Manchmal ertappt sich die alleinerziehende Mutter Melanie P.* aus Zürich selber dabei, wie ihr Gewaltfantasien durch den Kopf gehen. Ihre Gedanken drehen sich um Mario D.* (47). Den Mann, der ihre kleine Tochter (3) schwer sexuell missbraucht hat (BLICK berichtete). «Es fühlt sich so an, als wäre er gar nicht bestraft worden», sagt sie. Und: «Ich könnte ihm jederzeit im Quartier begegnen. Ich fühle mich ohnmächtig.»
BLICK hat den Fall im März dieses Jahres publik gemacht. IV-Rentner Mario D. wurde damals zusammen mit seiner Partnerin Sandra T. (40) in Untersuchungshaft gesetzt. Sandra T. wurde an ihrer damaligen Arbeitsstelle, einem Stadtzürcher Betreibungsamt, verhaftet. Die Beweise hatte das Duo gleich selber angefertigt: Der IV-Rentner hatte die schweren Übergriffe auf Video aufgezeichnet. Und schickte das Material an seine Partnerin.
Pädophiler IV-Rentner zahlte 30'000 Franken Kaution
Sechs Monate später muss die Mutter des Opfers befürchten, dass ihre Tochter ihrem Peiniger auf der Strasse begegnen könnte. Mario D. kam vor einigen Wochen nämlich wieder auf freien Fuss - gegen eine Kaution von 30'000 Franken. Wie der IV-Rentner, gegen den auch wegen Drogenhandel ermittelt wurde, an solche Summen kommt, bleibt fraglich.
Der Pädophile richtet sich ein neues Leben ein. Nur gerade etwas mehr als zwei Kilometer Luftlinie vom Opfer entfernt. Man benutzt das gleiche Tram. «Er wurde auch mehrmals in der Umgebung unseres Hauses gesehen», sagt die Mutter des Opfers. Dazu kommt: Melanie P. befürchtet, dass auch andere Kinder in Gefahr sein könnten.
Mario D. wohnt nun nämlich ausgerechnet neben einer Kinderkrippe! «Achtung, Kinder», steht auf einer Tafel in der verkehrsberuhigten Zone. Überall ist Kinderlachen zu hören. Mindestens bis es zum Prozess kommt, dürfte der 47-Jährige unbehelligt hierbleiben, befürchtet die Mutter des Opfers.
Freundin des Täters macht Mutter des Opfers Vorwürfe
Als BLICK ihn an seiner neuen Adresse aufspürt, mag Mario D. nicht über seine Taten reden. Nur die Frage, ob er seinen neuen Wohnort nicht für problematisch hält, verneint er. Und fügt mit drohendem Unterton an: «Mutig, dass Sie sich an meine Tür trauen.» Kurz darauf schliesst er sämtliche Storen.
Die Betreibungsbeamtin Sandra T. muss sich vorwerfen lassen, von den Übergriffen gewusst zu haben. Laut Polizeiakten reagierte sie auf die Videos der Taten mit Nachrichten wie: «Geilo. Hast du Öl benutzt?»
Jetzt kommt raus: Vor zwei Wochen rief sie spätabends die Mutter des Opfers an. Und machte ihr Vorwürfe! «Sie hat mir quasi gesagt, ich sei selber schuld. Weil ich ihnen mein Kind zum Hüten ja selber überlassen habe! Und sie hat geklagt, wie schlecht es ihr nun gehe», so die Mutter des Opfers.
Mutter Melanie P. fühlt sich von den Behörden im Stich gelassen. «Ich wünsche mir eine harte Strafe für die beiden», sagt sie. «Aber momentan scheint es sogar zu viel verlangt, dass die beiden Täter von meiner Familie ferngehalten werden.»
Die Zürcher Staatsanwaltschaft sagt auf Anfrage von BLICK nur, dass das Strafverfahren gegen Mario D. und die ehemalige Betreibungsbeamtin noch laufe.
* Namen geändert
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