Am Mittwochabend landet Freddy Nock (55) auf dem kalten Boden der Tatsachen. Der Hochseilartist wird noch im Gerichtssaal in Zofingen AG von Polizisten verhaftet. Der Aargauer wird wegen versuchter vorsätzlicher Tötung seiner Noch-Ehefrau Ximena (44) zu 30 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt – zehn Monate davon muss er im Knast absitzen.
Am Tag danach sitzt bei den Angehörigen der Schock über das Urteil tief. Doch: Die Familie Nock will um die Freiheit und Ehre ihres Freddy kämpfen. Darum wenden sich gestern auch Melanie (30) und Kimberly Nock (22) an die Öffentlichkeit. Sie sind die Töchter aus Nocks erster Ehe. Sie möchten reden, obwohl sie eigentlich mit dem Vater abgemacht haben, im Hintergrund zu bleiben. «Vater kann sich ja nicht mehr selber wehren», so die Begründung für die Flucht nach vorne.
Das Urteil gegen ihren Vater hat die Töchter schwer getroffen
Die Vorwürfe gegen den Artisten nehmen die beiden Frauen sichtlich mit. In der Familie hat niemand mit so einem Hammer-Urteil gerechnet. Die beiden konnten noch schnell mit Vater Freddy reden, bevor er nach der Verhandlung im Kastenwagen davongefahren wurde: «Er sagte uns, dass er uns über alles liebt. Wir waren alle sehr traurig.»
Die Töchter sind über die Vorwürfe, den ganzen Prozess und über den Schuldspruch wegen versuchter vorsätzlicher Tötung fassungslos. Sie sagen: «Wir standen beide unter Schock, waren traurig, konnten es kaum glauben, was da gerade passiert.»
Doch die Töchter halten zu ihrem Vater. Melanie Nock sagt: «Wir stehen zu 100 Prozent hinter ihm. Wir wissen, was für ein Mensch und was für ein Vater er ist. Für uns ist es absolut nicht nachvollziehbar. Er war doch immer so liebevoll.»
Gewalt soll in der Familie nie ein Thema gewesen sein
Die älteste Tochter von Nock ergänzt: «Gewalt war in unserer Familie nie ein Thema. Wir hatten eine Bilderbuch-Kindheit.» Zum Kokainmissbrauch des Vaters können beide Töchter nichts sagen: «Wir wissen nichts davon.»
Die Schwestern kündigen an, dass das Urteil weitergezogen werde: «Der Anwalt wird Berufung einlegen. Wir werden das nicht auf uns sitzen lassen!» Sie wollen nicht wahrhaben, was das Gericht für erwiesen befand.
Auch für Vater Alfredo Nock (79) war das Urteil gegen seinen Sohn ein heftiger Schlag. Der Zirkus-Patron spricht im BLICK erstmals über das Ehe-Drama. «Die Sache ist für unsere Familie eine grosse Tragödie», sagt Nock senior. Besonders schlimm sei es für seinen Enkel, den achtjährigen Leo. Der Grossvater leise: «Der Bub tut mir leid.»
Nock senior schwärmte einst vom Liebespaar
Alfredo Nock hat einst eine der grössten und führenden Zeltvermietungen Europas aufgebaut. Vor fünf Jahren zog er sich aus dem Geschäft zurück. Als sein Sohn 2013 Ximena heiratete, schwärmte er in vollen Zügen von der Beziehung: «Familie zu haben, ist das Wichtigste und Schönste im Leben. Ist sie gross, gesund und stark, ist es das wahre Glück auf Erden.»
Es schmerze ihn, dass er dieses Drama jetzt ungefiltert miterleben müsse, sagt Alfredo. Aber auch er glaubt oder hofft vielmehr: «Die Sache ist noch nicht zu Ende.»