Steve Bannons Mission gegen Papst Franziskus
Schwule Priester sollen weg

Der historische Anti-Missbrauchsgipfel zeigt, wie rechte Netzwerke den Vatikan infiltrieren. Zu den Förderern ultrakonservativer Kirchenmänner gehört auch Donald Trumps Ex-Chefstratege.
Publiziert: 23.02.2019 um 23:48 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2020 um 13:31 Uhr
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Feldzug gegen schwule Priester: US-Katholik Steve Bannon.
Foto: Getty Images

Das Schweigen der Kirche ist gebrochen: Papst Franziskus (82) hat mit einem historischen Anti-Missbrauchs-Gipfel versucht, Wege aus der jahrzehntelangen Krise zu finden. Geladen hatte er für das dreieinhalbtägige Treffen die 114 Chefs der nationalen Bischofskonferenzen, 20 Vertreter der Ostkirchen sowie 30 Männer und Frauen der Ordensgemeinschaften, Kurienmitglieder und externe Experten.

Nach Rom flogen aber auch ungebetene Gäste. Missbrauchsopfer, die Aufklärung und Prävention fordern – und Steve Bannon (65). Donald Trumps ultrarechter Ex-Chefstratege nutzte den Kongress für seine eigenen politischen Pläne, enthüllte das US-Medium «The Daily Beast».

Bannon will ein Parallelgericht

Vor dem Hintergrund des Anti-Missbrauchs-Gipfels wird deutlich, wie rechte Netzwerke die katholische Kirche infiltrieren. Der mehrfach geschiedene Katholik Bannon ist in den Kampf gegen sexuellen Missbrauch durch Priester eingestiegen. Sein Ziel: ein Parallelgericht, das nicht nur übergriffige Priester anklagt, sondern auch schwule Priester an den Pranger stellt. Dem von Franziskus kaltgestellten US-Kardinal Raymond Burke (70), der Parallelstrukturen zum Vatikan etablieren will, offeriert Bannon «logistische Unterstützung». «Es gibt eine Zusammenballung von Hass gegen Franziskus von verschiedenen Bewegungen. Und das ist organisiert», sagt der Autor Frédéric Martel (51), dessen Vatikan-Enthüllungsbuch «Sodoma» am Donnerstag erschienen ist, in einem «Zeit»-Interview.

Der von Bannon unterstützte Kardinal Burke ist einer der schärfsten Franziskus-Gegner und Chefberater des rechtskonservativen Dignitatis Humanae Institute in Rom. Burke war nicht zum Anti-Missbrauchs-Gipfel eingeladen, veröffentlichte aber vorab mit einem seiner geistigen Brüder einen offenen Brief, in dem er «homosexuelle Netzwerke» als eigentliches Übel der katholischen Kirche ausmacht. Das Schreiben wendet sich gegen die These von Papst Franziskus, Klerikalismus sei die Hauptursache für den sexuellen Missbrauch.

Fürstin Gloria von Thurn und Taxis unterstützt Reaktionäre

Der Brief legt den Machtkampf hinter den Vatikanmauern offen: zwischen jenen Katholiken, die über sexuelle Gewalt reden wollen, und jenen, die sie benutzen, um Franziskus eins auszuwischen.

Auch in der Schweiz gibt es erzkonservative Scharfmacher, die behaupten, die Kirche habe in Wahrheit kein Missbrauchs-, sondern nur ein Homo-Problem. Auch der Weihbischof von Chur, Marian Eleganti (63), macht schwule Priester für den überwiegenden Teil der sexuellen Missbrauchsfälle in der Kirche verantwortlich.

Die rechte Unterstützung für reaktionäre Kirchenmänner lässt sich auch in Deutschland nachweisen. Im Zentrum: Fürstin Gloria von Thurn und Taxis (58), die sich politisch zwischen den Christsozialen und der AfD bewegt. Die Unternehmerin setzt sich für die schwulenfeindlichen Bücher ihrer Freunde ein, für konservative Hardliner wie Ex-Kurienkardinal Gerhard Müller, den ultrakonservativen Robert Sarah aus Guinea oder Joachim Meisner. Mit Letzterem hat sie einen Interviewband herausgebracht. In dem Gespräch muss manchmal selbst der als «Gottes Rottweiler» bekannte Ex-Erzbischof von Köln (D) um Mässigung und Differenzierung werben.

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