71,5 Prozent der Schweizer gelten als Christen. Darunter fallen laut Bundesamt für Statistik nicht nur römisch-katholische und reformierte, sondern auch orthodoxe Gemeinschaften. Weitere 22% gelten als konfessionslos und 6.5% gehören einer anderen Religion an, wie dem Judentum oder Islam. Es gibt aber auch kleinere Gruppen mit «sektenhaften Strukturen» (s. Infobox). Zusammen mit «Infosekta» hat BLICK die auffälligsten Gemeinschaften im Schweizer Atlas zusammengetragen.
1. Generation Postmodern Church, Thun BE
Daran glauben sie: Die antiliberale und dogmatische Kirche glaubt an die Bibel in evangelikaler Auslegung. Die Generation Postmodern Church (GPMC) empfahl gar Videos und Bücher, die zur Züchtigung von Kindern raten. Der damalige Pfarrer Matthias Kuhn wollte sich 2011 nicht eindeutig davon distanzieren. Doch GPMC bezeichnet die Vorwürfe als Falschmeldung.
Der Kopf dahinter: Matthias Kuhn gründete die GPMC im Jahr 2000. Heute leitet sie Johannes Gerber.
Mitgliederzahl: 630, Tendenz steigend.
2. Zeugen Jehovas, Zürich
Daran glauben sie: Die Welt ausserhalb der Gemeinschaft ist heidnisch und von Satan beeinflusst. Selbstbestimmung und individuelle Entwicklung werden als egoistisch angesehen. Geburtstage sind tabu. Weihnachten und Ostern werden als Heidenfeste abgelehnt.
Mitgliederzahl: 19'000, Tendenz sinkend.
3. International Christian Fellowship, Zürich
Daran glauben sie: In der Schweiz ist die International Christian Fellowship (ICF) die bekannteste Jugend- und Familienkirche der Evangelikalen. Durch starke emotionale Bindung in sogenannten Small Groups (6 bis 8 Mitglieder) wird der Austritt erschwert.
Der Kopf dahinter: Pfarrer Leo Bigger (48) gründete die ICF 1996 in Zürich.
Mitgliederzahl: 3200 Besucher pro Woche (Zürich), Tendenz steigend.
4. Universale Kirche (Bruderschaft der Menschheit), Rotkreuz ZG
Daran glauben sie: Die Universale Kirche machte mit rassistischen und antisemitischen Äusserungen auf sich aufmerksam. Ihr Ziel ist die «Wiederherstellung» und Heilung der Welt. Gelingen soll dies mit dem pseudowissenschaftlichen «Weltfundament für Naturwissenschaft».
Der Kopf dahinter: Gründer und Leiter ist der Brite Peter Leach-Lewis (78).
Mitgliederzahl: Wenige Hundert (Schätzung).
5. Freeman-Bewegung (One People’s Public Trust), Ostschweiz
Daran glauben sie: Die Freeman-Bewegung wird als rechtspopulistisch und esoterisch eingestuft, sie lehnt den Staat ab. Aktuell breitet sich die Bewegung von Deutschland und Österreich her in der Ostschweiz aus.
Der Kopf dahinter: Die lose Gemeinschaft entstand in den 70er-Jahren in den USA.
Mitgliederzahl: Mehrere Hundert (Schätzung).
6. Kwasiza-bantu, St. Gallen
Daran glauben sie: An Zungenrede, Heilungen, Busse und Bekehrung. In der Schweiz wird die strenge, in Südafrika gegründete Gruppe von Jürg Läderach mitfinanziert, dem Chef des Schokoladeherstellers Läderach. Es herrschen strikte Kleidervorschriften für Frauen, «Eheanbahnungen» zweier Menschen sind nur unter Aufsicht eines Dritten erlaubt.
Der Kopf dahinter: Erlo Stegen (81) gründete Kwasizabantu in den 60er-Jahren. Heute leiten Jürg Läderach und Friedel Stegen die Gemeinde.
Mitgliederzahl: 300 (Schätzung).
7. Pius-Bruderschaft, Ecône VS
Daran glauben sie: Die Bruderschaft ist eine eigenständige Kirchgemeinde, die nicht der Landeskirche angehört. Die Pius-Brüder sind sehr traditionalistisch und lehnen die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils ab, etwa die Ökumene oder die Religionsfreiheit. Europaweit geriet sie mit Skandalen um sexuellen Missbrauch mehrfach in die Schlagzeilen.
