Er ist der gefährlichste Neonazi der Schweiz: Kevin G.* (30) aus dem Kanton Zürich, gewalttätig, international vernetzt und mehrfach vorbestraft.
Vor einem Monat verurteilte das Zürcher Bezirksgericht den Sänger der rechtsextremen Band Amok zu zwei Jahren Haft. Grund: Im Juli 2015 hatte er in Zürich-Wiedikon einen orthodoxen Juden angegriffen. «Sie haben sich nicht im Griff und schlagen sehr schnell zu», sagte der Richter.
Noch ist G. auf freiem Fuss, sein Anwalt hat Berufung gegen das Urteil eingelegt. Doch nun droht dem Neonazi bereits neuer Ärger mit der Justiz.
Hintergrund ist ein Verfahren der Staatsanwaltschaft Zürich. Diese ermittelt gegen die Rechtsrock-Band Mordkommando, bei der G. mutmasslich als Frontmann agierte. In ihren Liedern hetzt die Musikgruppe gegen Schweizer Prominente.
Untersuchung wegen Rassendiskriminierung
Im Zentrum des Verfahrens steht das Album «Schwarze Liste». Darauf ist je ein Song der Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch gewidmet, dem TV-Moderator Kurt Aeschbacher und dem Sänger Michael von der Heide.
In den Musikstücken beschreiben die anonym agierenden Musiker bis ins Detail, wie sie die drei attackieren, foltern und umbringen wollen – unter anderem aufgrund ihrer Homosexualität.
In einem weiteren Lied mit dem Titel «Bomben auf Wiedikon» hetzt der Sänger gegen namentlich genannte Zürcher Juden. Er brüllt: «Synagogen sollen brennen wie einst in besseren Tagen.»
Corinne Bouvard, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Zürich, bestätigt: «Wir untersuchen wegen Rassendiskriminierung und öffentlicher Aufforderung zu Verbrechen oder Gewalttätigkeit.»
Auftritt abgesagt
Noch richtet sich das Verfahren gegen unbekannt. Szenekenner sind aber sicher, dass es sich bei der Band Mordkommando um ein Projekt von Kevin G. handelt. Auch die Stimme auf dem Album soll die von G. sein. Bis zu seiner Verurteilung vor einem Monat war er einer der führenden Köpfe der Schweizer Neonaziszene, pflegte enge Kontakte zu Gesinnungskameraden im Ausland und organisierte Anlässe für das in Deutschland verbotene Blood-and-Honour-Netzwerk.
Mit seiner Band Amok tourte er wiederholt durch Europa. Sein grösster Auftritt aber war ein Heimspiel. Im Herbst 2016 spielte er in Unterwasser SG vor knapp 6000 Rechtsextremen.
Seinen nächsten Auftritt hätte G. nächstes Wochenende gehabt. Für den 21. April war ein Konzert der Band Amok am deutschen Neonazi-Festival «Schild und Schwert» angekündigt. Nun wurde der Auftritt abgesagt. Begründung: «Justizprobleme».