Pedretti wurde 1930 in Nordmähren in der heutigen Tschechischen Republik geboren. Sie kam im Alter von 15 Jahren in die Schweiz - sie war nach der Niederlage von Hitlers Truppen wie drei Millionen andere Deutschsprachige aus Mähren und Böhmen verjagt worden.
1970 veröffentlichte sie mit «Harmloses, bitte» ihr erstes Buch. In ihren Erzählungen und Romanen blieben das Fremdsein und die Heimatlosigkeit ein Leitthema, wie es in der Mitteilung der beiden Museen heisst.
Für ihr Werk wurde sie mit vielen Preisen ausgezeichnet. Erica Pedretti erhielt 1984 den Ingeborg Bachmann-Preis für ihren Text «Das Modell und der Maler». 1999 wurde ihr der Bündner Kulturpreis zugesprochen, 2013 ihr schriftstellerisches Gesamtwerk mit den Schweizer Literaturpreis geehrt.
Die Schriftstellerin war seit 1971 Mitglied der schriftstellerischen Vereinigung Gruppe Olten und seit 1988 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.
Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit schuf Erica Pedretti ein umfangreiches bildnerisches Oeuvre. «Obwohl Pedretti beide Tätigkeiten als eigenständige künstlerische Ausdrucksformen verstand, kombinierte sie Schrift und Bild in ihren Werken», heisst es in der Mitteilung weiter.
Ihre Flügelskulpturen, Objekte und Zeichnungen zeigten ein labiles Gleichgewicht und eine feine Zerbrechlichkeit. «Es sind diese Verletzlichkeiten des Entrissen-Seins, die letztlich das literarische und das bildnerische Werk verbinden.»
Erica Pedretti hatte in Zürich die Fachklasse für Silberschmiede an der Schule für Gestaltung besucht. Dort lernte sie ihren späteren Mann, den Künstler Gian Pedretti kennen. Das Paar mit fünf Kindern lebte - neben vielen Auslandsaufenthalten - abwechslungsweise in Celerina im Bündnerland und in La Neuveville BE am Bielersee.
(SDA)