Der Kopf dahinter: Gegründet von Erzbischof Marcel Lefebvre (†85), heutiger Prior ist Pater Pascal Schreiber.
Mitgliederzahl: 4000 Besucher (Schätzung).
8. Stiftung Schleife, Winterthur ZH
Daran glauben sie: Die evangelikale Gemeinschaft gilt laut Infosekta als «Kaderschmiede der Charismatiker». Sie ist wie die ICF amerikanisch geprägt und vertritt im neumodischen Gewand dogmatische Inhalte.
Der Kopf dahinter: Früher von Geri und Lilo Keller geleitet, heute von deren Sohn Andreas Keller.
Mitgliederzahl: 350 Besucher.
9. Kirschblütengemeinschaft, Lüsslingen-Nennigkofen SO
Daran glauben sie: Die esoterische Tantra-Gemeinschaft befürwortet den Einsatz von LSD. Drogenrazzien der Polizei und Aussagen des Mitbegründers Samuel Widmer, Inzest zwischen Vater und Tochter sei «ehrbar» und «therapeutisch», sorgten für Skandale.
Der Kopf dahinter: Samuel Widmer (68). Er lebt mit zwei Frauen zusammen, hat insgesamt elf Kinder.
Mitgliederzahl: 200, zur Hälfte Kinder.
10. Scientology, Basel
Daran glauben sie: Die Mitglieder durchlaufen einzelne Stufen, die sie zur Erleuchtung führen sollen – und viel Geld kosten. Die Psychosekte aus den USA wird nicht nur deswegen stark kritisiert, sondern auch wegen Massnahmen wie Strafarbeitslagern, Durchleuchtung der Mitglieder und Ablehnung jeder psychologischer Behandlung.
Der Kopf dahinter: Gegründet vom Science-Fiction-Autor Ron Hubbard (†74). Seit 1987 ist David Miscavige «kirchlicher Führer».
Mitgliederzahl: 1000 bis 5000, Tendenz sinkend.
11. V. W., Dottikon AG
Daran glauben sie: V. W. baute als mediale Beraterin eine kleine esoterische Gemeinde auf. Die meisten Anfragen an Infosekta 2010 gab es aufgrund gewalttätiger Übergriffe auf Anhänger. V. W. plante nach den Skandalen die Auflösung der Gruppe.
Der Kopf dahinter: V. W. – ihr Name ist bis heute nicht bekannt.
Mitgliederzahl: Rund ein Dutzend.
12. Raja-Yoga-Schule, Endingen AG
Daran glauben sie: An Wunderheilung. Die Yoga-Schule sorgte wegen mehrfacher sexueller Nötigung von Anhän-gerinnen und Kindern für Skandale.
Der Kopf dahinter: Max Hug – der derzeit in Haft sitzt.
Mitgliederzahl: Nur noch einige Dutzend.
13. Freie Interessengemeinschaft für Grenzwissenschaften und Ufologie, Schmidrüti ZH
Daran glauben sie: Die Ufo-Sekte bezeichnet eine Weltbevölkerung von 529 Millionen Menschen als «natürlichen Idealzustand». Guru «Ufo-Billy» habe schon als Kind Ufos gesichtet und Kontakt mit den Ausserirdischen gehabt. Diese hätten ihn zum Propheten ernannt.
Der Kopf dahinter: «Billy» Eduard Albert Meier.
Mitgliederzahl: Einige Dutzend.
14. Fiat Lux, Ibach (D), vorher Egg ZH
Daran glauben sie: An die schillernde Gründerin Uriella als «Sprachrohr Gottes». Fiat Lux erreichte Bekanntheit über die Landesgrenzen hinaus. Das heutige Zentrum liegt im Schwarzwald (D). Stark sinkende Mitgliederzahl, seit sich der Gesundheitszustand von Uriella verschlechtert – und ihre ständig neuen Endzeit-Prophezeiungen nie eintreten.
Der Kopf dahinter: Erika Hedwig Bertschinger-Eicke (87, Uriella). Seit sie bettlägrig ist, leitet ihr Ehemann Eberhard Bertschinger-Eicke (76, Icordo) die Sekte.
Mitgliederzahl: Maximal zwei Dutzend, Tendenz sinkend.
Der Begriff «Sekte» wird selbst von der Fachstelle Infosekta als «schwierig» eingestuft, da dieser nicht eindeutig definiert sei. «Wir sprechen von einem breiten Spektrum: Es gibt fragwürdige Heiler, problematische Freikirchen und fundamentalistische Gruppierungen unterschiedlicher Couleur.»
