Es ist kurz nach acht Uhr morgens. Für die fünfte Klasse im Schulhaus Wolfsmatt in Dietikon ZH hat der Unterricht gerade begonnen, als es an die Tür klopft: Es sind die Eltern von Daniel* (11). Vor den Augen der Schüler greifen sie die Klassenlehrerin an, drohen, ihrer Familie etwas anzutun.
Einen Tag zuvor, am 19. September 2017, hat ihnen die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde Dietikon (Kesb) die Obhut für Daniel entzogen und ihn aus der Familie geholt. Er soll in einer Massnahme platziert worden sein.
Die aufgebrachten Eltern wollen Rache an seiner Lehrerin D. M.** (41) üben. Sie vermuten, dass sie hinter der Kesb-Meldung steckt.
«Sie verschafften sich trotz Platzverbots Zugang zum Klassenzimmer und griffen zwei Lehrerinnen vor Augen der Kinder verbal und körperlich an», heisst es in einem Elternbrief, der BLICK vorliegt. Eine Schülerin, die dabei war, erzählt: «Die Mutter schlug auf unsere Lehrerin ein und würgte sie. Sie rief: ‹I will kill you and your son› (zu Deutsch: Ich töte dich und deinen Sohn.) Der Vater blieb in der Tür stehen und lachte.» Die zweite Lehrerin war aus dem Nachbarzimmer zu Hilfe geeilt, als die Schüler Alarm schlugen. Die Schulleitung sowie Kinder riefen die Polizei. Diese konnten die Eltern vor Ort verhaften.
Eltern schlugen auf Lehrerin ein
«Ich musste von der Arbeit nach Hause kommen und meine Tochter abholen. Sie war danach mehrere Tage verängstigt», sagt die Mutter einer Schülerin. «Meine Tochter erzählte mir, dass sogar zwei Kinder versucht hatten, die Lehrerin während des Angriffs zu beschützen!» Schulvorstand Jean-Pierre Balbiani (66), bestätigt dem BLICK den Angriff auf die Lehrerin. Ob die Kinder eingeschritten sind, wisse er aber nicht. «Der Lehrerin und den Schülern geht es so weit gut. Sie wurden von einem Careteam betreut.»
Die Eltern von Daniel sollen nach dem Vorfall laut Umfeld immer noch in Haft sein. Daniels älterer Bruder sei bei Verwandten untergebracht. Die Mutter, Marie L.* arbeitet bei der Post. Die Frau mit afrikanischen Wurzeln klagte einmal bei Nachbarn über Probleme mit ihrem jüngeren Sohn. Der Vater, Martin L.* ist Schweizer und als Lagerist angestellt.
Die Schule habe in der Tat die Kinderschutzbehörde eingeschaltet, da sie die Sicherheit des Jungen zu Hause gefährdet sah, sagt Balbiani: «Es ging ihm sehr schlecht. Die Schule hat in einem solchen Fall die Pflicht einzugreifen.» Dem Kind sei zu Hause sogar gedroht worden, es aufzuhängen, auch sei es mit blauen Flecken zur Schule erschienen, sagten Bekannte zu BLICK.
Die Klasse hat einen Wachhund
Doch warum wurde die Lehrerin nicht vor den Eltern geschützt? Sie sollen ihre Tat sogar angekündigt und zuvor eine Drohung ausgesprochen haben. Eine Schülerin sagt zu BLICK: «Die Lehrerin sagte uns kurz bevor sie auftauchten, dass etwas passieren könnte. Jemand solle Hilfe holen, falls sie angegriffen werde.» Bei der Schule wollte man dazu nichts sagen.
Immer noch geht die Angst um, dass es bei einer Freilassung wieder zu einem Angriff kommen könnte. «Es wurden Massnahmen getroffen, um die Lehrerin und die Schüler zu schützen», so Balbiani. Wie BLICK erfuhr, hat die Klasse nun einen kleinen Hund namens Arthus. Die Prügel-Mutter soll Angst vor Hunden haben. Die Klassenlehrerin D.M. sowie die zuständige Staatsanwaltschaft dürfen zum Fall keine Stellung nehmen.
*Name geändert
**Name der Redaktion bekannt