Zu seinem Nachfolger ernannte Ibn Auf in einer vom Staatsfernsehen ausgestrahlten Ansprache den General Abdel Fattah al-Burhan Abdulrahman, in dessen «Erfahrung und Eignung» er vertraue. Nach der Rede brach Jubel auf den Strassen der Hauptstadt Khartum aus.
Der seit drei Jahrzehnten autoritär herrschende Staatschef Omar al-Baschir war am Donnerstag nach monatelangen Massenprotesten der Bevölkerung vom Militär gestürzt worden. Für eine Übergangszeit von zwei Jahren wurde dann aber ein Militärrat eingesetzt. An dessen Spitze war Verteidigungsminister Ibn Auf am Donnerstagabend vereidigt worden.
Er verkündete nun, er habe vor seinem Rücktritt seinen ebenfalls am Donnerstag eingesetzten Stellvertreter, Generalstabschef Kamal Abdelmaruf, von dessen Posten entlassen. Al-Burhan Abdulrahman sei der Richtige, «um dieses Schiff an ein sicheres Ufer zu bringen», fügte er hinzu.
Anführer der Anti-Baschir-Proteste bezeichneten Ibn Aufs Rücktritt als einen Sieg für das Volk. Sie hatten zuvor den «Militärputsch» abgelehnt und zu weiteren Demonstrationen aufgerufen. Am Freitag versammelten sich trotz einer nächtlichen Ausgangssperre wieder zehntausende Menschen vor den Toren des Armee-Hauptquartiers in Khartum und demonstrierten für einen zivilen Rat statt eines Militärrats. «Das Blut unserer Brüder darf nicht vergeblich geflossen sein», sagte ein Demonstrant in Khartum.
Nach Polizeiangaben wurden bei den Protesten in den vergangenen zwei Tagen 16 Menschen durch «scharfe Munition» getötet und 20 weitere verletzt. Der Uno-Sicherheitsrat beschäftigte sich am Freitag in einer Dringlichkeitssitzung mit der Situation im Sudan, verzichtete aber nach einstündiger Beratung auf eine Erklärung.
Es handele sich um eine «interne Angelegenheit» des Sudans, sagte der Uno-Botschafter Kuwaits, Mansur al-Otaibi. Das Gremium wird nun zunächst ein Treffen des Friedens- und Sicherheitsrats der Afrikanischen Union (AU) am Sonntag abwarten. Die Dringlichkeitssitzung war von den USA und den fünf europäischen Mitgliedern im Sicherheitsrat beantragt worden, darunter auch Deutschland. Der sudanesische Uno-Botschafter Jasir Abdelsalam hatte im Sicherheitsrat versichert, dass der Militärrat sich damit zufriedengeben werde, «der Garant einer zivilen Regierung zu sein". Die Übergangszeit von zwei Jahren könne je nach Entwicklung auch verkürzt werden, sagte er.
Der Militärrat bat unterdessen Nachbarländer um finanzielle Hilfe. Der Sudan benötige «Spenden», um die wirtschaftlichen Probleme in den Griff zu bekommen, die zu den Protesten gegen al-Baschir geführt hätten, sagte General Omar Sain al-Abdin arabischen und afrikanischen Diplomaten. Treibstoff und Mehl seien in dem Land knapp.
Al-Baschir hatte sich 1989 mithilfe von Islamisten an die Macht geputscht. Seitdem regierte er das ostafrikanische Land mit harter Hand. Gegen ihn besteht seit Jahren ein internationaler Haftbefehl wegen Völkermordes. In der Provinz Darfur wurden nach Uno-Angaben seit dem Jahr 2003 im Konflikt zwischen Regierung und Rebellen rund 300'000 Menschen getötet. Eine Auslieferung al-Baschirs lehnen die neuen Machthaber jedoch ab.
(SDA)