FCZ und GC führen im Letzigrund, vor was sie tun können – und was nicht
«Keine Befehlsgewalt über unsere Fans»

Immer wieder sorgen Fussball-Chaoten des FC Zürich für negative Schlagzeilen. Der Verein legt Wert darauf, dass man die Lage im Letzigrund im Griff habe. Für Vorfälle rund ums Stadion will man allerdings nicht haften.
Publiziert: 19.04.2018 um 14:34 Uhr
|
Aktualisiert: 13.09.2018 um 00:50 Uhr
1/5
Pyros in der Kurve: Im Letzigrund ein gewohntes Bild. Die baulichen Gegebenheiten des Stadions begünstigen das Schmuggeln der Feuerwerkskörper.
Foto: Christian Merz
Daniel Riedel

Es sind hässliche Szenen, die schon viele Fussballfeste im Zürcher Letzigrund getrübt haben. Im Oktober 2011 wurde das Stadtderby zwischen GC und dem FCZ nach Petarden-Würfen aus dem FCZ-Sektor abgebrochen. Als «Schande von Zürich» gingen die Fotos um die Welt. Nach dem Abstieg im Mai 2016 kam es erneut zu irren Bildern: Wütende Fans stürmten nach Spielschluss in die Stadionkatakomben. Und: Erst im Dezember 2017 schlugen sogar FCZ-Helfer Alarm. Die Stewards berichteten BLICK, dass der Letzigrund an FCZ-Heimspielen einem rechtsfreien Raum gleiche. Sie selber Angst vor den eigenen Fans hätten. Letzte Negativschlagzeile: Am 7. März brannten zum Stadtderby über 100 Pyros im FCZ-Block. Beim Abfackeln wurden zwei junge Buben (beide 10) verletzt – und mussten mit Brandverletzungen medizinisch versorgt werden.

Pyros in der Kurve: Im Letzigrund ein gewohntes Bild. Die baulichen Gegebenheiten des Stadions begünstigen das Schmuggeln der Feuerwerkskörper.
Foto: Christian Merz

Die Verantwortlichen der beiden Zürcher Klubs wissen um die Sicherheitsprobleme, auch deshalb luden sie gestern zum Rundgang durch den Letzigrund. Tenor der Veranstaltung: Im Stadion sind wir Herr der Lage. Aber: Was draussen passiert, können wir nicht steuern. FCZ-Sicherheitschef Kaspar Meng: «Wir haben keine Befehlsgewalt über unsere Fans und müssen auch ein bisschen auf die Selbstregulierung in der Szene hoffen.»

Architektur des Letzigrund spielt Chaoten in die Karten

Für Vorfälle rund ums Stadion will der Verein allerdings nicht haften.
Foto: Leserreporter

Rund 40'000 Franken pumpen die Klubs pro Match in die Sicherheit. Allein gestern zum Spiel gegen den FC St. Gallen waren 130 Kräfte im Einsatz. «Pyros können wir trotzdem nicht verhindern», sagt Meng offen. Die Gründe liegen nach seinen Aussagen nicht an mangelnder Bereitschaft, sondern vielmehr an den baulichen Gegebenheiten im Letzigrund. Offene Zäune, altmodische Drehkreuze, weites Rund – wie gemacht für das organisierte Schmuggeln von Feuerwerkskörpern. Strafen durch die Swiss Football League werden zähneknirschend beglichen. Immerhin: Auf rund 60 Kameras werden alle Vergehen aufgezeichnet und der Polizei übergeben.

Aber die Fans wissen, wie sie sich tarnen können, und kommen quasi uniformiert. Gleiche Jeans, gleiche Sneaker, gleicher Kapuzenpulli. «Das macht eine Strafverfolgung und die Verurteilung trotz Videoaufnahmen vor Gericht quasi unmöglich», so Meng. Trotzdem: Zurzeit seien 85 Stadion-Verbote gegen Chaoten ausgesprochen – und man arbeite eng mit den Behörden zusammen. Im Letzigrund.

Kontrolle über Fans nur im Stadion

Die Gewalt über den öffentlichen Raum überlässt man lieber der Polizei. Sehr zum Ärger von Zürichs Polizeivorsteher Richard Wolff (AL), der nach erneuten Krawallen im Oktober 2017 eiligst eine Arbeitsgruppe ins Leben rief. O-Ton: «Ich bin der Meinung, dass die Klubs nicht nur im Stadion verantwortlich sind, sondern überall, wo sie involviert sind.» Das sehen die Grasshoppers und der FCZ komplett anders. Kooperation ja, Haftung nein. Offensiv gehen sie Fan-Gewalt nur im Letzigrund an. Vor den Toren hält man sich aus dem Spiel.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?