Sexismus ist Alltag. An kaum einem Ort zeigt sich das so deutlich wie in der Rap-Kultur. Millionen von Jugendlichen auf der ganzen Welt feiern sexistische Texte. Frauenverachtung ist Mainstream.
Stilmittel oder diskriminierende Geisteshaltung? Die Diskussion darüber ist fast genauso alt wie die Rapmusik selbst. Seit den frühen Achtzigern sorgen Künstler mit ihren Songs für Empörung.
Schon damals waren Frauen für die Interpreten nur Bitches und Hoes, Schlampen und Nutten. In Musikvideos räkelten sie sich nackt an Pools.
Gewaltfantasien gegen Frauen
Als eine der Ersten prangerte Tipper Gore (69), frühere Ehefrau des Ex-Vizepräsidenten der USA, die Rap-Szene an: «Unseren Kindern», klagte sie bereits im Jahr 1985, «wird ein soziales Wörterbuch verkauft, das Sexismus gutheisst.»
Anlass waren erfolgreiche Rapper wie Eazy-E (†30), der Frauen als Hündinnen beschimpfte oder Ice-T, der ausführlich beschrieb, wie einem Mädchen eine Taschenlampe in die Vagina gestossen wird.
Längst sind die Gewaltfantasien gegen Frauen auch im deutschsprachigen Raum angekommen. Als Kool Savas, bis heute einer der einflussreichsten Rapper, 1999 reimte: «Bitch: Fresse! Bevor ich dir den Sack in den Mund presse!», fragte sich ganz Deutschland: Darf der das?
Heute schocken solche Zeilen viele nicht mehr. Die Charts sind voll mit Rappern, die ihren Vergewaltigungsfantasien freien Lauf lassen.
Bushido, Haftbefehl oder 187 Strassenbande
Neue Tiefpunkte setzen seit einigen Jahren sogenannte Ghetto-Rapper, meist Migranten aus deutschen Vorstädten. Ihre Namen: Bushido, Haftbefehl oder 187 Strassenbande. Ihre Platten erreichen Platinstatus. «Nur weil du eine Frau bist und man dir in den Bauch fickt, heisst das nicht, dass ich dich nicht schlage, bis du blau bist», textet etwa Jugendidol Bushido im Song «Dreckstück». Der Track landete zwar auf dem Index. Die Bundesprüfstelle in Deutschland befand, dass der Song Kinder und Jugendliche «sozialethisch desorientiert».
Auf Youtube wird das Lied trotzdem millionenfach angeklickt. 2011 erhielt der Deutschtunesier aus Berlin gar die Bambi-Auszeichnung für Integration.
Bambi-Preisträger Bushido prahlte damit Frauen zu schlagen
Neu an den Migranten-Rappern ist, dass sie Frauen nicht nur in ihren Texten angreifen, sondern auch in der Realität. Bambi-Preisträger Bushido prahlte in einem Interview offen damit, Frauen zu schlagen.
Also alles Chauvinisten und Frauenfeinde? Natürlich gibt es auch innerhalb der Jugendkultur Hip-Hop unterschiedliche Strömungen. Darunter sind immer mehr Rapperinnen, die sich gegen Sexismus wehren. Klar ist aber: Noch dominiert die Macho-Attitüde. Und: Sie wird massenhaft konsumiert – auch von jungen Frauen.
Der linke Rapper Afrob, um die Jahrtausendwende einer der Shootingstars der Szene, reimte 2012: «Rap ist nicht frauenfeindlich, selbst den schmutzigsten Text feiern Frauen heimlich!»