Nach tödlichen Schüssen in Khartum
Erneute Proteste im Sudan

In der sudanesischen Stadt Omdurman ist es nach dem Tod von fünf Demonstranten und einem Armeeoffizier zu neuen Protesten gekommen. Dutzende Menschen demonstrierten am Dienstag gegen den amtierenden Militärrat, wie Augenzeugen berichteten.
Publiziert: 14.05.2019 um 13:53 Uhr
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Aktualisiert: 14.05.2019 um 14:35 Uhr
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Sudanesische Protestanten demonstrieren weiter vor dem Armee-Hauptquartier in Khartum. (Archivbild)
Foto: Keystone/EPA/STRINGER

Einige blockierten die Strassen mit brennenden Reifen. «Beschütze deine Heimat oder bereite dich darauf vor, zu sterben», riefen sie. Augenzeugen zufolge wurden Soldaten in der Stadt eingesetzt.

Mehrere Tote durch Schüsse

In Omdurman nahe der Hauptstadt Khartum war vor dem Sturz von Ex-Staatschef Omar al-Baschir vier Monate lang täglich demonstriert worden. Seit Baschirs Absetzung konzentrierten sich die Proteste auf das Militärhauptquartier in Khartum. Dort waren am Montag fünf Demonstranten und ein Offizier durch Schüsse gestorben.

Tausende Menschen protestieren seit Wochen vor dem Hauptquartier für eine zivile Regierung. Vertreter der Protestbewegung sagten, Mitglieder einer Miliz, die dem gestürzten Regime Baschirs nahe stehe, hätten durch Schüsse «den Durchbruch bei den Verhandlungen stören» wollen. Der Militärrat erklärte, Bewaffnete hätten sich heimlich unter die Demonstranten gemischt, ohne zu präzisieren, um wen es sich handelte.

Unsicherheit destabilisiert Land

Wenige Stunden zuvor hatten Militärs und Demonstranten sich am Montag auf ein gemeinsames Regierungsgremium geeinigt. Wie ein Sprecher der Protestbewegung erklärte, soll ein neuer Rat aus militärischen und zivilen Vertretern gebildet werden. Über die Details wollten beide Seiten am Dienstag verhandeln.

Der britische Botschafter im Sudan, Irfan Siddiq, zeigte sich nach den Todesfällen «erschüttert». Die Gewalt mache deutlich, warum eine Einigung auf eine von Zivilisten geführte Übergangsregierung so wichtig sei, schrieb er am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die anhaltende Unsicherheit könne das Land weiter destabilisieren.

Putsch gegen al-Baschir

Die Armee hatte den drei Jahrzehnte lang autoritär herrschenden Staatschef Baschir nach monatelangen Massenprotesten am 11. April gestürzt. Für eine Übergangszeit von zwei Jahren wurde zunächst ein Militärrat eingesetzt. Die Protestbewegung sah in diesem Gremium jedoch eine Fortsetzung der Regierung Baschirs. (SDA)

Omar al-Baschir: Wer ist Sudans Langzeitpräsident?

Drei Jahrzehnte lang sass Sudans Präsident Omar al-Baschir fest im Sattel. Seine autoritäre Herrschaft prägen Gewalt und Konflikte. Während seiner Regierungszeit wurde der Sudan zum Paria-Staat.

US-Sanktionen und Haftbefehle des Weltstrafgerichtshofs schienen dem 75-Jährigen nichts auszumachen. Doch nun sind ihm die Massenproteste einer Bevölkerung, die seiner Herrschaft und der wirtschaftlichen Missstände im Land überdrüssig geworden ist, zum Verhängnis geworden.

Mit Putsch an die Macht

Al-Baschir wurde 1944 in Hosh Bonnaga nördlich der Hauptstadt Khartum nahe des Nils geboren und hatte eine lange Karriere im Militär. 1989 putschte er sich an der Spitze einer Gruppe von Offizieren unblutig an die Macht. Oppositionelle hatten wenig Möglichkeit, sich öffentlich zu positionieren. 

Doch er habe auch in Teilen der Bevölkerung viel Sympathie gehabt, erklärt Sudan-Expertin Annette Weber von der Stiftung Wissenschaft und Politik. «Er hat sich immer als Teil des Volkes dargestellt.»

Baschir verschärfte Religionskonflikt im Sudan

Al-Baschir steht als Präsident auch für eine weitere Islamisierung des Landes, was die Konflikte mit christlichen und animistischen Sudanesen im Süden des Landes sowie in der Provinz Darfur verschärfte. Seinen Ruf als brutaler Diktator erhielt Al-Baschir vor allem auch durch den Darfur-Konflikt. Dieser brach 2003 im Westen des Landes zwischen Volksgruppen, die mehr politische Mitbestimmung forderten, und der Regierung in Khartum aus. 

Schätzungsweise 300'000 Menschen wurden getötet und Millionen vertrieben. Der Internationalen Strafgerichtshof erliess zwei Haftbefehle gegen Baschir wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord und Kriegsverbrechen.

Abspaltung Südsudans

In die Herrschaft Al-Baschirs fällt aber auch das Ende eines über 20-jährigen Bürgerkrieges mit Rebellen im damaligen Südsudan. Die ölreiche Region spaltete sich letztendlich ab und wurde im Juli 2011 ein eigener Staat. (SDA)

30 Jahre lang war Omar al-Baschir Sudans Präsident.

Drei Jahrzehnte lang sass Sudans Präsident Omar al-Baschir fest im Sattel. Seine autoritäre Herrschaft prägen Gewalt und Konflikte. Während seiner Regierungszeit wurde der Sudan zum Paria-Staat.

US-Sanktionen und Haftbefehle des Weltstrafgerichtshofs schienen dem 75-Jährigen nichts auszumachen. Doch nun sind ihm die Massenproteste einer Bevölkerung, die seiner Herrschaft und der wirtschaftlichen Missstände im Land überdrüssig geworden ist, zum Verhängnis geworden.

Mit Putsch an die Macht

Al-Baschir wurde 1944 in Hosh Bonnaga nördlich der Hauptstadt Khartum nahe des Nils geboren und hatte eine lange Karriere im Militär. 1989 putschte er sich an der Spitze einer Gruppe von Offizieren unblutig an die Macht. Oppositionelle hatten wenig Möglichkeit, sich öffentlich zu positionieren. 

Doch er habe auch in Teilen der Bevölkerung viel Sympathie gehabt, erklärt Sudan-Expertin Annette Weber von der Stiftung Wissenschaft und Politik. «Er hat sich immer als Teil des Volkes dargestellt.»

Baschir verschärfte Religionskonflikt im Sudan

Al-Baschir steht als Präsident auch für eine weitere Islamisierung des Landes, was die Konflikte mit christlichen und animistischen Sudanesen im Süden des Landes sowie in der Provinz Darfur verschärfte. Seinen Ruf als brutaler Diktator erhielt Al-Baschir vor allem auch durch den Darfur-Konflikt. Dieser brach 2003 im Westen des Landes zwischen Volksgruppen, die mehr politische Mitbestimmung forderten, und der Regierung in Khartum aus. 

Schätzungsweise 300'000 Menschen wurden getötet und Millionen vertrieben. Der Internationalen Strafgerichtshof erliess zwei Haftbefehle gegen Baschir wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord und Kriegsverbrechen.

Abspaltung Südsudans

In die Herrschaft Al-Baschirs fällt aber auch das Ende eines über 20-jährigen Bürgerkrieges mit Rebellen im damaligen Südsudan. Die ölreiche Region spaltete sich letztendlich ab und wurde im Juli 2011 ein eigener Staat. (SDA)

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