Als die Polizei im August zur Hofräumung in Hefenhofen TG vorfuhr, war Barbla A.* (32) ausser sich: Die Geliebte von Skandalbauer Ulrich K.* (49) wurde schreiend abgeführt. Ihre Liebschaft mit dem aus dem Verkehr gezogenen Pferdezüchter brachte ihr ein Strafverfahren wegen Beihilfe zur Tierquälerei ein (BLICK berichtete).
Wochen später setzte es die nächste Anzeige ab: A. wird in Graubünden beim illegalen Abtransport von beschlagnahmten Alppferden ihres Geliebten K. ertappt. Obwohl sie die Polizei in flagranti erwischt, fehlen von einer Stute und ihrem Fohlen bis heute jede Spur!
Die Pferde gehen an einen Hofjungen von Ulrich K.
BLICK-Recherchen zeigen: Jetzt hat Barbla A. sich ihres eigenen Stalls angenommen und die fünf Pferde ihres Betriebs in Mels SG allesamt verkauft. Die Tiere gehen an Teenager S.B.* (17). Dieser wohnt direkt neben dem dichtgemachten Skandalhof von Hefenhofen und half dort selbst tatkräftig mit! Ob A. insgeheim für Ulrich K. handelte, bleibt offen. Er war für BLICK nicht zu erreichen.
Brisant: Die Thurgauer Behörden hatten die Beschlagnahmung der fünf Barbla-Pferde fest eingeplant, blitzten aber an der Kantonsgrenze ab! «Der für das Veterinäramt des Kantons St. Gallen zuständige Rechtsdienst und die Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen beurteilten die Beschlagnahmung (...) als nicht verbindlich und damit nicht durchsetzbar», schreibt der Thurgauer Informationsbeauftragte Walter Hofstetter auf Anfrage von BLICK.
Zwei Behörden – zwei unterschiedliche Meinungen
Klartext: Nur weil das Gesuch um Amtshilfe versenkt wurde, konnte Barbla A. nun zum Verkauf schreiten. «Die Verfügung eines Kantons ist in einem anderen Kanton nicht zwingend rechtskräftig. Er muss sich selber vor Ort ein Bild machen und entscheiden, welche Massnahmen zu ergreifen sind», wehrt sich der St. Galler Kantonstierarzt Albert Fritsche.
Im Rahmen der Abklärungen habe sich eine Beschlagnahmung als unverhältnismässig herausgestellt. «Wir haben die Lage in Mels mehrfach beurteilt und eine korrekte Tierhaltung vorgefunden», so Fritsche. Da das Tierwohl nicht akut gefährdet sei, gebe es keinen Grund durchzugreifen.
Verkauf trotz ungeklärter Besitzansprüche
Als Bremsklotz sieht Albert Fritsche seine Behörde nicht: «Bei den St. Galler Alppferden, die direkt Ulrich K. zugeordnet werden konnten, haben wir speditiv Amtshilfe geleistet.» Dort sei die Ausgangslage eine andere gewesen, weil die Pferde – anders als die fünf von A. – wieder nach Hefenhofen sollten.
Das Verkaufsschlamassel ist noch längst nicht ausgestanden: «Betreffend Eigentum haben verschiedene Personen Anspruch auf die fraglichen Pferde erhoben. Die Abklärungen der tatsächlichen Eigentumsverhältnisse sind Gegenstand von laufenden Verfahren», verrät Walter Hofstetter aus dem Thurgau.
*Namen der Redaktion bekannt
Das Schweizer Tierschutzgesetz gilt als das Beste in Europa. Perfekt ist es aber längst noch nicht, wie der Fall Hefenhofen eindrücklich zeigt. Skandalzüchter Ulrich K. umsegelte die Vorschriften während Jahren erfolgreich. Unsäglich lange liessen die Behörden den berüchtigten Querulanten gewähren.
Heute stellt eine externe Untersuchungskommission erste Erkenntnisse im Fall Hefenhofen vor. Sie ist seit Monaten daran, das Thurgauer Veterinäramt zu durchleuchten. Zunächst dürfte sie aber erst eine Chronologie der Ereignisse vorlegen. Denn die Recherchen rund um Ulrich K. haben sich als komplexer erwiesen als erwartet.
Ein Grund dafür: Die internen Dokumente widersprechen sich offenbar. Auch wenn die Gründe dafür nicht definitiv geklärt sind, riecht es verdächtig nach Behördenpfusch. Bleibt es dabei, dürften personelle Konsequenzen unvermeidlich sein. Kantonstierarzt Paul Witzig gab in der Affäre keine gute Figur ab.
Ob es auch gesetzliche Verschärfungen braucht, wird erst der Abschluss der Untersuchung zeigen. Vielleicht genügt es aber schon, wenn die Behörden das angeblich beste Tierschutzgesetz Europas endlich konsequent durchsetzen.
Das Schweizer Tierschutzgesetz gilt als das Beste in Europa. Perfekt ist es aber längst noch nicht, wie der Fall Hefenhofen eindrücklich zeigt. Skandalzüchter Ulrich K. umsegelte die Vorschriften während Jahren erfolgreich. Unsäglich lange liessen die Behörden den berüchtigten Querulanten gewähren.
Heute stellt eine externe Untersuchungskommission erste Erkenntnisse im Fall Hefenhofen vor. Sie ist seit Monaten daran, das Thurgauer Veterinäramt zu durchleuchten. Zunächst dürfte sie aber erst eine Chronologie der Ereignisse vorlegen. Denn die Recherchen rund um Ulrich K. haben sich als komplexer erwiesen als erwartet.
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Ob es auch gesetzliche Verschärfungen braucht, wird erst der Abschluss der Untersuchung zeigen. Vielleicht genügt es aber schon, wenn die Behörden das angeblich beste Tierschutzgesetz Europas endlich konsequent durchsetzen.