Ein den Demonstranten nahestehendes Ärztekomitee meldete zudem vier weitere Tote. Zuvor hatten sich beide Seiten darauf geeinigt, dass anstelle des Militärs ein neu gebildeter Regierungsrat das Land vorübergehend führen soll.
Unklar, woher die Schüsse kamen
Nach Armeeangaben starben ein Demonstrant und ein Offizier durch Schüsse vor dem Militärhauptquartier in der Hauptstadt Khartum. Dort protestieren seit Wochen Tausende Menschen für eine zivile Regierung. Das Ärztekomitee sprach von vier weiteren getöteten Protestteilnehmern. Ob sie ebenfalls vor dem Armeehauptquartier erschossen wurden, war zunächst unklar.
Zum den Details der Tat gibt es unterschiedliche Angaben. Bei einer Pressekonferenz am späten Abend erklärte der Militärrat, einige Bewaffnete hätten sich heimlich unter die Demonstranten gemischt. Vertreter der Protestbewegung sagten dagegen, Mitglieder einer Miliz, die dem gestürzten Regime des langjährigen Staatschefs Omar al-Baschir nahe stehe, hätten durch Schüsse «den Durchbruch bei den Verhandlungen stören» wollen.
Einigung auf Übergangsregierung
Wenige Stunden zuvor hatten Militärs und Demonstranten eine Einigung im Streit um die künftige Regierung des Landes bekanntgegeben. Als neues Regierungsgremium solle ein Rat aus «militärischen und zivilen Vertretern» gebildet werden, sagte ein Sprecher der Protestbewegung der Nachrichtenagentur AFP. Al-Baschir ist derweil wegen Beteiligung an der Ermordung von Demonstranten angeklagt worden, wie die Generalstaatsanwaltschaft mitteilte.
Die Armee hatte den drei Jahrzehnte lang autoritär herrschenden Staatschef al-Baschir nach monatelangen Massenprotesten am 11. April gestürzt. Für eine Übergangszeit von zwei Jahren wurde zunächst ein Militärrat eingesetzt - die Protestbewegung sah in diesem Gremium jedoch eine Fortsetzung der Regierung al-Baschirs.
Knackpunkte bei einer Einigung sind vor allem, wie genau die Machtbalance zwischen Militär und Zivilisten gestaltet wird und wie lange die Übergangsphase dauern soll. (SDA)
Drei Jahrzehnte lang sass Sudans Präsident Omar al-Baschir fest im Sattel. Seine autoritäre Herrschaft prägen Gewalt und Konflikte. Während seiner Regierungszeit wurde der Sudan zum Paria-Staat.
US-Sanktionen und Haftbefehle des Weltstrafgerichtshofs schienen dem 75-Jährigen nichts auszumachen. Doch nun sind ihm die Massenproteste einer Bevölkerung, die seiner Herrschaft und der wirtschaftlichen Missstände im Land überdrüssig geworden ist, zum Verhängnis geworden.
Mit Putsch an die Macht
Al-Baschir wurde 1944 in Hosh Bonnaga nördlich der Hauptstadt Khartum nahe des Nils geboren und hatte eine lange Karriere im Militär. 1989 putschte er sich an der Spitze einer Gruppe von Offizieren unblutig an die Macht. Oppositionelle hatten wenig Möglichkeit, sich öffentlich zu positionieren.
Doch er habe auch in Teilen der Bevölkerung viel Sympathie gehabt, erklärt Sudan-Expertin Annette Weber von der Stiftung Wissenschaft und Politik. «Er hat sich immer als Teil des Volkes dargestellt.»
Baschir verschärfte Religionskonflikt im Sudan
Al-Baschir steht als Präsident auch für eine weitere Islamisierung des Landes, was die Konflikte mit christlichen und animistischen Sudanesen im Süden des Landes sowie in der Provinz Darfur verschärfte. Seinen Ruf als brutaler Diktator erhielt Al-Baschir vor allem auch durch den Darfur-Konflikt. Dieser brach 2003 im Westen des Landes zwischen Volksgruppen, die mehr politische Mitbestimmung forderten, und der Regierung in Khartum aus.
Schätzungsweise 300'000 Menschen wurden getötet und Millionen vertrieben. Der Internationalen Strafgerichtshof erliess zwei Haftbefehle gegen Baschir wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord und Kriegsverbrechen.
Abspaltung Südsudans
In die Herrschaft Al-Baschirs fällt aber auch das Ende eines über 20-jährigen Bürgerkrieges mit Rebellen im damaligen Südsudan. Die ölreiche Region spaltete sich letztendlich ab und wurde im Juli 2011 ein eigener Staat. (SDA)
Drei Jahrzehnte lang sass Sudans Präsident Omar al-Baschir fest im Sattel. Seine autoritäre Herrschaft prägen Gewalt und Konflikte. Während seiner Regierungszeit wurde der Sudan zum Paria-Staat.
US-Sanktionen und Haftbefehle des Weltstrafgerichtshofs schienen dem 75-Jährigen nichts auszumachen. Doch nun sind ihm die Massenproteste einer Bevölkerung, die seiner Herrschaft und der wirtschaftlichen Missstände im Land überdrüssig geworden ist, zum Verhängnis geworden.
Mit Putsch an die Macht
Al-Baschir wurde 1944 in Hosh Bonnaga nördlich der Hauptstadt Khartum nahe des Nils geboren und hatte eine lange Karriere im Militär. 1989 putschte er sich an der Spitze einer Gruppe von Offizieren unblutig an die Macht. Oppositionelle hatten wenig Möglichkeit, sich öffentlich zu positionieren.
Doch er habe auch in Teilen der Bevölkerung viel Sympathie gehabt, erklärt Sudan-Expertin Annette Weber von der Stiftung Wissenschaft und Politik. «Er hat sich immer als Teil des Volkes dargestellt.»
Baschir verschärfte Religionskonflikt im Sudan
Al-Baschir steht als Präsident auch für eine weitere Islamisierung des Landes, was die Konflikte mit christlichen und animistischen Sudanesen im Süden des Landes sowie in der Provinz Darfur verschärfte. Seinen Ruf als brutaler Diktator erhielt Al-Baschir vor allem auch durch den Darfur-Konflikt. Dieser brach 2003 im Westen des Landes zwischen Volksgruppen, die mehr politische Mitbestimmung forderten, und der Regierung in Khartum aus.
Schätzungsweise 300'000 Menschen wurden getötet und Millionen vertrieben. Der Internationalen Strafgerichtshof erliess zwei Haftbefehle gegen Baschir wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord und Kriegsverbrechen.
Abspaltung Südsudans
In die Herrschaft Al-Baschirs fällt aber auch das Ende eines über 20-jährigen Bürgerkrieges mit Rebellen im damaligen Südsudan. Die ölreiche Region spaltete sich letztendlich ab und wurde im Juli 2011 ein eigener Staat. (SDA)