Experte findet 50'000 Franken pro Monat dafür «fair»
Ausgerechnet Prügel-Firma bewacht Boris

Allein die Rund-um-die-Uhr-Überwachung für den 12-jährigen Buben kostete 50'000 Franken pro Monat. Mit dem Fall betraut war ausgerechnet eine Firma, deren Mitarbeiter schon negative Schlagzeilen machten.
Publiziert: 26.04.2017 um 10:22 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 09:15 Uhr
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Sicherheits-Profi Ronny Wipfli (29) stellt klar: «Meine Offerte würde ähnlich aussehen.»
Foto: STEFANO SCHROETER
Anian Heierli

50'000 Franken für den Personenschutz eines 12-jährigen Buben? Ein Wert, der irritiert und die Frage aufwirft, ob da eine Sicherheitsfirma eiskalt Behörden abzockt? Mit dem Fall betraut ist die Seewache AG aus Pfäffikon SZ. Ausgerechnet: Deren Ex-Mitarbeiter Babel O. sorgte schon privat als Brutalo-Prügler für Schlagzeilen – auch auf Kosten des Steuerzahlers (BLICK berichtete). Das Strafgericht Schwyz verurteilte den ehemaligen Sicherheitsfachmann 2015 wegen mehrfacher versuchter schwerer Körperverletzung, wegen Raufhandels und Diebstahls. Gestern vertröstete die Seewache AG auf eine spätere Stellungnahme.

In der Tat überwachen Sicherheitsfirmen nicht nur Prominente. Die Realität zeigt: Auch in Institutionen wie Spitälern und Asylheimen kommen sie vermehrt zum Einsatz. Und: Im Extremfall gehört auch die Überwachung von Kindern zu den Aufgaben. Ronny Wipfli (29), Geschäftsführer der Zentralschweizer hw-security Gmbh, erklärt BLICK das Geschäft und analysiert objektiv die Rechnung zum Zürcher Fall Boris*.

In der Branche werden sogar höhere Summen veranschlagt

Sein überraschendes Fazit: «Ein fairer Preis. Auch wenn es im ersten Moment nicht so wirkt.» Im konkreten Beispiel kostete der Personenschutz für den Jungen 52 Franken pro Stunde. Das sind 1248 Franken im Tag, respektive knapp 40'000 im Monat. Inklusive Fahrkosten kommt man auf 50'000 Franken.

Wipfli dazu: «Meine Offerte wäre ähnlich.» Er spricht aus Erfahrung. Seine 35 Angestellten überwachen im Asylwesen Personen rund um die Uhr. Der Geschäftsführer erklärt: «Das läuft im Schichtbetrieb zu acht Stunden.» Und weiter: «Dafür reichen drei Leute nicht. Eine ständige Sicherheitsbetreuung benötigt mit Wochenend- und Ferienablösung sechs bis acht Angestellte.»

«Ein traumatisiertes Kind ist ein Risiko»

Doch braucht ein 12-jähriger Bub eine Rundum-Überwachung? «Ich kenne den Einzelfall nicht», sagt Wipfli. Aber: «Ein traumatisiertes Kind unter Medikamenten ist für sich und andere ein Risiko.» Brenzlige Situationen gehören zu seinem Job: «Eine Flasche auf dem Tisch wird schnell zur Waffe.»

Wipfli schwört deshalb auf qualifiziertes Personal und prüft jeden seiner Mitarbeiter: «Eine Überwachung heisst, immer aufmerksam bleiben und im Ernstfall sofort intervenieren.» Ein guter Sicherheitsmann kann mehr als zuschlagen: «Meine Leute kennen die Rechtslage und reagieren im Ernstfall mit verhältnismässigem Körpereinsatz.»

Doch der seriöse Geschäftsführer warnt: «Unter den zahlreichen Sicherheitsfirmen gibt es schwarze Schafe mit Billig-Personal.»

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