Seit Dienstag wissen wir: Die Genfer Michel Mayor (77) und Didier Queloz (53) sind stolze Physik-Nobelpreisträger. 1995 fanden sie den ersten Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems. Und zeigten, dass in den Weiten des Alls ganz viele Erden rumschwirren könnten. Michel Mayor war bis gestern an einer Raumfahrt-Tagung in Spanien. Nun spricht er mit BLICK über die Entdeckung, die sein Leben veränderte.
BLICK: Herr Mayor, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie die frohe Botschaft bekamen?
Michel Mayor: Ich war in der Vergangenheit schon einige Male nominiert. Nie klappte es. Deshalb habe ich dieses Jahr nicht damit gerechnet. Ich weiss nicht mehr, ob ich im ersten Moment glücklich war. Ich war einfach nur sehr überrascht.
Aber Sie haben 24 Jahre darauf gewartet.
Die meisten Wissenschaftler warten länger! Durchschnittlich dauert es 30 Jahre von der Entdeckung bis zur Auszeichnung. Ich kann mich also nicht beklagen, ich habe den Preis sechs Jahre früher bekommen.
Haben Sie damals eigentlich realisiert, wie bedeutend Ihre Entdeckung war?
Überhaupt nicht. Vor 24 Jahren sagte mir ein Wissenschaftskollege, dass ich damit den Preis gewinne. Ich habe mich damals geärgert und fand das eine dumme Aussage. Gestern, als ich nach Hause kam, stand vor der Tür eine Flasche Champagner und ein kleiner Brief, auf dem stand: «Siehst du, ich habe es schon vor 24 Jahren gewusst.»
Was liess Sie zweifeln?
Unsere Messungen widersprachen allem, was man damals in der Theorie annahm. Der Planet, den wir fanden, umrundete seinen Stern innerhalb von vier Tagen. Jupiter braucht zwölf Jahre, um unsere Sonne ganz zu umrunden. Das war verrückt. Wir mussten also den Beweis liefern, dass wir richtig lagen. Das war harte Arbeit.
Wie macht man das?
Anfangs war es sehr stressig. Wir schickten unsere Resultate dem renommierten Wissenschaftsmagazin «Nature». So war unsere Arbeit erst etwas wert. «Nature» gab uns gerade mal zwei Wochen Zeit, um unseren Artikel zu überarbeiten. Ich musste wegen der Entdeckung meine Familienferien absagen. Meine Frau sagte damals zu mir: «Das machen wir nur bei diesem einen Planeten mit.» Bis heute haben wir 300 Planeten entdeckt, und sie ist immer noch mit mir zusammen. Sie ist sehr grosszügig.
Michel Mayor (77) ist emeritierter Professor am Departement für Astronomie der Universität Genf. Noch immer forscht er dort. Nach seinem Physikstudium an der Universität Lausanne landete er zufällig bei der Astronomie, weil an der Sternwarte von Genf gerade ein Assistent gesucht wurde. Die Entdeckung des Exoplaneten machte er mit 52 Jahren. Mayor lebt im Kanton Waadt, ist verheiratet und hat drei Kinder.
Michel Mayor (77) ist emeritierter Professor am Departement für Astronomie der Universität Genf. Noch immer forscht er dort. Nach seinem Physikstudium an der Universität Lausanne landete er zufällig bei der Astronomie, weil an der Sternwarte von Genf gerade ein Assistent gesucht wurde. Die Entdeckung des Exoplaneten machte er mit 52 Jahren. Mayor lebt im Kanton Waadt, ist verheiratet und hat drei Kinder.
Sie muss schon damals gewusst haben, dass Sie für die Wissenschaft leben.
Ja, sie beschwert sich nur selten. Vielleicht, wenn ich zu viele Stunden vor dem Computer sitze. Meine Forschung erfordert viel Zeit, Tage und Nächte.
Veränderte die Entdeckung auch die Beziehung zwischen Ihnen und Didier Queloz? Er war damals ja Ihr Doktorand.
Wir haben viele Jahre zusammen geforscht. Auch heute publizieren wir noch gemeinsam Forschungsarbeiten. Wir haben ein sehr enges Verhältnis.
Sie haben viele Planeten entdeckt, die wie die Erde um eine Sonne kreisen. Gibt es ausserirdisches Leben?
Ja, aber es ist sehr schwierig, welches zu finden. Weil die Messgeräte dies noch nicht können. Aber wir sind daran, solche Geräte zu entwickeln.
Techunternehmer wie Elon Musk wollen Menschen auf dem Mars ansiedeln. Werden wir künftig über das Weltall verstreut leben?
Bevor wir solche Pläne machen, müssen wir zuerst nach Spuren des Lebens im All suchen. Wir müssen herausfinden, welches die Bedingungen sind, damit Leben gedeihen kann. So weit sind wir noch nicht.
Sie haben nun den Nobelpreis, mehr kann man als Wissenschaftler nicht erreichen. Werden Sie jetzt in den Ruhestand gehen?
Nein! Die Forschung ist zu spannend. Ich kann jetzt nicht aufhören.