Sudan
Armee geht mit Gewalt gegen Demonstranten in Sudans Hauptstadt vor

Im Sudan geht das regierende Militär mit Gewalt gegen Demonstranten vor. Die Armee versuche, die wochenlangen Strassenblockaden an ihrem Hauptquartier in der Hauptstadt Khartum aufzulösen, erklärte der an der Spitze der Proteste stehende Berufsverband SPA am Montag.
Publiziert: 03.06.2019 um 09:36 Uhr
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Aktualisiert: 03.06.2019 um 11:47 Uhr
Seit mehreren Monaten demonstrieren Tausende Sudanesen rund um das Armeehauptquartier in Khartum. Sie fordern eine zivile Regierung für den Sudan. (Archivbild)

Nach Angaben des oppositionsnahen Zentralkomitees sudanesischer Ärzte wurden dabei mindestens fünf Menschen getötet und mehrere weitere verletzt.

Seit rund zwei Monaten blockieren tausende Demonstranten die Strassen um das Armeehauptquartier in Khartum. Sie fordern eine zivile Regierung für den Sudan. Der Militärrat bezeichnete die Protestkundgebungen als «Gefahr für die Sicherheit und den öffentlichen Frieden» und kündigte ein «entschlossenes» Vorgehen an.

Schüsse auf friedliche Zivilisten

Wie das Ärztekomitee auf Facebook mitteilte, wurden bei der Räumung der Strassenblockaden «friedliche Demonstranten» erschossen. Die Schüsse seien auf Anordnung des Militärrats abgegeben worden. Eine «grosse Zahl» weitere Menschen sei schwer verletzt worden.

Auf den Strassen von Khartum wurde die Militärpräsenz deutlich verstärkt, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Ein Anwohner, er habe Schüsse gehört und Rauch gesehen. Ein anderer Anwohner sagte, Einsatzkräfte in Polizeiuniformen hätten versucht, eine Strasse nahe der Proteste zu räumen.

Der Berufsverband SPA sprach mit Blick auf die Räumung der Strassenblockaden von einem «blutigen Massaker". Er rief die Bevölkerung zum «totalen zivilen Ungehorsam» mit dem Ziel auf, den Militärrat zu stürzen. Die «Revolutionäre» sollten auf die Strasse gehen und ihre Proteste fortsetzen.

USA fordert Ende der Gewalt

Die Allianz für Freiheit und Wandel, in der die Protestbewegungen zusammenarbeiten, rief zu landesweiten Demonstrationen auf. Auch in Khartum sollten «friedliche Märsche und Kundgebungen» abgehalten und Barrikaden errichtet werden. In der Hauptstadt hatten Demonstranten bereits eine Barrikade aus Ziegeln und brennenden Reifen auf der Street 60, einer der wichtigsten Strassen Khartums, errichtet.

Die US-Botschaft in Khartum forderte ein sofortiges Ende der «Angriffe» auf die Protestierenden. Das Vorgehen der sudanesischen Sicherheitskräfte sei «falsch», schrieb die Botschaft im Onlinedienst Twitter. Die Verantwortung dafür trage die Militärregierung.

Der britische Botschafter in Khartum, Irfan Siddiq, äusserte sich «extrem besorgt» über die Entwicklungen. Es gebe «keine Entschuldigung für derartige Angriffe» der Armee, schrieb er bei Twitter. Das Vorgehen gegen die Demonstranten müsse sofort eingestellt werden.

Im Sudan hatte nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar al-Baschir infolge von monatelangen Massenprotesten im April ein Militärrat die Führung übernommen. Mit diesem einigte sich die Protestbewegung Mitte Mai grundsätzlich darauf, dass ein gemeinsamer Übergangsrat die Geschicke des Landes in den kommenden drei Jahren lenken soll. Seither herrscht aber Streit darüber, welche Seite dieses Gremium führen soll.

(SDA)

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