren.

Weltweit fanden am Freitag spontan koordinierte Streiks und Aktionen der «Fridays for Future"-Bewegung vor den Konsulaten und Botschaften Brasiliens statt. (SDA)

Mercosur - Merco-was?

Mercosur ist die Abkürzung für Mercado Común del Sur, zu Deutsch «Gemeinsamer Markt des Südens». Es handelt sich hierbei um einen Binnenmarkt der Länder Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Weitere Staaten wie Ecuador, Chile und Bolivien sind assoziiert.

Die Schweiz will ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten aushandeln. Denn so bekäme die Schweizer Wirtschaft Zugang zu einem Markt, der 260 Millionen Menschen und ungefähr 72 Prozent der Fläche Südamerikas umfasst. Hier liegt also ein gigantischer Absatzmarkt für die Schweiz.

Die EU ist schon weiter

Bis jetzt exportiert die Schweiz nur Waren und Dienstleistungen im Wert von vier Milliarden Franken in den Süden Amerikas. Das liegt gemäss des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse an den hohen Importzöllen. Durchschnittlich sieben Prozent Zoll muss zahlen, wer seine Waren im Mercosur-Raum verkaufen will. Es kann aber auch deutlich mehr sein – bis zu 35 Prozent. Solche Zölle würden mit einem Freihandelsabkommen schrittweise abgebaut.

Die EU hat mit den Mercosur-Staaten im Juni ein Freihandelsabkommen geschlossen. Das heisst: Schweizer Unternehmen sind gegenüber der EU-Konkurrenz massiv benachteiligt.

Schweiz auf der Zielgeraden?

Eine generelle Einigung wurde bereits erzielt, auch wenn noch nicht alle Details klar sind und noch nichts unterschrieben ist. Und dann muss auch das Parlament seinen Segen geben. Skepsis herrscht bei Linken und Bauern. Denn damit die Schweizer Maschinenindustrie und Dienstleister Südamerika erobern können, verlangen die Mercosur-Staaten im Gegenzug, dass ihre Agrarprodukte zollfrei in die Schweiz gelangen.

Und das ängstigt die Schweizer Bauern. Denn Brasilien und Argentinien sind Agrar-Riesen. Insbesondere bei der Rindfleisch-Produktion können es die hiesigen Landwirte nicht mit den Südamerikanern aufnehmen. (sf)

Mercosur ist die Abkürzung für Mercado Común del Sur, zu Deutsch «Gemeinsamer Markt des Südens». Es handelt sich hierbei um einen Binnenmarkt der Länder Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Weitere Staaten wie Ecuador, Chile und Bolivien sind assoziiert.

Die Schweiz will ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten aushandeln. Denn so bekäme die Schweizer Wirtschaft Zugang zu einem Markt, der 260 Millionen Menschen und ungefähr 72 Prozent der Fläche Südamerikas umfasst. Hier liegt also ein gigantischer Absatzmarkt für die Schweiz.

Die EU ist schon weiter

Bis jetzt exportiert die Schweiz nur Waren und Dienstleistungen im Wert von vier Milliarden Franken in den Süden Amerikas. Das liegt gemäss des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse an den hohen Importzöllen. Durchschnittlich sieben Prozent Zoll muss zahlen, wer seine Waren im Mercosur-Raum verkaufen will. Es kann aber auch deutlich mehr sein – bis zu 35 Prozent. Solche Zölle würden mit einem Freihandelsabkommen schrittweise abgebaut.

Die EU hat mit den Mercosur-Staaten im Juni ein Freihandelsabkommen geschlossen. Das heisst: Schweizer Unternehmen sind gegenüber der EU-Konkurrenz massiv benachteiligt.

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Eine generelle Einigung wurde bereits erzielt, auch wenn noch nicht alle Details klar sind und noch nichts unterschrieben ist. Und dann muss auch das Parlament seinen Segen geben. Skepsis herrscht bei Linken und Bauern. Denn damit die Schweizer Maschinenindustrie und Dienstleister Südamerika erobern können, verlangen die Mercosur-Staaten im Gegenzug, dass ihre Agrarprodukte zollfrei in die Schweiz gelangen.

Und das ängstigt die Schweizer Bauern. Denn Brasilien und Argentinien sind Agrar-Riesen. Insbesondere bei der Rindfleisch-Produktion können es die hiesigen Landwirte nicht mit den Südamerikanern aufnehmen. (sf)

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