Jetzt rollen Köpfe. Am Sonntagabend wurden die Panama Papers publik. Gestern Abend trat der isländische Ministerpräsident Sigmundur Gunnlaugsson (41) zurück. Er soll sein Volk betrogen haben. Konkret: Die Ehefrau des Politikers besitzt laut den Panama-Papieren eine Briefkastenfirma namens Wintris auf den Britischen Jungferninseln.
Über die Jahre sollen Millionen in die Firma geflossen sein. 2009 hat Gunnlaugsson seine Anteile an die eigene Frau verkauft – für einen Dollar. Der gestrauchelte Politiker streitet ab, Geld versteckt zu haben. Aber für viele Isländer stinkt die Sache zum Himmel. Laut der «Süddeutschen Zeitung» soll die Briefkastenfirma auf der Gläubigerliste isländischer Krisenbanken stehen. Als Ministerpräsident handelte Gunnlaugsson das Abkommen zwischen Gläubigern und Banken aus. Er habe den Bürgern stets den Vorrang gegeben – auch vor der eigenen Ehefrau, lautet die flapsige Erklärung des Ministerpräsidenten.
Die Bevölkerung kaufte ihm das nicht ab. Am Montag versammelten sich 20 000 Menschen vor dem Parlament in Reykjavik, schmissen Bananen und Eier. Es waren die wohl grössten Proteste in der Geschichte des Inselstaates. Sechs Prozent der gesamten Bevölkerung sollen dabei gewesen sein!
Unterdessen schlagen die Finanzjongleure aus Panama zurück. Der «Financial Times» gab Ramón Fonseca (63), Mitbesitzer der Kanzlei Mossak Fonseca, ein wütendes Interview: «Ich garantiere, dass in New York, London und Miami mehr Schwarzgeld liegt als in Panama.» Die Anschuldigungen gegen seine Kanzlei seien eine Hexenjagd. Der Panamaer sieht sich als Opfer einer Hackerattacke. «Ich glaube nicht, dass sich daraus auch nur ein einziger Gerichtsfall ergibt.» Die Kanzlei habe über eine Viertelmillion Firmen gegründet, sagte Fonseca weiter. Da seien ein paar Probleme normal. Und: «Eine Firma zu gründen, ist keine Sünde.»
Auf der Kundenliste stehen indes viele dunkle Gestalten, wie etwa Clan-Mitglieder des syrischen Machthabers Bashar al-Assad. Kein Problem für den redegewandten Anwalt. Man habe nicht direkt mit den Endkunden zu tun gehabt. «Wenn man ein Auto herstellt und dieses an einen Händler weiterverkauft, der verkauft es an eine Frau, und die tötet dann jemanden damit – dann ist doch nicht die Fabrik schuld!»
Ausgestanden ist die Affäre noch lange nicht. In den 11,5 Millionen Dokumente umfassenden Panama Papers dürften sich noch einige prominente Namen verstecken.