Flughafendetektor entlarvt OP-Pfusch
Zürcher Ärzte vergessen Metallplatte im Bauch einer Patientin

Drei Jahre lang lebte K. J. (49) mit einer Metallplatte in Form einer Schuhsohle der Grösse 44 in ihrem Bauch. Die Ärzte hatten das Metallstück bei einer Operation offenbar vergessen – und K. J.s Schmerzen als psychosomatisch abgetan.
Publiziert: 28.09.2017 um 14:10 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2018 um 21:16 Uhr
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Drei Jahre lang konnte sich K. J. kaum bewegen, weil die Ärzte ein Instrument in ihrem Bauch vergessen hatten.
Foto: zVg
Helena Schmid

In einem Spital in Zürich vergassen die  Ärzte vor drei Jahren bei einer Operation eine rund 28 Zentimeter lange Metallplatte im Bauch der 49-jährigen K. J.*. Der sogenannte Spartel schützt die Organe beim Zunähen der Bauchdecke.

«Im Normalfall nimmt man den Spartel vor dem letzten Stich raus – bei K. J. ging das vergessen», erklärt Hani Oweira, ein erfahrener Chirurg dem BLICK. Er entfernte gestern Mittwoch die Platte aus dem Bauch der Patienten, wie «Tele Züri» berichtet.

Die 49-jährige K. J. wusste nichts von der Metallplatte in ihrem Bauch – bis der Metalldetektor am Flughafen piepste. Erst jetzt wurde der Spartel entdeckt. Mit der Entfernung des Metallstücks geht eine lange Leidenszeit zu Ende.

«Sie konnte sich kaum bewegen»

«Die Patientin hatte seit der Bauchoperation grosse Schmerzen. Die Platte steckte zwischen ihren Darmschlingen und reichte vom Becken bis zur Leber. Deswegen konnte sie sich kaum bewegen», sagt Oweira.

Zwei Monate nach der Operation wollte die 49-Jährige in die Türkei fliegen. Schon damals piepste der Metalldetektor an der Sicherheitskontrolle und die Security wies sie darauf hin, dass sie möglicherweise Metall im Bauch habe.

K. J. suchte die Klinik auf, in der sie operiert worden war und konfrontierte die Ärzte mit der Befürchtung. Doch diese machten kein Röntgenbild, auf dem man das Teil sofort gesehen hätte.

Bei einem solchen Fall müssen laut Oweira eine ganze Reihe von Sicherheitsmassnahmen versagt haben. «Wenn ein Chirurg ein Instrument vergisst, hat er noch einen Assistenten, der mitdenkt. Ausserdem kontrolliert ein Pfleger nach der Operation, ob alle Instrumente da sind – im Fall von K. J. haben alle versagt.»

«Schmerzen nur eingebildet»

Die Patientin war in den letzten drei Jahren bei mehr als einem Dutzend Ärzten. Sie bekam immer wieder die gleiche Diagnose: Die Schmerzen seien psychosomatisch. «Keiner der nachbehandelnden Ärzte hat sie ernst genommen und genau untersucht. So etwas darf nicht passieren, die Ärzte müssen erst alle möglichen Ursachen ausschliessen, bevor sie es auf die Psyche schieben», sagt Oweira.

Erst als am Flughafen erneut der Metalldetektor lospiepste und die 49-Jährige den nächsten Arzt aufsuchte, wurde das Metallstück entdeckt. Doktor Hasan Kulaksiz, ein Kollege von Oweira, stiess bei einer Ultraschalluntersuchung auf die 28-Zentimeter-Platte.

«Mein Kollege wies mich auf die Platte hin, ich veranlasste eine Computertomographie. Die Bilder schockierten mich und ich kontaktierte sofort die Ärzte ihrer vorherigen OP. Sie boten an, das Stück wieder herauszunehmen», sagt Oweira. Doch die Patientin wollte sich nicht noch einmal unter deren Messer legen.

Schliesslich entfernte Doktor Oweira den Spartel. Die OP verlief gut, die Patientin sei aber immer noch von den Ereignissen traumatisiert.

* Name der Redaktion bekannt

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