Das schöne Wetter ist mehr als einfach schön – es macht die Corona-Krise etwas erträglicher. Doch was die Menschen freut, darunter leidet die Natur. Seit mehr als 40 Tagen dauert die aktuelle Trockenperiode an: Die letzten grösseren Regenfälle gab es in den ersten Märztagen.
Eine der Folgen: Das Bachbett der Töss im Zürcher Oberland ist im oberen Teil praktisch ausgetrocknet. Die Fische, die sich hier normalerweise tummeln, drohten zu ersticken – sie wurden abgefischt und im unteren Teil des Bachs wieder ausgesetzt.
Flüsse führen wenig Wasser
Im Thurgau bereiten sich die Behörden auf ähnliche Einsätze vor. Bäche und Flüsse führen dieses Jahr «auffällig früh» wenig Wasser, gibt der Kanton in einer Mitteilung bekannt.
Nicht nur Fische leiden, auch Landwirten macht die Dürre Angst. Sie profitierten zwar bisher vom warmen Frühling, der die Vegetation früher spriessen liess als gewohnt. Bis Anfang April konnten sie mehr Gras mähen als in früheren Jahren.
«Nun aber, nach sechs Wochen Trockenheit und einer anhaltenden Bise, ist die Situation kritisch geworden», sagt Andreas Lüscher (58), Graslandforscher bei Agroscope, der Bundesstelle für Forschung in der Landwirtschaft: «Die Böden sind ausgetrocknet», was das Graswachstum behindere.
Besonders gefährdet seien Wiesengräser, die gerade erst ausgesät wurden. «Ihre Wurzeln sind zu kurz, um das Wasser aufzunehmen, das sich in tieferen Schichten befindet», erklärt Lüscher. Ohne Bewässerung drohten die Pflanzen einzugehen. Immerhin bringen die nächsten Tage etwas Linderung: Vielerorts dürfte zumindest ein wenig Regen fallen.
Mehr Trockenheitsperioden in Zukunft
Die hohen Frühlingstemperaturen bestätigen den Trend einer immer wärmeren Schweiz. Annelie Holzkämper von der Gruppe Landwirtschaft und Klima bei Agroscope geht davon aus, dass sowohl Trockenheitsperioden als auch Starkniederschläge häufiger vorkommen. «Die Niederschläge bleiben in der Summe etwa gleich», erklärt die Forscherin. «Was sich ändert, ist die Verteilung. In der Tendenz regnet es weniger im Sommer, dafür mehr im Winter.»
Für die Landwirtschaft bedeutet das nichts Gutes: Wichtig ist der Regen vor allem während der Wachstumsphase der Pflanzen im Frühling und Sommer. Bleiben natürliche Niederschläge aus, steigt der Druck, die Felder zu bewässern.
Weil nun auch die Flüsse trockener werden, führt das zu Konflikten bei der Wassernutzung. Fällt der Pegel unter ein bestimmtes Niveau, können Behörden den Landwirten die Wasserentnahme verbieten, um Flusstiere und Pflanzen zu schützen. l