Bündnisse
Liechtenstein und Schweiz feiern 100 Jahre Zollunion mit Volksfest

Liechtenstein und die Schweiz haben am Samstag am Grenzfluss Rhein das 100-jährige Bestehen der gemeinsamen Zollunion gefeiert. «Beide Länder haben von den offenen Grenzen stark profitiert», sagte Bundesrätin Karin Keller-Sutter in ihrer Ansprache.
Publiziert: 29.04.2023 um 12:17 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2023 um 16:17 Uhr
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Foto: GIAN EHRENZELLER

Im Rheintal und am Bodensee sei ein grenzüberschreitender Wirtschafts- und Lebensraum entstanden. In Sachen Vernetzung, Wirtschaftskraft und Innovation zähle dieser Raum europaweit zur Spitzengruppe. «Unser Zollvertrag eilte den weltweiten Liberalisierungsbestrebungen der vergangenen Jahrzehnte weit voraus», betonte die Bundesrätin.

Mit dem Abschluss des Zollvertrages am 29. März 1923 vereinbarte Liechtenstein mit der Schweiz den Anschluss an das eidgenössische Zollgebiet. Beide Länder bildeten eine Zollunion und wurden zu einem Wirtschaftsraum. Der Vertrag wurde für den Kleinststaat zum «Tor zur Welt» und schuf die Basis für das enorme Wirtschaftswachstum der Nachkriegszeit.

Nachdem das 100-jährige Jubiläum Ende März von Vertretern aus Politik und Wirtschaft der beiden Länder an einem Gala-Abend gewürdigt worden war, war am Samstag die Bevölkerung des St. Galler Rheintals an der Reihe. Das heisse, sonnige Wetter lockte gemäss Angaben der Landespolizei Liechtenstein rund 6000 Menschen auf die beiden Rheinbrücken zwischen Sevelen im Kanton St. Gallen und Vaduz in Liechtenstein.

Dort wurde genau auf der unsichtbaren Grenze zwischen dem Fürstentum und der Schweiz gefeiert - mit St. Galler Bratwurst, Liechtensteiner Bier und Bündner Nusstörtchen. Auf dem Programm standen Musik- und Comedy-Darbietungen, Stammtisch-Gespräche mit Politikern und Wirtschaftsführern sowie ein Unterhaltungangebot für Gross und Klein.

Den Auftakt des Volksfestes bildtete am späten Vormittag der feierliche Einzug der offiziellen Delegationen auf der Neuen Rheinbrücke. Neben Liechtenstein entsandten die angrenzenden Kantone St. Gallen und Graubünden Delegationen. Diese formierten sich um Musikgesellschaften aus ihrer Region.

Die Schweiz als Land vertrat neben Bundesrätin Karin Keller-Sutter Nationalratspräsident Martin Candinas. Liechtenstein repräsentierten Regierungschef Daniel Risch und Parlamentspräsident Albert Frick. Als offizielle Gäste waren Erprinz Alois und seine Gemahlin anwesend.

«Der Vertrag, der die Grenzen zwischen unseren beiden Ländern aufgehoben hat, ist kurz und bündig gesagt ein Erfolg», betonte Nationalratspräsident Candinas in seiner Ansprache. Der Erfolg sei auf eine gemeinsame Mentalität der beiden Länder zurückzuführen.

Die Zollunion sei der entscheidende Meilenstein in der Entwicklung der bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und Liechtenstein gewesen, sagte der liechtensteinische Parlamentschef Frick. Heute verbinde ein tiefes Band von Vertrauen, gegenseitiger Achtung und Verständnis die beiden Staaten.

Der Zollvertrag habe vor 100 Jahren eine Brücke zwischen dem Fürstentum und der Schweiz geschaffen, erklärte Liechtensteins Regierungschef Risch. Jetzt stehe die alte Rheinbrücke als sichtbar verbindendes Element im Zentrum des Volksfestes.

Als ein Höhepunkt des Festes wurde auf und um diese Brücke eine Kunstausstellung eröffnet. Gezeigt werden Installationen, die eigens für das Jubiläum geschaffenen wurden. Sie wurden gemeinsam von Kunstschaffenden von beiden Seiten des Grenzflusses kreiert und sind noch bis 31. Juli zu sehen.

(SDA)

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