Irene Hasler (68) hat Tränen in den Augen. Zusammen mit ihren Nachbarn sitzt sie gestern Abend um den Konferenztisch beim Zürcher Mieterverband.
Seit 32 Jahren wohnt sie im Zürcher Mühlebach-Quartier. Vor gut drei Wochen hat ihnen die ZKB Pensionskasse, Eigentümerin der Wohnungen, aus heiterem Himmel eine Kündigung geschickt. Nun bleiben den rund 40 Mietern der Zollikerstrasse nur noch bis Ende März Zeit, um sich ein neues Zuhause zu suchen. Was können die Bewohner tun?
Wie geht es nun weiter?
«Ich erhoffe mir, dass wir die Kündigungsfrist anfechten können», sagt die pensionierte Krankenschwester. Dass die Kündigung so plötzlich kam, hat alle schockiert. «Das Quartier ist mein Zuhause, hier ist unser soziales Netz», sagt Hasler.
Neben den Bewohnern sind auch zwei Mitarbeiterinnen vom Mieterverband Zürich vor Ort. Eines steht schon fest: Der Wohnblock wird komplett saniert – eine Renovation im bewohnten Zustand ist laut Eigentümerin ZKB nicht möglich.
Die Mieter müssen Kündigung individuell anfechten
Doch trotz der schlechten Aussichten können die Mieter sich wehren: «Bei einem solchen Fall ist eine Erstreckung der Mietverhältnisses das wohl gängigste Verfahren. Damit können die Bewohner die Kündigungsfrist um bis zu vier Jahre verlängern», sagt Walter Angst vom Mieterverband Zürich.
Sie trank einen Whisky, als sie von der Kündigung erfuhr
«Die Mieter sollten dieses Verfahren unbedingt anwenden. Ansonsten riskieren sie, vor dem Nichts zu stehen», rät Manuela Schiller vom Mieterverband. Im Notfall könne man eine Erstreckung auch bis zum Bundesgericht durchfechten.
Die Mieter müssen die Kündigung individuell anfechten – und doch unterstützt man sich gegenseitig. «Wir finden schon einen Weg. Ich bin glücklich, dass ich 32 Jahre in dieser schönen Nachbarschaft leben durfte», sagt Adelheid Schär (68) Die Rentnerin sagt, sie habe sich als Erstes einen Whisky eingeschenkt, als sie von der Kündigung erfuhr.
Irene Hasler ist zufrieden, dass zur gestrigen Mieterversammlung 25 Mieter erschienen sind: «Ich habe den Flyer an alle verteilt, dass so viele gekommen sind, zeigt, dass wir zusammenhalten. Wir werden kämpfen!»
Nach einer kompletten Sanierung werden die Mietpreise der Liegenschaft an der Zollikerstrasse massiv höher ausfallen. Kaum einer der jetzigen Bewohner wird sich das noch leisten können.
Damit fallen sie einer Entwicklung zum Opfer, die Walter Angst, Sprecher des Mieterverbandes Zürich, schon seit Jahren beobachtet. «Ältere Wohnungen in attraktiver Lage werden renoviert und in einem absurd höheren Preissegment weitervermietet – damit erreichen die Eigentümer eine höhere Rendite», sagt Angst zu BLICK.
Folge: Zahlungskräftige Zuzügler drängen Durchschnittsverdiener in einzelne Quartiere zurück. «Die Wohnlage in Zürich ist für Durchschnittsverdiener kaum mehr erschwinglich. Wer eine neue Wohnung braucht, muss häufig in Genossenschaften und Aussenquartiere ausweichen – oder gleich ganz wegziehen», so Angst.
Vermögende Mieter für die renovierten Wohnungen zu finden, ist laut Angst ein Kinderspiel. Er weiss: «Arbeitsplätze mit hohen Löhnen locken in Zürich bis heute Zuzügler an, die auch bereit sind, die teils absurden Mietpreise zu bezahlen.»
Nach einer kompletten Sanierung werden die Mietpreise der Liegenschaft an der Zollikerstrasse massiv höher ausfallen. Kaum einer der jetzigen Bewohner wird sich das noch leisten können.
Damit fallen sie einer Entwicklung zum Opfer, die Walter Angst, Sprecher des Mieterverbandes Zürich, schon seit Jahren beobachtet. «Ältere Wohnungen in attraktiver Lage werden renoviert und in einem absurd höheren Preissegment weitervermietet – damit erreichen die Eigentümer eine höhere Rendite», sagt Angst zu BLICK.
Folge: Zahlungskräftige Zuzügler drängen Durchschnittsverdiener in einzelne Quartiere zurück. «Die Wohnlage in Zürich ist für Durchschnittsverdiener kaum mehr erschwinglich. Wer eine neue Wohnung braucht, muss häufig in Genossenschaften und Aussenquartiere ausweichen – oder gleich ganz wegziehen», so Angst.
Vermögende Mieter für die renovierten Wohnungen zu finden, ist laut Angst ein Kinderspiel. Er weiss: «Arbeitsplätze mit hohen Löhnen locken in Zürich bis heute Zuzügler an, die auch bereit sind, die teils absurden Mietpreise zu bezahlen.»