Tunnel-Streit spitzt sich zu
Umweltschützer ziehen Axenstrasse-Projekt vor Gericht

Die Axenstrasse zwischen Uri und Schwyz ist regelmässig wegen Steinschlag gesperrt – auch heute war sie bis am Mittag nicht befahrbar. Einheimische fordern schon lange einen sicheren Tunnel. Doch Umweltschützer ziehen den Fall jetzt vors Gericht.
Publiziert: 09.06.2020 um 13:42 Uhr
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Aktualisiert: 03.02.2021 um 12:24 Uhr
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Die Axenstrasse, die den Kanton Uri mit Schwyz verbindet, ist erneut wegen Steinschlag gesperrt.
Foto: Valentin Luthiger
Anian Heierli

Die Axenstrasse verbindet die Kantone Schwyz und Uri sowie die Region Zürich mit dem Gotthard. Sie ist eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Schweiz und wird täglich von 15'000 Fahrzeugen befahren. Doch die Strasse ist regelmässig wegen drohenden Steinschlägen gesperrt. Auch von Montagabend bis Dienstagmittag war sie während mehrerer Stunden gesperrt. Sehr zum Leidwesen der lokalen Bevölkerung (BLICK berichtete). 2019 führte die ständige Sperrung zu Lohnausfällen, Kurzarbeit und Stau.

Claudia Zwyer (55), Gemeinderätin aus Sisikon UR, sagte damals zu BLICK: «Mein Mann ist Servicemonteur. Wenn die Strasse zu ist, muss er um den ganzen Vierwaldstättersee fahren. Er kann sein Werkzeug nicht in den Zug nehmen.» Auch am Dienstag ist die Strasse wegen Erdrutschgefahr einmal mehr zu. Laut der Urner Kantonspolizei fielen Steine in die Schutznetze. Sobald es das Wetter zulässt, wollen sich Experten vor Ort ein Bild machen.

So sehen die Arbeiten an der Axenstrasse aus
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Nur mit Helikopter möglich:So sehen die Arbeiten an der Axenstrasse aus

Baustart fällt ins Wasser

Auf dem Papier gibt es eine Lösung: Zwei Tunnel, welche die risikobehaftete Strasse ersetzen. Der Bundesrat genehmigte das 980-Millionen-Franken Projekt vor gut zehn Jahren. Seit diesem Frühling liegt auch die Plangenehmigungs-Verfügung vor. Das heisst: Dem Baustart 2020 hätte nichts mehr im Weg gestanden. Eigentlich!

Doch heute Dienstag – während der Sperrung der Strasse – machen Umweltschutzverbände publik, «dass man gegen die geplanten Tunnel vors Bundesverwaltungsgericht geht und Beschwerde erhebt.» Damit ist der Neubau vorerst wieder auf Eis gelegt.

«Eine Milliarde in ein Infrastrukturprojekt zugunsten des motorisierten Verkehrs zu investieren, steht im krassen Widerspruch zu Erkenntnissen der Klimawissenschaft und zum Schutzbedarf des sensiblen Alpenraums», schreiben die Umweltschützer in einer Mitteilung.

«Gang vors Gericht ist sehr bedauerlich»

Für Stefan Gielchen (52), Gesamtleiter des Neubauprojekts, ist der Gang vors Verwaltungsgericht «sehr bedauerlich». Auch wenn er mit dem Widerstand gerechnet hat. Die Folgen: «Vermutlich können wir nicht mehr in diesem Jahr starten.» Denn die Arbeiten seien Witterungsabhängig. «Im Sommer wollten wir ein Biotop verschieben. Im Winter wären dann erste Rodungen sowie das Verlegen einer Kabeltrasse angestanden.»

Ob und wann das Projekt zustande kommt, steht nun in den Sternen. Denn selbst wenn das Bundesverwaltungsgericht grünes Licht gibt, kann der Fall weiter vors Bundesgericht gezogen werden. Was schlimmstenfalls Jahre in Anspruch nimmt.

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