Drama in Uster: Drei Jungs, Yusuf B*. (11), Almaz M*. (†9), Endrit W*. (9), klettern am Samstagabend auf ein Sonnensegel beim Schulhaus Krämeracker. Dann reisst das Blachendach. Die Buben fallen drei Meter in die Tiefe, schlagen auf eine Steinbank auf. Sind sofort ohnmächtig, wie Augenzeuge Alejandro Velez (16) erzählt. Er ruft die Polizei, leistet erste Hilfe. Kurz darauf werden die Kinder mit der Rega und der Ambulanz in verschiedene Spitäler gebracht.
Almaz M. erliegt im Spital seinen Verletzungen. Yusuf ist in kritischem, aber stabilem Zustand, meldet die Kantonspolizei Zürich. Endrit hat sich einen Arm gebrochen, wie seine Schwester Sara W. (16) zu BLICK sagt. «Ich war am Lernen, als ich erfuhr, dass mein Bruder sich verletzt hatte. Ich habe mir dabei nichts Schlimmes gedacht. Ich dachte einfach, sie seien am Spielen», beschreibt Sara ihre ersten Momente nach dem Vorfall. «Ich ging dann zum Schulgelände. Dort sah ich, wie Yusuf und Almaz am Boden lagen. Es waren Polizei und Krankenwagen dort. Ich habe zunächst meinen Bruder gar nicht gesehen. Ich dachte, er sei tot und sie hätten ihn schon weggebracht.»
«Im Traum meint er zu fallen»
Ihre Befürchtung bewahrheitet sich glücklicherweise nicht. «Jemand sagte mir, dass Endrit auf dem Bänkli sitze. Ich war erleichtert. Endrit weinte und hatte Nasenbluten. Er sagte, dass sie an einer Stelle das Sonnensegel raufkletterten, wo es niedriger war. Sie hätten alle die Schuhe ausgezogen.»
Am Sonntagmorgen besucht Sara mit ihrem Vater ihren Bruder im Spital. «Endrit ist traurig. Er hat sich glücklicherweise nur den Arm gebrochen. Psychisch geht es ihm aber sehr schlecht. Er hat mitbekommen, dass sein Kollege inzwischen verstorben ist. Er zittert und hat Flashbacks. Im Schlaf schreckt er auf, da er im Traum meint zu fallen.»
Schule geht am Montag weiter
Auch in Uster sind die Menschen tief betroffen ob des Dramas. «Unsere Gedanken sind bei den Familien und Kindern», sagt Patricia Bernet (49), Primarschulpräsidentin von Uster. Das Sonnensegel existiere seit mehreren Jahren, es solle Schatten spenden. Warum das Segel nicht besser gesichert war, werde im Rahmen der Ermittlungen der Kantonspolizei Zürich abgeklärt.
Am Montag werde die Schule wie gewohnt weitergehen, sagt Bernet. «Die Lehrer werden die Kinder informieren und ihnen helfen, die Situation zu verarbeiten.»
Am Sonntagabend gibt es eine spontane Trauerfeier. Gut drei dutzend Menschen kamen zusammen, darunter viele Kinder. Ihre Tränen hallen durch die Nacht, von Gspänli werden sie getröstet. Während rund neunzig Minuten wird den drei Kindern, insbesondere Almaz, gedacht. In Stille, in Andacht. Reden möchte niemand.
*Namen geändert