Für die Street Parade am 11. August reisten die Raver aus allen Ländern nach Zürich. Die Kantonspolizei Zürich hatte aber vor allem Touristen einer bestimmten Herkunft im Visier.
Am frühen Samstagmorgen suchten die Beamten in der Jugendherberge in Zürich-Wollishofen nach Nordafrikanern beziehungsweise Italienern mit nordafrikanischer Abstammung. Der Grund: Potenzielle Diebe hätten auf diese Beschreibung gepasst, wie die «NZZ» berichtet.
Kapo-Sprecher Ralph Hirt bestätigt gegenüber BLICK den NZZ-Bericht. «In den letzten Jahren sowie auch dieses Jahr sind Gruppierungen von Nordafrikanern und Italienern mit nordafrikanischer Abstammung gezielt an die Street Parade gekommen, um Straftaten zu begehen», sagt er. Letztes Jahr konnten an der Street Parade 42 mutmassliche Diebe festgenommen werden. Die Mehrheit davon seien Personen mit nordafrikanischen Wurzeln gewesen. Darum habe man sich in diesem Jahr entschieden, bereits im Vorfeld aktiv zu werden und «gezielt derartige Gruppierungen» ausfindig zu machen, so Hirt.
Jugi-Gäste müssen sich um 6 Uhr ausweisen
Bei der Kontrolle am Tag der diesjährigen Street Parade gab das Jugi-Personal zwar zu Protokoll, dass keine solchen Gäste eingecheckt hätten. Doch die Polizisten wollten sich selbst überzeugen. Um 6 Uhr weckten sie die Gäste zweier Schlafsäle. Sie mussten sich ausweisen und wurden kontrolliert. Darunter auch Amerikaner und Deutsche.
Anschliessend verliessen die Polizisten die Jugendherberge wieder, ohne jemanden verhaftet zu haben. Gemäss einer NZZ-Quelle soll die Polizei einen Tag zuvor die Jugendherberge kontaktiert und aufgefordert haben, die Zimmernummern von Italienern mit nordafrikanischer Abstammung zu nennen.
Beschwerde gegen Polizei wegen Racial Profiling
Die kontrollierten Gäste fühlten sich wegen ihrer ethnischen Herkunft pauschal beschuldigt und reichten darum Beschwerde gegen die Polizei ein. Die Aktion sei unverhältnismässig gewesen, und es habe sich um Racial Profiling gehandelt.
Bei der Polizei bestätigt man den Eingang der Beschwerde. Doch laut der Rechtsabteilung der Polizei sei die Personenkontrolle korrekt verlaufen. Gemäss Ralph Hirt gehen bei der Polizei «kaum je Beschwerden» wegen Racial Profiling ein. Denn Racial Profiling habe «bei uns keinen Platz», sagt er.
Im Rahmen der Kontrollen in der Jugendherberge sowie anderen Kontrollen im Vorfeld der Street Parade wurde niemand verhaftet. An der Street Parade selbst sowie am Tag danach kam es zu 70 Festnahmen. Wie viele Personen davon wegen Diebstahl verhaftet wurden, wird derzeit noch ausgewertet.
Stadtpolizisten wegen Racial Profiling vor Gericht
Nicht nur die Kantonspolizei, auch die Stadtpolizei Zürich sah sich in der Vergangenheit bereits mit dem Vorwurf des Racial Profilings konfrontiert.
Der dunkelhäutige Familienvater Wilson A.* (44) ging bis vors Zürcher Bezirksgericht. Er warf den Beamten vor, ihn bei einer Kontrolle im Jahre 2015 geschlagen, gewürgt und beschimpft zu haben. Das Gericht glaubte jedoch, der Familienvater mit nigerianischen Wurzeln habe die Situation eskalieren lassen. Die drei Polizisten wurden darum im April dieses Jahres von den Vorwürfen des Amtsmissbrauchs und der Gefährdung des Lebens freigesprochen (BLICK berichtete). (man)