Foto: Jessica Keller

Zwei Klima-Jugendliche über die Zukunft ihrer Bewegung
«Es gibt viel mehr als nur Demos»

Janina Finger und Linus Stampfli von der Klima-Bewegung über die Zukunft der Demos und wieso sie die Hoffnung nicht aufgeben wollen.
Publiziert: 26.05.2019 um 11:41 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2019 um 09:45 Uhr
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Auch am Freitag, 24. Mai gingen wie hier in Zürich wieder tausende Klima-Streikende auf die Strasse.
Foto: Jessica Keller
Interview: Dana Liechti

Janina Finger (22) und Linus Stampfli (23) haben nicht viel Zeit für das Gespräch am  Freitagmorgen. Sie müssen noch einiges vorbereiten für den Streik in Zürich am Nachmittag. Unzählige Stunden Arbeit haben die Aktivisten schon in die Klimabewegung gesteckt. Aber keine Minute ist für die Bündner Psychologiestudentin und den Winterthurer, der bald auf einer Alp arbeiten wird, zu viel. Es gehe schliesslich um ihre Zukunft – darum, das Richtige zu tun, sagen sie.

Ihr geht seit Ende 2018 auf die Strasse. Habt ihr nicht Angst, dass irgendwann mal die Luft draussen ist und die Bewegung zerfällt?
Linus:
Diese Befürchtung wird innerhalb der Bewegung stark diskutiert. Aber es gibt schon lange viel mehr als nur die Demos. Zum Beispiel bringen wir jetzt ein eigenes Magazin he­raus, im Sommer finden in 
Zürich ein Klimafestival und in Lausanne der europäische Klimagipfel statt. Und im September der internationale «Earth Strike», der ein Generalstreik werden soll.

Haben eure Streiks denn schon etwas bewirkt?
Janina:
Seit 40 Jahren wird über den Klimawandel diskutiert – passiert ist nicht viel. Wir gehen nun seit vier Monaten auf die Strasse, in dieser Zeit ist doch schon einiges gelaufen. Sicher wäre es schön, wenn es noch mehr wäre, aber wir sind motiviert weiterzukämpfen.
Linus: Viele Städte und sogar ein paar Länder haben den Klimanotstand ausgerufen. Und diese Woche wurde in Zürich die «Netto Null»-Motion angenommen. Zürich ist damit die erste Stadt, die sich so entschlossene Ziele setzt, die aber nötig sind. Darauf hatten wir als Klimajugend einen grossen Einfluss.

Trotzdem habt ihr schon 
nach vier Monaten keine 
Geduld mehr. Unter dem 
Motto «2020 eskalieren 
wir» plant ihr radikalere 
Aktionen. Ist das nicht übereilt?
Janina:
Ich glaube nicht, dass wir zu viel verlangen. Es muss schnell gehen! Und wenn 
sich nach einem Jahr, in 
dem Tausende von Menschen auf die Strasse gegangen sind und Druck auf die Politik 
gemacht haben, immer noch 
zu wenig verändert, dann 
müssen wir einen Gang höher schalten.
Linus: Die globalen CO2-Emissionen steigen noch immer. Wollen wir die Ziele des 
Pariser Klimaabkommens er­reichen, müssen wir den Druck erhöhen.

Studien bezweifeln, dass 
es möglich sein wird, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. 
Ist es nicht frustrierend, für etwas zu kämpfen, das vielleicht nicht mehr zu retten ist?
Janina:
Im Gegenteil. Das zeigt einfach genau die Dringlichkeit! Es gibt jetzt noch Hoffnung.
Linus: Solche Gedanken wären fatal. Wir lassen uns von 
solchen Dingen nicht demo­tivieren. Es geht um unsere 
Zukunft. Wir geben alles! 

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