Nah bei den Leuten, immer ein offenes Ohr: In Uitikon ZH galt Gemeindepolizist Peter L.* (61) als sympathische Autorität, die gerne mal einen lockeren Spruch auf den Lippen hat. 22 Jahre lang verkörperte er Recht und Ordnung, liess sich nichts zuschulden kommen.
Jetzt steht der zweifache Familienvater im Visier der Ermittler – wegen Verdacht auf Veruntreuung. «Es steht der Vorwurf im Raum, dass Herr L. Bussengelder in die eigene Tasche gesteckt haben soll», bestätigt Erich Wenzinger von der Zürcher Oberstaatsanwaltschaft BLICK. Zu der Höhe der Bussensumme macht die Staatsanwaltschaft keine Angaben.
Der Polizist wollte die 110 Franken in bar
Eine Busse wegen Falschparkens vom 6. Juni 2016 brachte das ganze ins Rollen. An diesem Tag will Karsten Neumann (49) in Uitikon Geld abheben. «Aber ich konnte nirgends parken und stellte mich kurz auf den Behindertenparkplatz», so der deutsche Bauprojektleiter, der seit langem in dem Nobelvorort lebt.
Als er zurückkommt, steht der Dorfpolizist an seinem Auto. 160 Franken müsste Neumann bezahlen. Wenn er aber gleich wegfahre, würden auch 120 Franken in bar reichen, so der Beamte.
Doch Neumann hat nur 110 Franken im Portemonnaie. «Auch gut, meinte er dann, nahm mein Geld, stellte mir aber eine Quittung über 120 Franken aus.»
Abteilung für Amtsdelikte schaltete sich ein
Wieso ihn L. nicht einfach zum Geldautomaten schickte, um die Busse passend zu bezahlen, wundert sich Neumann bis heute. Damals hätte er aber einfach schnell gezahlt und sei vom Parkplatz gefahren.
Erst danach beginnt der Deutsche stutzig zu werden. «Was passiert mit den zehn Franken Differenz? Die wird L. doch nicht aus eigener Tasche bezahlen?», fragt sich Neumann. Und meldet sich bei der Kantonspolizei Zürich. Kurz darauf erhält Neumann ein Mail von der Abteilung für Amtsdelikte.
Die Sache scheint ernst. Offenbar stimmt etwas nicht mit der Bussen-Nummer 1831. Um jede verteilte Busse nachzuvollziehen, werden die Quittungen nämlich nummeriert. Und sind normalerweise im System erfasst. Nicht so hier. «Mir wurde mitgeteilt, dass die Nummer 1831 gar nicht existiere. Der gesamte Quittungsblock tauche nirgends auf».
Für Neumann ist klar: «So konnte der Polizist aufschreiben, was er wollte und kassierte ab. Und niemand bekam etwas mit.»
Den Namen des Gemeindepolizisten gibt er den Ermittlern aber noch nicht preis. Neumann fürchtet mögliche Konsequenzen: «Mir ging da mächtig die Düse gegen den Dorfsheriff vorzugehen. Nicht, dass dann plötzlich Polizeikollegen vor meiner Tür stehen.»
Vorzeigepolizist sofort entlassen
Zwei Jahre vergehen, dann nimmt der Projektleiter seinen Mut zusammen und legt am 5. Dezember 2018 bei den Behörden die Karten auf den Tisch.
Danach geht es ganz schnell. Am 21. Januar 2019 reicht die Gemeindekanzlei Uitikon Strafanzeige gegen L. ein. Die Staatsanwaltschaft eröffnet ein Verfahren. Und der einstige Vorzeigepolizist wird per sofort entlassen.
Der Ex-Gemeindepolizist will sich dazu nicht äussern. Eine Anfrage von BLICK blieb unbeantwortet.
Leider kein Einzelfall
Peter L. aus Uitikon ist leider kein Einzelfall. Gestern wurde ein ähnlicher Fall publik. Ebenfalls im Kanton Zürich. Hier soll der damalige Polizeichef von Richterswil laut «Zürichsee-Zeitung» jahrelang Parkgebühren in die eigene Tasche gesteckt haben. Schadensumme: 144'000 Fanken!
Sogar den Tresor von Kollegen räumte Lars T.* (48) leer. Der Fall flog nur auf weil der Richterswiler Polizist gierig wurde und sich 67'000 Franken aufs Mal abzwackte. Da wurden die interne Revision hellhörig.
* Name geändert
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