Sechs Opfer in nur zwei Wochen im Aargau
Kanton Mord und Totschlag

Der Kanton Aargau hat immer wieder mit spektakulären Ereignissen und Tötungsdelikten zu tun. Das ist auch in diesem Jahr nicht anders. Im Gegenteil: Der Januar hat mit einer unheimlichen Serie von Opfern begonnen.
Publiziert: 18.01.2018 um 23:44 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 19:55 Uhr
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3. Januar: Der verurteilte Karl J.* (52), der 2013 in Büsserach SO seinen Bruder Ernst (†55) mit einer Schrotflinte erschoss, haut aus einer psychiatrischen Klinik im Aargau ab. Er kann einige Tage später wieder verhaftet werden. Hier ein Bild vom Prozess gegen ihn im Kanton Solothurn.
Foto: Caudio Meier
Ralph Donghi

Das noch junge Jahr hat für die Kantonspolizei Aargau heftig begonnen. Während es im Rüeblikanton im ganzen letzten Jahr nur zwei Tötungsdelikte gab, sind 2018 bereits vier Menschen bei zwei Dramen gestorben. Zudem gab es noch einen zu klärenden Todesfall beim Bahnhof Lenzburg und eben erst ein Todesopfer bei einem Autounfall. 

«Uns hat tatsächlich auch erstaunt, dass der Jahresbeginn gleich von mehreren schweren Ereignissen geprägt war, die normalerweise nicht in so rascher Folge auftreten», sagt Bernhard Graser (46) von der Kantonspolizei Aargau zu BLICK.

Mörder floh aus Klinik

Die unglaubliche Serie beginnt bereits am 3. Januar «mit einer Herausforderung», so Graser. Karl J.* (†52), der in Büsserach SO seinen Bruder (†55) tötete, haut aus einer Aargauer Psychiatrie ab. «Zum Glück konnten wir ihn einige Tage später wieder verhaften.»

Schon am nächsten Tag gibt es in Reinach eine Massenschlägerei. 23 Personen werden verhaftet. Auch das hat die Polizei «gefordert», so Graser. Er führt aus: «Das sind dann Ereignisse, welche in der ersten Phase viele Ressourcen binden und aufwendige Ermittlungen nach sich ziehen.»

Zweifaches Tötungsdelikt

Das Jahr ist erst eine Woche alt, als es am 8. Januar «bereits vom zweifachen Tötungsdelikt von Hausen überschattet wurde», wie Graser sagt. Der Kosovare R. B.* (54) ersticht daheim seine Ehefrau Alma B.* (†38) und deren Schwester Ilda F.* (†31). Er wird noch vor Ort verhaftet.

Was weiter zum Polizeialltag gehört: Mehrmals täglich müssen Beamte an sogenannte aussergewöhnliche Todesfälle ausrücken. Dies betrifft Verstorbene, die einen Unfall zu Hause hatten, eines natürlichen Todes starben – oder auch einen Suizid begingen. Wie etwa am 9. Januar ein Asylbewerber (†23), der tot auf den Gleisen beim Bahnhof Lenzburg gefunden wird. Graser: «Zwar deuten bei dem Fall die Umstände auf einen Suizid hin. Doch wie immer bei unklaren Todesfällen müssen Polizei und Staatsanwaltschaft alles daran setzen, die Todesursache zweifelsfrei klären zu können.»

Immer wieder Streit unter Asylbewerbern

Am 12. Januar muss die Polizei dann zum Bahnhof Aarau ausrücken, als «einmal mehr ein Streit unter mehreren Asylbewerbern entbrannte, bei dem drei Beteiligte durch Messer teils schwer verletzt wurden», sagt Graser. «Solche Einsätze erfordern nicht nur bei der Intervention ein starkes Polizeiaufgebot, sie ziehen auch intensive Ermittlungen nach sich.»

Wie auch im Fall von Heinz S.* (†82), der ebenfalls am 12. Januar in Oftringen seine Frau Hanni (†79) und sich selbst erschiesst. «Dies zeigt, wie die Polizei zur gleichen Zeit bei völlig unterschiedlichen Ereignissen intensiv gefordert sein kann», so Graser. Eine genaue Koordination der Einsätze sei daher von zentraler Bedeutung.

Brandstifter brachte sechs Menschen in Gefahr

Auch die dritte Januar-Woche verschont die Polizei nicht: Morris V.* (24) zündet am Montag das Ex-Hotel Schützen in Laufenburg an. Sechs Mieter werden verletzt. Graser: «Dieser Brand hätte Todesopfer fordern können. Wir sind froh, dass wir den mutmasslichen Täter rasch fassen konnten.»

Schliesslich reiht sich am 17. Januar der tödliche Selbstunfall eines Tschechen (†28) in Lupfig in die tragische Serie ein. Graser gibt zu: «Der Jahresbeginn 2018 ist tatsächlich von einer aussergewöhnlichen Häufung schwerer Ereignisse geprägt.» Diese auffällige Konzentration sei jedoch «reiner Zufall». Und: «Wir hoffen, dass das noch junge Jahr nicht in diesem Stil weitergeht.»

Kapo Aargau dennoch nicht an ihre Grenzen gebracht 

Fest stehe, ergänzt Graser, dass grössere Ereignisse zur Polizeiarbeit gehörten und man in der Lage sein müsse, diese zu bewältigen, selbst wenn sie sich in kurzer Folge ereignen. Die schmalen Ressourcen seien zwar etwas strapaziert worden, habe das Korps aber nicht an seine Grenzen gebracht. Dies, obwohl die Kapo Aargau – im Verhältnis zur Bevölkerung – mit 640 Beamten immer noch das kleinste Polizei-Korps der Schweiz ist.

* Namen der Redaktion bekannt

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