Die Stadtpolizei Zürich hat am Donnerstag gegen 14.30 Uhr den Hinweis bekommen, dass sich in einem Wohnquartier in Affoltern am Albis ZH eine tote Frau in der Wohnung eines Mehrfamilienhauses befindet.
Eine Patrouille der Kantonspolizei Zürich fand die 29-jährige Schweizerin leblos vor. Die genauen Umstände, wie die Frau ums Leben kam, werden zurzeit durch die Staatsanwaltschaft IV, die Kantonspolizei Zürich sowie das Forensische Institut Zürich untersucht.
«Das Paar hat oft lautstark gestritten.»
Das Paar war seit 2007 verheiratet. Erst im Mai sind Nataly P.* und ihr Mann D.P.*, der aus dem italienischen Bergamo stammt, gemeinsam mit dem 11-jährigen Sohn in die Wohnung eingezogen, so Carina Bianchi (40) zum BLICK. Nebst einem schwarzen Chihuahua hat Familie P. auch noch zwei Katzen, so die Nachbarin, die direkt vis-à-vis der Familie wohnt.
Von Aussen eine scheinbar normale Familie – doch: «Das Paar hat oft lautstark gestritten.» Die Aussage von Bianchi wird auch von diversen anderen Anwohnern bestätigt. Bei vielen sitzt der Schock über den Tod der jungen Mutter tief.
«Draussen wirkten sie wie ein normales Paar»
Laut der Nachbarin soll der Mann der Toten einmal geschrien haben: «Ich bin der Mann.» Ausserdem habe Bianchi Nataly P. mit blauen Flecken angetroffen. Ganz gegensätzlich hingegen sei das Verhalten des Paares gewesen, wenn sie vor die Türe gingen: «Wenn sie zu zweit draussen waren, wirkten sie wie ein ganz normales Paar», sagt die Nachbarin.
Kurz bevor die Polizei bei der Wohnung des Paares eintraf, habe Bianchi den 44-jährigen D.P. noch gesehen: «Er verliess am Donnerstagmittag mit gepackten Taschen gemeinsam mit dem Sohn das Haus.» Mit dabei: der Familienhund und die beiden Katzen. Augenzeuge R.I. (31) sagt zum BLICK, dass sie beobachtet hatte wie D.P. und der 11-jährige Junge sich gegen 12.30 Uhr auf die Mauer beim Parkplatz unmittelbar vor dem Wohnhaus setzten.
D.P. verschwand im Auto einer Unbekannten
Der Mann sei plötzlich aufgesprungen, zum Briefkasten gelaufen und habe dort einen Schlüssel eingeworfen. Diesen nahm er dann aber wieder heraus, um nochmals zurück ins Haus zu gehen. «Kurze Zeit später kam er wieder aus dem Haus und war den Schlüssel abermals in den Briefkasten», sagt R.I.
«Der Sohn sah ganz traurig aus», so Bianchi. «Immer wieder streichelte der Mann den Jungen über den Kopf und nahm ihn tröstend in den Arm», ergänzt R.I., die von ihrem Balkon aus das Geschehen beobachtete. Nach etwa zehn Minuten sei ein schwarzer BMW mit Zürcher Kennzeichen vorgefahren – am Steuer eine unbekannte Blonde.
«Ich habe Nataly P. mit blauem Auge gefunden»
Am Donnerstagabend seien laut einer Augenzeugin dann zwei Frauen mit dem 11-Jährigen im Auto zur Wohnung gefahren. Der Junge hätte noch immer die gleichen Kleider getragen wie am Mittag. Von D.P. keine Spur. «Eine der Frauen sprach mit der Polizei und war sichtlich aufgelöst», so R.I.: «Noch bis spät in die Nacht waren die Einsatzkräfte vor Ort.»
Eine Nachbarin erinnert sich, dass es bereits vor fünf Wochen Trubel um Familie P. gab. «Ich habe Nataly P. mit einem blauen Auge im Garten liegend gefunden», so die Anwohnerin. Nataly P. sei zwar nicht bewusstlos gewesen, reagiert habe sie aber trotzdem nicht. Daraufhin habe die Nachbarin sofort die Ambulanz alarmiert.
Schon früher kam es immer wieder zum Streit
Bevor das Paar im Mai nach Affoltern im Albis gezogen ist, lebte die Familie mehrere Jahre in Berikon AG. Walter Hess (53) kennt Familie P. von damals. Bis vor gut einem Jahr hatte er sein Fotoatelier in dem Wohnhaus in dem auch Nataly P. mit Mann und Kind wohnte. «Das Paar hat sich häufig gestritten», so Hess zum BLICK.
Auffällig sei gewesen, dass nur Kollegen von D.P. bei dem Paar auf Besuch kamen. «Die Frau habe ich nur alleine oder mit ihrem Sohn draussen beim Fussball spielen gesehen», sagt Hess. Wenn Nataly P. die Wohnung verliess, habe sie zudem immer eine Sonnenbrille getragen: «Ganz egal ob die Sonne schien oder nicht.»
Tötungsdelikt nicht ausgeschlossen
«Es ist noch unklar, ob es sich um ein Delikt, einen Unfall oder ein medizinisches Ereignis handelt», sagt Kantonspolizei-Sprecher Beat Jost zum BLICK. Wer die Polizei alarmierte, will Jost derzeit noch nicht sagen. Jedoch aber, dass sowohl D.P. als auch der Sohn polizeilich befragt wurden.
Laut Jost gebe es derzeit aber auch weitere Befragungen im Umfeld der Familie. Für das Wohl des Jungen sei gesorgt, ob es in Zusammenhang mit dem Tod von Nataly P. zu Verhaftungen gekommen ist, wollte die Polizei zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommunizieren.
*Namen der Redaktion bekannt
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