So extrem ist die Wohnungsnot in Zürich
500 Bewerber, Kündigungen, Grüselwohnungen

Als Mieter sitzt man oft am kürzeren Hebel. Das Angebot an bezahlbaren Wohnungen ist knapp, die Nachfrage hingegen riesig. Das Ungleichgewicht hat manchmal absurde Folgen.
Publiziert: 03.04.2018 um 13:52 Uhr
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Aktualisiert: 09.02.2023 um 09:16 Uhr
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Schwierige Wohnungssuche: Gigantische Schlange bei der Besichtigung einer Musterwohnung der Wohnungssiedlung Kronenwiese in Zürich.
Foto: Keystone

Kleine Miete, grosser Andrang

Landet eine günstige Wohnung auf dem Markt, ist das Interesse enorm. Jüngstes Beispiel: Anfang März konnte in der Stadt Zürich ein Einfamilienhaus für 2500 Franken Monatsmiete besichtigt werden. Das Schnäppchen lockte über 500 Interessierte zur Besichtigung. Eine lange Schlange zog sich quer durchs Quartier.

500 Personen wollen dasselbe Haus
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Extremer Andrang bei Besichtigung:500 Personen wollen dasselbe Haus

«Einige standen schon Stunden vor dem Termin an», sagte ein BLICK-Leserreporter. Es geht noch extremer: Als 2016 die Siedlung Kronenwiese besichtigt werden konnte, wollten sich 6000 Interessenten die knapp 90 Wohnungen ansehen!

Luxus-Kündigung vor Weihnachten

Vor Weihnachten 2017 erhielten 40 Mieter an der Zollikerstrasse im Zürcher Seefeld die Kündigung. Grund: Die Altbauwohnungen sollten komplett saniert – und danach zu einem frappant höheren Preis wieder auf den Markt geworfen werden. «In der Gegend eine bezahlbare Wohnung zu finden, ist quasi unmöglich», sagten die Mieter zu BLICK. Resultat: Sie müssen wohl oder übel an einen neuen Ort ziehen. Die «Seefeldisierung» trifft auch immer mehr Quartiere, die früher nicht als Trendquartiere galten.

Nur teuer – oder schon Wucher?

Die Grenze zwischen teuer und Wucher ist manchmal verschwommen. Bei den Zürcher «Grüselwohnungen» war diese Grenze eindeutig überschritten. Für rund 1000 Franken pro Monat wurden im Langstrassenquartier Wohnungen vermietet, die den Namen eigentlich nicht verdienen: Kakerlaken, verdreckte Etagen-WCs, heruntergekommene Infrastruktur und Dealer im Treppenhaus. Trotz allem: Mieter zu finden, war offenbar trotzdem kein Problem – die Wohnungen waren vollbesetzt, bis sie von der Polizei geräumt wurden.

Absurde Inserate

Als Vermieter kann man sich den Mieter oft aussuchen. Manche Anbieter machen das ziemlich dreist, wie ein Fall aus dem Jahr 2013 illustriert. «Keine CH», also keine Schweizer, stand in einem Inserat im «Rheintaler Boten» für eine Wohnung in Altstätten SG. Er habe mit Ausländern schlicht bessere Erfahrungen gemacht, begründete der Vermieter seine Entscheidung. 2015 landete ein ähnliches Inserat in den Medien: Dort waren es aber Ausländer, die unerwünscht waren.

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