Daher sei es unmöglich, einen Gesamtanteil von «Sektenanhängern» in der Schweizer Bevölkerung zu nennen. Die in der Karte aufgeführten Gemeinschaften sind eine Auswahl derjenigen, die oft zu Problemen führen. «Es gibt auch problematische Gruppen mit säkularen Inhalten, pseudo-psychologische Gruppen. Aber auch islamische, hinduistische oder andere Gemeinschaften können sektenhafte Strukturen aufweisen.», so Susanne Schaaf von der Fachstelle Infosekta.
Sektenhafte Strukturen seien dann zu erkennen, wenn sie einen ausbeuterischen Charakter aufweisen: Dogmatische und absolute Inhalte, die zur Spaltung der «Anhängern» von «Nicht-Anhängern» dienen oder Angstpädagogik mit Drohung vor einer Herabstufung, einer «Strafe» oder einer «Hölle», wenn man nicht gemäss ihren Vorstellungen lebt.
Begriffe wie «Kirche» im Namen verhelfen zu einem gesellschaftlich akzeptierten Anschein einer Gruppe, können aber mit einer eigenen Lehre eindeutig davon abweichen: So etwa die «Promi-Sekte» Scientology, die ihr Center im vergangenen Jahr in Basel eröffnet hat. Grund für ihren Namen als «Kirche»: Der Wunsch nach einer staatlichen Anerkennung. Sie selbst bezeichnet sich in ihren offiziellen Schriften als «anerkannte Weltreligion».
Die meisten Beratungen rund um eine Gruppierung verzeichne Infosekta zur Gemeinschaft der Zeugen Jehovas: 14% der Anfragen gelten der Endzeitgemeinschaft, die auch besonders in Zürich aktiv ist. Weitere 7% handeln von Scientology, 3% von der Megakirche ICF und 3% von der die Schlagzeilen geratenen «Kirschblütengemeinschaft». Die restlichen - rund dreiviertel - aller Anfragen gelten unterschiedlichen kleinen und unbekannten Gemeinden.
Der Begriff «Sekte» wird selbst von der Fachstelle Infosekta als «schwierig» eingestuft, da dieser nicht eindeutig definiert sei. «Wir sprechen von einem breiten Spektrum: Es gibt fragwürdige Heiler, problematische Freikirchen und fundamentalistische Gruppierungen unterschiedlicher Couleur.»
Daher sei es unmöglich, einen Gesamtanteil von «Sektenanhängern» in der Schweizer Bevölkerung zu nennen. Die in der Karte aufgeführten Gemeinschaften sind eine Auswahl derjenigen, die oft zu Problemen führen. «Es gibt auch problematische Gruppen mit säkularen Inhalten, pseudo-psychologische Gruppen. Aber auch islamische, hinduistische oder andere Gemeinschaften können sektenhafte Strukturen aufweisen.», so Susanne Schaaf von der Fachstelle Infosekta.
Sektenhafte Strukturen seien dann zu erkennen, wenn sie einen ausbeuterischen Charakter aufweisen: Dogmatische und absolute Inhalte, die zur Spaltung der «Anhängern» von «Nicht-Anhängern» dienen oder Angstpädagogik mit Drohung vor einer Herabstufung, einer «Strafe» oder einer «Hölle», wenn man nicht gemäss ihren Vorstellungen lebt.
Begriffe wie «Kirche» im Namen verhelfen zu einem gesellschaftlich akzeptierten Anschein einer Gruppe, können aber mit einer eigenen Lehre eindeutig davon abweichen: So etwa die «Promi-Sekte» Scientology, die ihr Center im vergangenen Jahr in Basel eröffnet hat. Grund für ihren Namen als «Kirche»: Der Wunsch nach einer staatlichen Anerkennung. Sie selbst bezeichnet sich in ihren offiziellen Schriften als «anerkannte Weltreligion».
Die meisten Beratungen rund um eine Gruppierung verzeichne Infosekta zur Gemeinschaft der Zeugen Jehovas: 14% der Anfragen gelten der Endzeitgemeinschaft, die auch besonders in Zürich aktiv ist. Weitere 7% handeln von Scientology, 3% von der Megakirche ICF und 3% von der die Schlagzeilen geratenen «Kirschblütengemeinschaft». Die restlichen - rund dreiviertel - aller Anfragen gelten unterschiedlichen kleinen und unbekannten Gemeinden.