Rätselhafte Bluttat in einem Mehrfamilienhaus im zürcherischen Hedingen: In beziehungsweise vor einer Wohnung an der Alten Zwillikerstrasse sind gestern zwei schwer verletzte Frauen sowie ein toter Mann gefunden worden. Die beiden befinden sich in sehr kritischem Zustand, sagt Beat Jost, Sprecher der Kantonspolizei, heute Morgen. Was genau passiert ist, ist noch völlig unklar.
Spezialeinheiten aufgeboten
Um kurz nach 17 Uhr waren Kantonspolizei und Ambulanz nach Hedingen ausgerückt. Nachbarn hatten die Polizei alarmiert, nachdem sie vor ihrer Wohnungstür im zweiten Stock auf eine schwer verletzte Frau gestossen waren. Die junge Frau, um die zwanzig Jahre alt, sei an der Brust verletzt gewesen und habe blutverschmierte Hände gehabt, erzählt ein Nachbar, an dessen Wohnungstür die Frau erst verzweifelt geklopft und schliesslich geklingelt hat. «Sie sprach gebrochen Englisch und sagte etwas von einem ‹friend›, der Hilfe brauche.
Per Helikopter wurde die Frau ins Spital geflogen. Weil die Polizei davon ausging, dass in der Wohnung, vor der die Frau lag, etwas passiert sein musste, wurden Spezialeinheiten der Kantonspolizei aufgeboten. Sie versuchten zusammen mit Verhandlungsführern Kontakt mit jemandem in der Wohnung aufzunehmen. Vergeblich.
Hilfeschrei per Klopfzeichen
Die Polizisten hätten laut gerufen, allerdings habe niemand geantwortet, erzählt der Nachbar. «Ich habe nur lautes Stöhnen gehört.» Zudem habe jemand auf den Heizkörper geklopft, wohl um auf sich aufmerksam zu machen. Die Polizisten hätten dann versucht, über die Heizung in Kontakt mit der Person zu treten. «Sie schrien, dass sie zweimal klopfen solle, wenn sie Hilfe brauche», erzählt der Nachbar. «Das hat sie dann sehr laut gemacht.» Auf weitere Fragen habe die Frau nicht mehr reagiert.
Die Spezialeinheiten stürmten schliesslich die Wohnung. Dort stiessen sie auf die Leiche eines Mannes und einer weiteren schwer verletzten Frau. Beide hatten Schussverletzungen. Auch eine Schusswaffe wurde gefunden. Was ist passiert?
Noch viele Fragen
«Wir stehen ganz am Anfang der Ermittlungen», sagte Polizeisprecher Jost. So wisse man noch nicht, wer die Schüsse abgegeben hat. Die Polizei geht davon aus, dass es in der Wohnung zu einer Auseinandersetzung zwischen den drei Personen gekommen war. In welchem Verhältnis diese zueinander standen, ist aber unklar. «Wir müssen die Personen zuerst genau identifizieren», sagte Jost. Eine Befragung der zwei Frauen ist derzeit noch unmöglich – zu schwer sind ihre Verletzungen.
Der Nachbar berichtet, erst gar nichts von der Tragödie, die sich in der Nachbarswohnung abspielte, mitbekommen zu haben. Er und seine Frau hätten etwas gehört, das sich wie ein Hämmern angehört habe – «viermal nacheinander». Geräusche, die sich später als Schüsse entpuppen sollte. «Offenbar war ein Schalldämpfer benutzt worden», mutmasst der Mann.
Wer in der Nachbarswohnung lebte, weiss er nicht. Laut Klingelschild wohnten dort aktuell drei Personen – zwei Frauen und ein Mann. Bei einer der Frauen handelt es sich um die Verletzte, die blutend um Hilfe klingelte. Ob es sich bei den anderen zwei um die an der Adresse gemeldeten Personen handelt, ist nicht klar. (lha)