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Fünf goldene Experten-Tipps:So einfach schützen Sie Ihr Zuhause vor Einbrechern

Sind das die neuen Gaunerzinken?
Markierungen auf Briefkästen verbreiten Angst

In diesem Mehrfamilienhaus macht sich Unsicherheit breit. Haben Einbrecher ihre Wohnungen ausgespäht und mit Geheimzeichen markiert? Sogar die Polizei weiss nicht, was das Gekritzel soll.
Publiziert: 15.11.2021 um 13:09 Uhr
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Aktualisiert: 16.11.2021 um 07:32 Uhr
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In dieser Überbauung in Unterkulm tauchten die geheimnisvollen Buchstaben an den Briefkästen auf.
Foto: Beat Michel
Beat Michel

Seit vergangener Woche sind etwa ein Drittel der Briefkästen in einer Mehrfamiliensiedlung in Unterkulm AG mit unauffälligen kleinen Buchstaben markiert. «Was kann das nur sein?», fragte sich eine der Betroffenen und postete ein Foto vom geheimnisvollen Krakel auf Facebook.

«Polizei informieren», antworten die meisten Leser. Es könnten «Gaunerzinken» sein, also geheime Hinweise auf lohnende Einbruchsziele. Das kann nichts Gutes bedeuten. Eine Leserin riet sogar, die Buchstaben zu übermalen, das bedeute, ein Einbruch lohne sich nicht. Für die meisten aber ist das Ganze einfach nur ein Rätsel.

Bei Parterrewohnungen steht «KW»

Als Blick die Bewohnenden auf die Buchstaben aufmerksam macht, sind sie erstaunt. Viele haben die Bleistiftstriche an ihren Briefkästen gar nicht bemerkt. Unsicherheit macht sich breit. Auffällig: Die meisten Wohnungen mit einem Balkonzugang im Parterre sind mit einem W und einem K markiert, in höheren Stöcken steht nur ein K. Ein langjähriger Anwohner nahm die Markierungen für Blick unter die Lupe. Er sagt: «Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen der Zeitungszustellung und den Buchstaben.»

Das neue Gauneralphabet?

Blick fragt bei der Kantonspolizei Aargau an. Mediensprecher Bernhard Graser schreibt: «Über die Bedeutung dieser Markierung lassen sich bloss Mutmassungen anstellen. Ich schliesse auf den Hinweis für Frühzusteller oder auf eine bedeutungslose Schmiererei.»

Gibt es also keine Markierungen von Einbrechern im Kanton Aargau? Graser: «Gaunerzinken gehören ins Reich der Legenden. In früheren Jahrhunderten mögen Hausierer und Landstreicher mit solchen Zeichen Informationen ausgetauscht haben.»

Täter brauchen keine Hinweise mehr

Laut der Kapo gehen Einbrecher von heute anders vor: «Fakt ist, dass Wohnungseinbrecher ziemlich spontan zuschlagen. Es gibt hier im dicht besiedelten Mittelland unzählige geeignete Einbruchsobjekte. Die Täter sind nicht mehr auf Markierungen angewiesen und benutzen zudem zeitgemässere Kommunikationsmittel als Bleistift oder Kreide.»

Sicher ist, Pöstler und Frühzusteller dürfen die Briefkästen eigentlich nicht markieren, sie sind privates Eigentum. Mediensprecher Stefan Dauner von der Schweizerischen Post sagt: «Die Pöstlerinnen und Pöstler bringen keine Markierungen an den Briefkästen der Kunden an. Über wichtige Hinweise, zum Beispiel zu Nachsendeaufträgen von weggezogenen Kunden, informieren sie sich vor ihrer täglichen Tour.»

Einbrecher haben Hochsaison

Die Buchstaben auf den Briefkästen kommen zu einem unheimlichen Zeitpunkt. Die Zahl der Wohnungseinbrüche hat seit der Zeitumstellung stark zugenommen. Bernhard Graser sagt: «Die Saison der Einbrecher hat begonnen. Uns wurden in den letzten zwei Wochen je 20 Einbrüche gemeldet. Das ist eine starke Zunahme.»

In einer gross angelegten Aktion führte die Kantonspolizei Aargau am vergangenen Freitagabend im ganzen Kanton eine Fahndungsaktion gegen Einbrecher durch. Insgesamt kontrollierten die Beamten 1100 Personen. Dabei nahm sie acht Männer fest, darunter drei mutmassliche Kriminaltouristen.

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