Der Wuppertaler Unternehmer Günter Püschmann bunkerte in den 80er- und 90er-Jahren eine Sicherheitsreserve aus Gold bei Banken in der Schweiz und in Kanada. Viel Gold. Über tausend Kilo an Münzen und Barren sind es laut Bankbelegen.
Mit dieser wollte er im Notfall schnell aus Deutschland verschwinden können. Denn der gebürtige Sachse war 1956 nach Westdeutschland geflohen und noch bis zum Fall der Mauer fürchtete er sich davor, dass die Sowjetunion die DDR einnehmen würden.
Plötzlich ist das Gold weg
Heute wäre der Goldschatz gut 43 Millionen Franken wert, wie das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» schreibt. Die Banken, mit denen Püschmann arbeitete, gehören heute allesamt zur UBS. Doch von dem Gold ist auf der UBS kein Gramm mehr da. Es ist verschwunden.
Püschmann kämpfte jahrelang mit seinen Anwälten um dieses Vermögen. Kurz vor seinem Tod in diesem Jahr entschloss er sich 81-jährig, den Fall öffentlich zu machen.
Und der klingt sonderbar: Die UBS in Kanada soll einen Teil seines Goldvermögens «einfach einkassiert» haben. Die UBS bezeichnet diese Beschuldigungen jedoch als «haltlos», wie das Nachrichtenmagazin «Spiegel» berichtet.
UBS soll Gold für Verluste gebraucht haben
Als Püschmann 2010 seine Notreserve auflösen wollte, teilte ihm die UBS Canada in wenigen Zeilen mit, dass sämtliche Konten bereits 1998 aufgelöst worden seien.
Beim Hauptsitz in Zürich hiess es, sämtliche in der Schweiz bei der UBS AG eingelieferten Goldbestände seien «an die UBS Bank (Canada) zurücktransferiert» worden. Diesbezüglich könne man keinerlei Auskünfte erteilen.
Vermutlich sei das Gold in Kanada zur Deckung der erlittenen hohen Verluste aus umfangreichen Devisentransaktionen verwendet worden, mutmassten UBS-Anwälte 2011 gegenüber der Zürcher Staatsanwaltschaft.
Denn Püschmann ist nach dem Verkauf seiner Verpackungsfirma Anfang der Neunzigerjahre in grossem Stil in den Devisenhandel eingestiegen. Die Geschäfte wickelte er über die UBS ab.
Insgesamt verlor der Wuppertaler Unternehmer damit um die zehn Millionen Dollar, wie der «Spiegel» berichtet. Sollte die Summe stimmen, müsste von dem Gold aber noch einiges übrig sein.
1998 verklagte Püschmann deshalb die UBS – ohne Erfolg.
Püschmann verarmte
Püschmanns Fall war «aussichtslos», fand dann auch der Schweizer Ombudsmann für Bankangelegenheiten, als er 2009 Kontakt aufnahm. Er wollte dies jedoch nicht so auf sich beruhen lassen. Einen Anwalt nach dem anderen heuerte er an, sogar der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Linken, Gregor Gysi, nahm sich seinem Fall an. Auch dessen Beziehungen halfen nichts.
Der Kampf hinterliess seine Spuren: Püschmann verarmte durch die vielen Klagen – lebte noch von einer Rente von 1400 Euro. Sein Vater sei ein psychisches Wrack geworden, sagt sein Sohn gegenüber «Spiegel».
Obwohl er in diesem Jahr im Spital landete, kämpfte er weiter. Als er am 8. Mai an einem Schlaganfall starb, war nicht einmal mehr genügend Geld da, um seine Beerdigung zu bezahlen. Einzig Schulden blieben zurück und ein Zimmer voller UBS-Akten. Und nach wie vor die Frage: Wo ist das ganze Gold geblieben? (nbb)