Kein Strom, kaputte Wasserleitungen, kaum Tageslicht. Attribute eines Lebens am Rand der Stadtzürcher Gesellschaft. 120 Menschen hausen auf je 10 bis 20 maroden Quadratmetern im Langstrasse-Quartier – und drücken dafür monatlich mindestens 1100 Franken ab.
Das findet auch die Zürcher Polizei Wucher. Gestern werden der Hausbesitzer Peter S.* und drei weitere Personen verhaftet.
Peter S., der selber feudal an der Goldküste wohnt und einen Porsche fährt, hat die Situation von sozial Schwachen ausgenutzt. Viele der Sozialhilfebezüger, die in seinen Langstrasse-Liegenschaften leben, hätten auf dem Wohnungsmarkt keine Chance. Das Miet-Geschäft hat ihm laut «Tages-Anzeiger» monatlich geschätzte 50'000 Franken eingebracht.
Im vergangen Jahr sagte er der Zeitung aber, er verdiene an den Häusern «kaum etwas». Denn: «Die Drogensüchtigen beschädigen und verdrecken die Häuser permanent», sagt Jurist Sherry Weidmann von der Real Estate Solutions GmbH. Er arbeitet für S., ab November wird er die drei Blöcke im Kreis 4 offiziell verwalten.
«Darauf spezialisiert, solche Liegenschaften zu säubern»
S. hatte offenbar kein Interesse daran, die Situation an der Neufrankengasse zu entschärfen. Schliesslich wird sie «in absehbarer Zeit bereinigt», sagt Weidmann. S. will die Häuser umbauen – und hat allen Mietern an der Neufrankengasse 6 und 14 bereits gekündigt. Bis Ende des nächsten Jahres haben sie Galgenfrist. «Mit der Fertigstellung der Europaallee werden die Liegenschaften totalsaniert und damit aufgewertet», bestätigt Weidmann.
Die gestrige Razzia der Polizei versteht er nicht. Schliesslich sei er «darauf spezialisiert, solche Liegenschaften zu säubern».
Die Stadt geht nicht davon aus, dass alle Mieter gleichzeitig ihre Zimmer und Wohnungen verlassen werden. Vorbereitet wäre man trotzdem: «Die Leute würden in Notunterkünften untergebracht», sagt Michael Rüegg vom Sozialdepartement.
Abwart erpresste Mieter
Wie es für S. und seine drei mutmasslichen Komplizen weitergeht, ist noch offen. Die Staatsanwaltschaft will heute prüfen, ob Untersuchungshaft beantragt wird.
Auch gegen den verhafteten libanesischen Hausabwart werden schwere Vorwürfe erhoben. Gemäss «TagesAnzeiger» hat er neue Mieter bedroht und zusätzliches Geld für die Wohnung verlangt. Wer nicht bezahlen wollte oder konnte, musste mit Schlägen rechnen. (lex)