Der Andrang an den von Marken wie Rolex, Cartier, IWC oder Patek Philippe in Genf pompös eingerichteten Messeständen wird gross sein. Die Organisatoren erwarten gegen 45'000 Besucherinnen und Besucher nach den rund 43'000 im letzten Jahr.
Die Messe in den Palexpo-Hallen am Genfer Flughafen richtet sich in erster Linie an geladene Uhrenhändler und Journalisten. Für die drei letzten Tage wird aber erneut ein begrenztes Ticket-Kontingent an das breite Publikum verkauft. «An diesen Publikumstagen stellten wir zuletzt ein wachsendes Interesse junger Menschen fest», so Messechef Matthieu Humair in einer Mitteilung. «Das ist ermutigend.»
Die jünger werdende Käuferschaft war mit ein Grund dafür, dass der Luxusgüterbranche im Nachgang zur Corona-Pandemie ein starkes Revival gelungen war. Im vergangenen Jahr kletterten die Schweizer Uhrenexporte um 8 Prozent auf den Rekordstand von 26,7 Milliarden Franken.
Anfang 2024 zogen die Exportzahlen zwar weiter leicht an, doch das Marktumfeld ist zuletzt für Uhrenhersteller rauer geworden. Geopolitische Unsicherheiten, die in den letzten Jahren gestiegenen Zinsen und Konjunktursorgen dämpfen die Kauflaune der Konsumenten rund um den Globus. Kommt hinzu, dass der starke Franken und gestiegene Rohmaterialpreise an der Profitabilität der in der Schweiz produzierenden Firmen zehren.
In dieser Gemengelage wird es für die Uhrenhersteller immer schwieriger, die hohen Umsätze zu halten oder gar nochmals zu steigern. Zwar stiegen die Uhrenexporte im Januar nochmals etwas an, doch bereits im Februar fielen sie erstmals seit längerer Zeit wieder zurück. Vor allem die nachlassende Kauflust chinesischer Konsumenten machte sich bemerkbar.
Für den Uhrenexperten Olivier Müller stellen die etwas trüberen Aussichten für die Uhrenbranche allerdings keine Überraschung dar. «Die Jahre 2022 und 2023 waren für alle Marken aussergewöhnlich gut. Jetzt sehen wir lediglich eine Rückkehr zur Normalität», sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.
Diese Meinung teilt Vontobel-Uhrenexperte Jean-Philippe Bertschy: Nach Aufhebung der Corona-Einschränkungen sei es zum sogenannten «Revenge Spending» gekommen – die Konsumenten hätten also mehr Geld als üblich ausgegeben. «Derzeit erleben wir eine Normalisierung des Wachstums mit Umsätzen, die über dem Niveau von 2019 liegen», sagte er zu AWP.
Allerdings führen beide Experten das sich abschwächende Wachstum in der Uhrenindustrie auch auf die am Weltmarkt aufkommenden dunklen Wolken zurück. Dafür seien vor allem die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie die Inflation verantwortlich.
Der Genfer Uhrensalon wird zum 24. Mal durchgeführt. Richemont hatte das Schaulaufen für Luxusuhren mit ihren «Maisons» Cartier, Piaget oder IWC ins Leben gerufen. Nach der letzten «Baselworld» 2019 wechselten etwa der Branchenprimus Rolex sowie wichtige Player wie Patek Philippe oder die LVMH-Häuser Hublot, Zenith und Tag Heuer nach Genf.
Grosse Abwesende sind in Genf die Marken der Swatch Group, darunter Omega, Tissot oder Longines. Swatch setzt bei der Präsentation von Neuheiten seit einigen Jahren auf eigene Präsentationen und digitale Formate. Der Rückzug von Swatch von der «Baselworld» war für die Basler Uhrenmesse der Anfang vom Ende gewesen.
«Auch wenn die Marken immer mehr auf digitale und soziale Medien setzen, bleibt die ‹Watches&Wonders› für sie ein wichtiges Ereignis, um die Beziehungen zu den Anspruchsgruppen zu stärken und sich als einheitlicher Sektor zu präsentieren», ist Bertschy hingegen überzeugt. Die Messe ermögliche es den Besuchern, die Produkte aus der Nähe zu betrachten und diese anzufassen, ergänzt Müller.
(SDA)