Nach dem tragischen Tod von Zug-Chef Bruno R. (†54) sitzt der Schock bei den SBB-Mitarbeitern noch tief. Um ihren Kollegen zu gedenken, hielten sie in der Bahnhofshalle des Hauptbahnhof Zürich eine Schweigeminute ab.
Hunderte Mitarbeiter versammelten sich am Zürcher HB, fielen sich in die Arme. Gemeinsam trauerten sie um den getöteten Zug-Chef, den die meisten von ihn kannten und schätzten.
«Niemand konnte sich von ihm verabschieden»
Doch vor der Schweigeminute wurde mächtig Lärm gemacht. Hunderte pusteten in die mitgebrachten Trillerpfeifen. Auch die Züge setzten zu einem ohrenbetäubenden Hupkonzert an – und der Verkehr kam zum erliegen. Ein emotionaler Moment. Mitarbeiter hielten ihre Hände in die Luft, hatten Tränen in den Augen.
Kollegen, die nicht in Zürich dabei sein konnten, machten ebenfalls bei der Gedenk-Aktion mit.
Im Anschluss folgte die Schweigeminute. Die Trauer war gross bei allen Teilnehmenden. «Die Zeit scheint stillzustehen und man fragt sich, wie das passieren konnte. Vor ein paar Tagen war er noch unter uns. Jetzt ist er tot. Niemand konnte sich von ihm verabschieden», sagte ein Arbeitskollege bei einer Ansprache.
Bruno R. habe immer einen lockeren Spruch auf den Lippen gehabt, bleibe in guter Erinnerung zurück. Als ein Kollege, der fehlen wird.
«Bruno hätte gewollt, dass wir uns heute hier versammeln»
Auch Giorgio Tuti, Präsident der Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV), war anwesend. Auch er hielt eine Ansprache. «Bruno hätte gewollt, dass wir uns heute hier versammeln, auch wenn es schwierig ist. Ich weiss, Bruno war eine Bezugsperson für euch, ein sympathischer Berufskollege, den man sich nur wünschen kann», so Tutti vor den trauernden Kollegen.
Er sei ebenfalls erschüttert über den Unfall. Und die Gedenk-Aktion am Freitag habe ihn mitgenommen. Der SEV-Präsident weiter: «Das war einer der schwierigsten Momente, den ich je als Präsident erleben musste.»
Nicht nur traurig, sondern auch wütend
Kollegen zündeten Kerzen an für den verunglückten Zug-Chef, trugen sich in ein ausgelegtes Kondolenzbuch ein. Neben die Trauer mischt sich bei vielen SBB-Mitarbeitern Wut. Dass es Probleme mit dem Einklemmschutzsystem der Zugtüren gibt, sei schon lange bekannt, beklagen sich einige Bähnler auf Facebook. Ihre Beschreibungen sind erschreckend. Viele fühlen sich im Stich gelassen. (hah/jmh)