Der Toggenburger Nationalrat und SVP-Präsident erklärt der «Schweizer Illustrierten»: «Tja, ich war ein Unfall.» Nachdem der 40-Jährige das gesagt hatte, lacht er herzhaft. Doch seine Aussage hat einen ernsten, sehr ernsten Hintergrund: Brunners Bruder Andi (41) ist behindert. Er hat Trisomie 21.
Die Eltern waren gegen den Schwangerschaftsabbruch von Toni
Zwei Monate, nachdem Andi auf die Welt gekommen war, wurde seine Mutter wieder schwanger. Mit Toni. Für die Ärzte war der Fall klar: Die Schwangerschaft soll vorzeitig beendet werden. Doch Mutter Heidi (heute 70) und Vater Hannes (heute 73) waren gegen einen Abbruch. Sie wandten sich an eine Beratungsstelle. «Auch da drängte man uns zur Abtreibung», erklärt Heidi Brunner in der «Schweizer Illustrierten».
Die refomierten Eltern entschieden sich für das werdende Kind. Ihr fünftes. Toni wurde am 23. August1974 geboren. Er wuchs auf dem Bendel bei Ebnat-Kappel SG auf. Toni hatte stets ein spezielles Verhältnis zu seinem behinderten Bruder. «Wir machten zusammen die Gegend unsicher. Körperlich war Andi ja immer fit», erzählt der Politiker. «Für mich war er nie behindert. Er war ganz einfach mein Bruder.» Er sei immer ein ganz normales Mitglied der Familie und der Gemeinschaft in der Region gewesen.
«Behinderte Menschen brauchen keine Käseglocke»
«Man muss keine Käseglocke um behinderte Menschen bauen», ist Toni Brunner überzeugt. Der SVP-Politiker hat bisher kaum je über Andi und seine Trisomie 21 gesprochen.
Andi kann nicht schreiben und lesen. Er ging in Wattwil SG in die sonderpädagogische Schule. Heute lebt er unter der Woche im Valida-Wohnheim in St. Gallen. An seiner Türe steht: «Andi Brunner, SVP.»
Am Wochenende kommt Andi Brunner nach Hause. Ins Toggenburg, wo Toni mit seiner Lebenspartnerin Esther Friedli (37) lebt. 2006 hat er von seinen Eltern den Hof übernommen.