Sprechstunde im eigenen Wohnzimmer
Arztgespräche per Videoanruf boomen

Seit dem Ausbruch von Covid-19 fürchten viele Patienten das Wartezimmer als Seuchenherd – und verlegen den Besuch beim Arzt ins Internet.
Publiziert: 12.04.2020 um 00:03 Uhr
|
Aktualisiert: 12.04.2020 um 09:42 Uhr
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Immer mehr Hausärzte, Dermatologen, Kinderärzte und ganze Spitalabteilungen setzen auf die virtuelle Konsultation.
Foto: Shutterstock
Camille Kündig

Der Spezialist für Handchirurgie sitzt im zürcherischen Spital Bülach vor seinem Bildschirm: «Bitte drehen Sie Ihr Handgelenk und strecken Sie den Zeigefinger hoch!» Der Mediziner behandelt seinen Patienten – per Video-Sprechstunde!

Um das Gesundheitssystem zu entlasten, darf in Corona-Zeiten nur zum Arzt, wer dringend eine Behandlung braucht. Also setzen Hausärzte, Dermatologen, Kinderärzte und ganze Spitalabteilungen zunehmend auf virtuelle Konsul­tationen.

Beim Genfer Start-up Onedoc hat sich die Anzahl registrierter Ärzte und Therapeuten in zehn Tagen verdreifacht, die Telemedizin-Plattform Kry zählt fast doppelt so viele Nutzer wie vor einem Monat.

Per Mausklick ins virtuelle Wartezimmer

Per E-Mail erhalten die Patienten eine Einladung in die Onlinepraxis, per Mausklick landen sie im virtuellen Wartezimmer, dann meldet sich das Sekretariat und leitet an den Mediziner weiter.

Statt Ratsuchende aufzubieten, telefonieren Ärzte wie der Handchirurg seit einer Woche übers Internet mit ihnen. Spitaldirektor Rolf Gilgen: «Etwa um nach einer Operation abzuklären, wie es dem Patienten geht, oder um Übungen mit chronisch Kranken zu repetieren.» Per Videochat lässt sich auch die Dringlichkeit einer persönlichen Konsultation bestimmen. Das ist wichtig, denn seit dem Ausbruch von Covid-19 gilt das Wartezimmer in den Augen vieler als potenzieller Seuchenherd – selbst Schwerkranke bleiben aus Angst vor Ansteckung zu Hause. Laut Gilgen ist das riskant: «Einer unserer Patienten litt tagelang an einer schmerzhaften Entzündung am Ellbogen. Als er schliesslich bei uns auf der Notfallstation eintraf, hatte er bereits eine Blutvergiftung!»

Wie akut ein Problem ist, lasse sich in vielen Fällen ohne Körperkontakt feststellen. «Weil der Arzt über Video das Herz nicht abhören kann, fragt er den Patienten, ob er noch ohne Atembeschwerden zwei Stockwerke hochlaufen könne», so Gilgen. Für einen Corona-Abstrich müssen Ärzte allerdings noch immer ein Teststäbchen in Mund oder Nase des Patienten einführen. Auch in anderen Fällen stösst die Onlineberatung an ihre Grenzen. Gilgen: «Wenn jemand an starken Bauchschmerzen leidet, braucht es einen Ultraschall, und ein Arzt muss den Bauch abtasten. Man kann nicht einfach sagen: ‹Drücken Sie doch mal selber.›»

Zoom «Wird empfohlen»

Der Ärzteverband FMH gab seinen Mitgliedern Ende März schriftliche Tipps für die digitale Sprechstunde in Corona-Zeiten – samt Risiko­bewertung der gängigen Tools. Explizit empfiehlt die FMH den eigenen Videokonferenz-Dienst HIN Talk Video. Im Sicherheits­rating erhielt auch die App Zoom das Prädikat «Wird empfohlen». Zwei Wochen später musste der Hersteller Sicherheits- und Datenschutzmängel einräumen. Volker Birk vom Chaos Computer Club Schweiz, einer Vereinigung von ­Hackern, die sich für Datenschutz und Computersicherheit einsetzen, warnt: «Wer heute noch Zoom verwendet und mit sensiblen Daten zu tun hat, agiert fahrlässig.»

Auf Anfrage lässt die FMH verlauten, momentan bleibe es bei der Einschätzung. Die Empfehlungen würden jedoch regelmässig mit einer externen Datensicherheits­firma überprüft. Man behalte sich eine Herabstufung vor.

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Habe ich das Coronavirus oder nur die Grippe?

Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.

Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.

Schutz gegen Coronavirus

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch
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