Am Montagmorgen verhaften Mitarbeiter des Zolls und der Kantonspolizei Zürich beim Flughafen Zürich einen Schweden (35), weil er 35 Kilogramm Khat – eine Droge aus Afrika – in seinem Koffer transportiert hatte.
In derselben Woche hatten zwei weitere Schmuggler je 40 Kilogramm Khat eingeführt, eine Woche zuvor ging ein Dealer mit 115 Kilogramm ins Netz der Drogenfahnder. Alles in allem sind im zweiten Quartal 2017 knapp eine Tonne der Droge aus Afrika beschlagnahmt worden.
Ist Khat also der neue gefährliche Drogen-Hype?
«Ganz und gar nicht», sagt Frank Zobel, Drogenexperte bei «Sucht Schweiz». Nicht einmal mit Cannabis können es die Blätter des afrikanischen Khat-Strauches aufnehmen. «Als Droge ist Khat völlig uninteressant. Man muss grosse Mengen der Blätter stundenlang kauen, um eine leicht stimulierende Wirkung zu spüren», sagt er. Erst dann fühle man sich so, als habe man ein paar starke Espresso getrunken.
«Praktisch ungeniessbar»
Zobel sieht darum kein neues Drogenproblem auf die Schweiz zukommen. «Diese Droge wird praktisch ausschliesslich von Auswanderern aus Somalia, Jemen und Äthiopien konsumiert – dort ist Khat ein Teil der Kultur», sagt Zobel.
Für Menschen, die nicht damit augewachsen sind, sei es praktisch ungeniessbar. «Ich selber habe auf einer Reise in Jemen mal Khat probiert, die Blätter nach zehn Minuten aber ausspucken müssen. Ich habe mich gefühlt wie eine Kuh, es schmeckte wie normales Gras», sagt er.
Er kritisiert darum das 1992 eingeführte Khat-Verbot. «Weil die Droge ziemlich ungefährlich ist, muss man sich schon fragen, ob ein Verbot bei uns wirklich sinnvoll ist.»
Auf der Liste verbotener Substanzen
Beim Zollinspektorat des Flughafens Zürich heisst es, dass sie das Khat-Verbot durchsetzen müsse. «Auch wenn es sich um eine sogenannte leichte Droge handelt, ist Khat auf der Liste der verbotenen Substanzen. Das zwingt uns, es zu beschlagnahmen», sagt Jonas Hoffmann, stellvertretender Sprecher des Zollinspektorats. Man achte aber darauf, dass die Ressourcen verhältnismässig eingesetzt werden. «Khat hat nicht allerhöchste Priorität», so Hoffmann.