Durchsuchung am Fifa-Hauptsitz
Strafverfahren wegen WM-Vergaben an Katar und Russland

Im Zürcher Hotel Baur au Lac wurden heute Morgen mehrere Fifa-Funktionäre verhaftet. Die Vorwürfe: Korruption. Die Beschuldigten sollen in die USA ausgeliefert werden.
Publiziert: 27.05.2015 um 06:22 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:49 Uhr
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Schweizer Beamte im Baur au Lac in Zürich vor der Verhaftung der Fifa-Funktionäre.
Foto: Twitter/Michael S. Schmidt

Am Freitag will sich Sepp Blatter zum fünften Mal zum Fifa-Präsidenten wählen lassen, heute morgen der Schock: Mehrere Zürcher Polizeibeamte in Zivil tauchten im Auftrag des Bundesamts für Justiz heute früh unangemeldet im Hotel Baur au Lac in Zürich auf, wie die US-Zeitung «New York Times» auf ihrer Internetseite berichtet. Die Beamten sollen bei der Rezeption die Schlüssel der Zimmer mehrerer verdächtigter Fifa-Funktionäre verlangt haben. Die Vorwürfe lauten auf Korruption, Geldwäscherei und Überweisungsbetrug – begangen in den letzten zwei Jahrzehnten. Es geht um WM-Vergaben und TV-Deals.

Ausserdem hat die Bundesanwaltschaft rund um die Vergaben der Fussball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 ein Strafverfahren wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie des Verdachts der Geldwäscherei gegen unbekannt eröffnet, wie sie heute Mittwoch mitteilte. Am Hauptsitz der FIFA in Zürich wurden elektronische Daten und Dokumente sichergestellt.

Sechs Fussballfunktionäre wurden heute Morgen festgenommen und in Auslieferungshaft gesetzt. Sie stehen im Verdacht, Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen respektive bezahlt zu haben. Gegen mehr als 10 Fussball-Bosse – nicht alle von ihnen waren in Zürich – soll Anklage erhoben werden. Gemäss Bundesamt für Justiz (BJ) hatten die USA um die Verhaftungen ersucht. Das BJ liess deshalb die Verdächtigten festnehmen. Gegen die Fussballfunktionäre wird in New York wegen Annahme von Bestechungsgeldern und verdeckten Provisionen ermittelt. Angenommen haben sollen sie diese von den Neunzigerjahren bis heute.

US-Reporter berichtet live über den Polizeieinsatz

Unter den Beschuldigten sind auch hohe Fifa-Tiere wie Jeffrey Webb von den Cayman Islands, Vize-Präsident des Exekutiv-Komitees, der Uruguayer Eugenio Figueredo, bis vor kurzem Präsident von Südamerikas Fussballverband und Jack Warner aus Trinidad und Tobago, gegen den schon im März 2014 im Rahmen der WM-Vergabe nach Katar Korruptionsvorwürfe laut wurden. Laut einem «New York Times»-Reporter, der den Polizeieinsatz im Baur au Lac mitverfolgte, wurde in Zürich unter anderem der Costa Ricaner Eduardo Li abgeführt.

Vertreter von Sportmedien und Sportvermarktungsunternehmen sollen gemäss BJ in Zahlungen an hochrangige Fussballfunktionäre – Delegierte des Weltfussballverbandes Fifa und andere Funktionäre von Fifa-Unterorganisationen - in Höhe von über 100 Millionen Dollar verwickelt gewesen sein.

In den USA vorbereitet, über US-Banken abgewickelt?

Als Gegenleistung sollen sie an Fussballturnieren in den USA und in Lateinamerika Medien-, Vermarktungs- und Sponsoringrechte erhalten haben, wie das BJ schreibt. Die Straftaten seien in den USA vorbereitet und abgesprochen worden, schreibt das Bundesamt unter Berufung auf das Verhaftungsersuchen. Auch seien Zahlungen über US-Banken abgewickelt worden.

Die Verdächtigten werden möglicherweise unverzüglich an die USA ausgeliefert. Voraussetzung für eine sofortige Überstellung ist, dass sich die Festgenommenen in der am Mittwoch geplanten Anhörung bei der Zürcher Kantonspolizei mit der sofortigen Auslieferung einverstanden erklären. Tun sie das nicht, will das BJ die USA auffordern, ein formelles Auslieferungsgesuch zu stellen.

«Wir sind geschockt, wie lange das schon vor sich geht und wie es fast jeden Teil der Fifa betrifft», zitiert die «New York Times» einen US-Justizbeamten. «Es scheint, als würde es jedes Element der Vereinigung durchdringen und einfach die Art sein, wie sie Geschäfte machen. Es scheint, als wäre die Korruption institutionalisiert.»

Bei der Kantonspolizei Zürich heisst es, man habe im Auftrag des Bundesamts für Justiz (BJ) «mehrere Massnahmen durchgeführt». Ein Sprecher bestätigt auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA aber lediglich den Einsatz. Für weitere Informationen verweist er ans BJ. Das Hotel will die Verhaftungen nicht bestätigen. (zeb/noo/SDA)

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