Der erste Freier auf dem Strichplatz
«Ich werde einfach Mal durchfahren»

Rund dreissig Prostituierte boten am Eröffnungsabend des Zürcher Strichplatz ihre Dienste an. Das Sozialdepartement spricht von einem «guten Start». Doch die Freier zögern offenbar noch.
Publiziert: 27.08.2013 um 11:17 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 04:02 Uhr

Gestern Abend um 19 Uhr wurde er Zürcher Strichplatz offiziell eröffnet. Zunächst gab es jedoch nur wenig Verkehr auf dem Areal in Zürich Altstetten. Er herrschte tote Hose, im wahrsten Sinn. 

Doch dann, kurz nach 20 Uhr steuerte der erste Interessierte mit seinem Wagen auf die Sexboxen zu – nach einer längeren Odysee. «Ich musste den Strichplatz zwanzig Minuten lang suchen», sagte der Mann. «Ich habe das Areal auf der anderen Seite des Bahnhofs vermutet.»

«Sag niemals nie»

Auch sei er überhaupt noch nicht sicher, ob er die Dienste einer Prostituierten in Anspruch nehmen wolle, sagte er. Er sei vor allem aus Neugier hier. «Ich werde einfach mal durchfahren. Ob ich anhalte, sei dahingestellt. Aber sag niemals nie.»

Angst vor zu strikten Kontrolle habe er jedenfall keine. «Ich habe nichts zu verbergen», erklärte der Mann.

30 Prostituierte vor Ort

Wie viele Freier am Eröffnungsabend den neuen Strichplatz in Zürich besucht haben, ist nicht bekannt. Männer, die für Geschlechtsverkehr mit Prostituierten bezahlen, würden nicht gezählt, sagte Thomas Meier, Sprecher des Zürcher Sozialdepartements.

Der Start ist aus seiner Sicht aber «gut verlaufen». Rund dreissig Frauen seien vor Ort gewesen. Eine definitive Bilanz wollte Meier aber noch nicht ziehen. Frühestens in rund drei Monaten etwas Aussagekräftiges zum Betrieb des Strichplatzes gesagt werden.

«Das Sexgewerbe brauche Diskretion. Deshalb sei es wichtig, dass der Platz etwas aus dem medialen Scheinwerferlicht kommt», so Meier.

Sihlquai und Brunau ruhig

Nach der Eröffnung des Strichplatzes in Zürich-Altstetten ist der Strassenstrich am Zürcher Sihlquai geschlossen worden. Laut Sihlquai-Anwohnern kam es zu keinen besonderen Vorkommnissen.

Die Stadtpolizei musste keine einzige Verzeigung am Sihlquai aussprechen, wie Polizeisprecher Marco Cortesi sagte.

Lediglich in der nahe gelegenen Langstrasse wurden sieben Prostituierte entdeckt, die ohne entsprechende Bewilligung ihrem Gewerbe nachgingen. Sie wurden verzeigt.

Auch in der Brunau, wohin man eine Abwanderung der Prostituierten nach der Schliessung des Sihlquai-Strichs befürchtete, blieb es gestern Abend weitgehend ruhig. (bau/SDA)

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