Gericht stoppt Abriss der Grossüberbauung Brunaupark
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Kündigung erhalten:Im Zürcher Brunaupark gehen Mieter auf die Barrikaden

Zweieinhalbmal höhere Mieten nach Renovation
Mieter kämpfen erfolglos gegen Kantonalbank

Im Zürcher Brunaupark wehren sich die Bewohner gegen die Abrisspläne der Pensionskasse der Credit Suisse. Die Chancen der Mieter sind klein. Das zeigt das Beispiel eines Wohnblocks an der Zollikerstrasse auf der anderen Seite der Stadt.
Publiziert: 30.06.2019 um 21:04 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:04 Uhr
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Damals gabs noch Hoffnung: Die Bewohner des Blocks an der Zollikerstrasse im Dezember während einer Krisensitzung beim Zürcher Mieterverband.
Foto: Helena Schmid
Helena Schmid

Im Zürcher Brunaupark gehen die Mieter auf die Barrikaden. Vor kurzem haben dort alle die Kündigung erhalten. 250 Wohnungen sollen dem Erdboden gleichgemacht werden und einer Neubausiedlung weichen. Das hat die Eigentümerin entschieden, die Pensionskasse der Credit Suisse (CS).

Die Bewohner wehren sich gegen die Pläne – ein ungleicher Kampf. Denn wie die Vergangenheit zeigt, stehen die Mieter meist auf der Verliererseite.

Das Schicksal der Bewohner an der Zollikerstrasse in Zürich steht für eine solche Niederlage. Der Block gehört ebenfalls einer Pensionskasse, jener der Zürcher Kantonalbank. Im November 2017 erhielten die rund 40 Mieter die Kündigung (BLICK berichtete). Grund: Die Liegenschaft wurde komplett renoviert. Irene Hasler (59) und Kurt Rosenberger (69) mussten ebenfalls ausziehen, sie wohnen heute am Stadtrand. «Unser Umfeld ist aber immer noch an der Zollikerstrasse», sagt Rosenberger.

Kein Weg zurück

Mit allen Mitteln kämpften die Betroffenen damals gegen den Entscheid – schalteten den Mieterverband ein, lancierten eine Petition. Sogar Gemeinderat Micha Schiwow (57, AL) schaltete sich ein. Nichts half.

So kämpfen Mieter um ihr Zuhause
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So kämpfen Mieter um ihr Zuhause:So kämpfen Mieter um ihr Zuhause

Innerhalb eines Jahres mussten die Mieter ihr Zuhause verlassen. Mittlerweile ist die Sanierung in vollem Gang. Ab 1. September werden die Wohnungen wieder vermietet – zum zweieinhalbfachen Preis. Ex-Bewohnerin Yvonne Seligmann (69): «Als ich die Preise gesehen habe, wurde mir bewusst, dass ich nie zurückkommen kann.»

Die Monate nach der Kündigung seien der absolute Tiefpunkt gewesen. Die Wohnungssuche der blanke Horror. Seligmann meldete sich auf 56 Inserate, bekam nur Absagen oder gar keine Antwort. «In meinem Alter in Zürich etwas zu finden, ist so gut wie unmöglich», sagt sie.

Mieter fühlen sich von ZKB alleingelassen

Erst nachdem Seligmann entschied, mit ihrer Tochter (40) zusammenzuziehen, erhielt sie eine Zusage. Die beiden leben nun in einer Maisonette in Zürich-Oerlikon. Gegen die Pensionskasse der ZKB erhebt die Seniorin schwere Vorwürfe: «Sie haben uns überhaupt nicht unterstützt bei der Wohnungssuche. Wir waren völlig auf uns allein gestellt.»

Dabei hatte die ZKB unmittelbar nach dem Rauswurf versprochen: Man werde die Kündigung so «sozialverträglich wie möglich» umsetzen. «Das waren schöne Worte, aber leere Versprechen», wettert Ex-Bewohnerin Adelheid Schär (69). Die  Pensionskasse habe ihr eine Wohnung vorgeschlagen, die ihr nicht gefiel. Danach herrschte Funkstille.

Traurige Erinnerungen an die tolle Nachbarschaft

Die ZKB betont gegenüber BLICK, man habe die Versprechen eingehalten und den Bewohnern exklusive Angebote aus dem Wohnungsbestand der Pensionskasse gemacht. Zudem habe man die Kündigungsfrist verlängert.

Adelheid Schär hat schliesslich eine kleine Alterswohnung in Zürich-Fluntern gefunden. An ihr ehemaliges Zuhause denkt sie voller Wehmut: «Ich vermisse die tolle Nachbarschaft.»

Auch hier werden langjährige Mieter rausgedrängt

Es läuft meist so: Investmentfirmen oder Pensionskassen kaufen angejahrte Siedlungen und Wohnblocks auf. Die Gebäude werden abgerissen oder saniert. Langjährige Mieter werden rausgedrängt, wie aus der Zürcher Brunau-Siedlung. Sanierungen treiben auch im Zürcher Seefeld die Mietzinse ins Unbezahlbare. 2017 kündigte die Pensionskasse der Zürcher Kantonalbank 33 Mietern an der Zollikerstrasse, um die Liegenschaft zu renovieren. Damals lagen die Mieten zwischen 1500 und 2000 Franken. Ab Juli werden die Wohnungen neu vermietet – die meisten kosten jetzt um die 4000 Franken. Anfang Juni berichtete BLICK von Sabrina Müller* (52, Bild), die 21 Jahre in der Siedlung wohnte und dann rausmusste. Unterstützung bei der Wohnungssuche habe sie kaum erhalten. Heute lebt sie ausserhalb von Zürich – eine Wohnung in der Stadt kann sie sich nicht mehr leisten. Sie sagt: «Ich fühle mich entwurzelt.» Auch den Bewohnern einer Siedlung in Regensdorf ZH wurde gekündigt, da die Überbauung im Herbst abgerissen wird. Danach wird neu gebaut, die Mieten steigen. * Name geändert Maren Meyer

Es läuft meist so: Investmentfirmen oder Pensionskassen kaufen angejahrte Siedlungen und Wohnblocks auf. Die Gebäude werden abgerissen oder saniert. Langjährige Mieter werden rausgedrängt, wie aus der Zürcher Brunau-Siedlung. Sanierungen treiben auch im Zürcher Seefeld die Mietzinse ins Unbezahlbare. 2017 kündigte die Pensionskasse der Zürcher Kantonalbank 33 Mietern an der Zollikerstrasse, um die Liegenschaft zu renovieren. Damals lagen die Mieten zwischen 1500 und 2000 Franken. Ab Juli werden die Wohnungen neu vermietet – die meisten kosten jetzt um die 4000 Franken. Anfang Juni berichtete BLICK von Sabrina Müller* (52, Bild), die 21 Jahre in der Siedlung wohnte und dann rausmusste. Unterstützung bei der Wohnungssuche habe sie kaum erhalten. Heute lebt sie ausserhalb von Zürich – eine Wohnung in der Stadt kann sie sich nicht mehr leisten. Sie sagt: «Ich fühle mich entwurzelt.» Auch den Bewohnern einer Siedlung in Regensdorf ZH wurde gekündigt, da die Überbauung im Herbst abgerissen wird. Danach wird neu gebaut, die Mieten steigen. * Name geändert Maren Meyer

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