Trainer Ernst Krüsi zu den drei Kampfhund-Opfern
«Nicht jeder Hund kommt lieb auf die Welt»

Drei Tote durch Hundebisse in Deutschland innert einer Woche. Hundetrainer Ernst Krüsi aus Zürich weiss, warum es immer wieder Tote geben wird.
Publiziert: 10.04.2018 um 17:44 Uhr
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Aktualisiert: 07.06.2022 um 12:32 Uhr
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Ernst Krüsi ist Hundetrainer und Tierpsychologe. Für ihn sind die aktuellen Fälle aus Deutschland keine Überraschung.
Foto: Zvg
Nicola Imfeld

Zwei Kampfhund-Dramen innert einer Woche erschüttern Deutschland: Letzte Woche verletzte der Staffordshire Terrier Chico eine Mutter (†52) und deren Sohn (†27) in Hannover tödlich. Und am Montag starb der sieben Monate alte Jannis nach einer Attacke von einem Staffordshire-Mischling.

BLICK sprach mit dem Schweizer Hundetrainer und Tierpsychologen Ernst Krüsi über die aktuellen Fälle:

Was ging in Ihrem Kopf vor, als Sie von den Todesfällen in Deutschland hörten?
Ernst Krüsi: Dass es leider keine Einzelfälle sind! Der Ausgang in Hannover war voraussehbar. Der Hund wurde von Mutter und Sohn acht Jahre lang überwiegend in der Wohnung in einem Metallzwinger gehalten, Gassi ging er meistens auf dem Balkon. Das ist keine artgerechte Haltung für einen Staffordshire-Terrier.

Im zweiten Fall hielt ein 23-jähriger Vater einen Staffordshire-Mischling. Im gleichen Haushalt lebte auch sein Sohn – der sieben Monate alte Jannis.
Das ist ein absolutes No-Go. Ich finde es unverantwortlich, einen Säugling mit einem solchen Hund aufzuziehen. Wenn das Baby am Boden liegt und beispielsweise mit den Armen rudert, passt er für einen Staffordshire-Mischling ins Beuteschema.

Sind denn Kampfhunde gefährlicher als andere Hunderassen?
Ja. Kampfhunde, korrekt Listenhunde genannt, stellen ein grösseres Risiko für den Menschen dar. Viele Trainer propagieren zwar den Satz: «Jeder Hund kommt lieb auf die Welt.» Doch das stimmt so nicht! Jedes Tier ist ein Individuum. Und es gibt Hunde, die weisen ein grösseres Gefahrenpotenzial auf.

Kann man solche Hunde lieb erziehen?
Klar, mit den nötigen Fachkenntnissen ist das kein Problem. Wichtig ist, dass man das grössere Gefahrenpotenzial nicht weckt, aber auch nicht unterdrückt. Zum Beispiel darf man einen schwierigen Hund auf keinen Fall über einen langen Zeitraum in der Wohnung einsperren. Sonst kann es brandgefährlich werden. Aber das muss man als Halter von Kampfhunden einfach wissen. Leider gibt es Leute, die sich nicht darum kümmern. Für sie ist das Tier ein Statussymbol.

Was meinen Sie damit?
Schauen Sie sich die Typen an, die solche Hunde besitzen. Das sind meistens junge Männer, deren Hose den Hintern nur zur Hälfte bedecken. Das Käppi tragen sie quer auf dem Kopf. Diese Männer besitzen einen Kampfhund nur, um vor ihren Kollegen besser dazustehen. Die korrekte Tierhaltung bleibt auf der Strecke.

Wie könnte man diesem Problem begegnen?
Das kann man nicht. Die Menschen werden nicht besser. Aber dass Hundekurse im Nachgang zum tragischen Tod von Süleyman (†6) obligatorisch wurden, war richtig. So konnte ich als Kursleiter dem Veterinäramt jeweils melden, wenn sich ein Hund auffällig verhielt. Leider ist das Obligatorium für SKN-Kurse nun wieder aufgehoben worden. Das ist ein Schritt zurück.

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